Museums-Stellwerk Armsheim - Link und Besuchsbericht




Für jeden, der (noch) nicht dabei ist, aber sich für den Verein interessiert

Re: Museums-Stellwerk Armsheim - Link und Besuchsbericht

Beitragvon Knipser1 » Fr 13. Okt 2023, 08:34

Horst Heinrich hat geschrieben:Lieber Guido,
lieben Dank für diesen Bericht.
Die Stellwerke in Armsheim durfte ich erstmals 1974 besuchen, anläßlich der letzten Zugfahrten Sprendlingen-Wöllstein und auf der Strecke Gau Odernheim - Osthofen. Mein in diesem Forum bekannter Onkel Hennes traf hier einen Fdl, der bei ihm um 1935 die Ausbildung zum Betriebsbeamten gemacht hatte. Ich konnte die Bedeutung dieser Begegnung damals kaum erfassen. Ein Beamter, der noch Eisenbahner gekannt hat, die schon beim Bau der Stellwerke im Dienst waren... was hätte es hier zu erzählen gegeben. Doch ich kleiner Freak war nur begeistert von dem Catwalk der Traktionen. 50er im Güterverkehr, ETA 150, VT 95 und 98, V 100, eine freche V 60 für Anschlußbedienungen (z.B. Malzfabrik Wallertheim), Treffpunkt aller Eisenbahner: Das gläserne "Gewächshaus" als Anbau des Fdl-Stellwerks auf Gleis 1. Dann tauchte die Bahnpolizei (im grünen T 2 - Bus) auf, im zugenagelten und zum Abriß vorgesehenen Bahnhof Gau-Bickelheim war eingebrochen worden. Und es roch nach Cannabis. Aber beim Eintreffen der Streife war alles ausgeflogen. Aus Wendelsheim näherte sich ein Skl - auch diese Besatzung ging flugs in den Stellwerksraum "erzählches austausche", wo auch Fahrkarten verkauft wurden, nicht ohne individuelle Kundenansprache: "Frau Corell, wo solls' dann hie gehe?" "Ei bei die Babett noch Kettenem, der giehts awai net so gut." "Ei dann scheene Griieß unn alles gude!" "Jo, richt ich aus, um sibbe sinn ich widder do."
Irgendwie stand man sich in Rheinhessen immer besonders nah. Auch wenn man sich offiziell erstmal fremd war.
In der Zuckerrübensaison war auch hier Ausnahmezustand. Da dieselte auch mal eine V 160 in Armsheim herum.
Diese Rheinhessensommer zwischen 1974 und 2004 werde ich nie vergessen.

Schön, dass die Armsheimer Stellwerker das alles irgendwie helfen zu bewahren.

Das einzige, was mich seit den 1980er Jahren am Stellwerk An stört, ist die Nut-und-Feder-Beplankung des ersten Stockwerkes.
Darunter befindet sich nämlich ein geniales Fachwerk...
Siehe hier: http://phpbb.hunsrueckquerbahn.de/phpBB ... hp?t=41951



Hallo Horst,

danke für die Ergänzung mit dieser schönen Geschichte aus dem Betriebsalltag.
Was war das früher schön aus solchen Nebenbahnen...

Zum Stellwerk kann ich dich beruhigen - natürlich ist die Freilegung des Fachwerks vorgesehen.
Aber es ist natürlich wie überall - viel Arbeit, wenig ehrenamtlich helfende Hände und wenig Geld.

In Armsheim steht jetzt erstmal die weitere Sanierung des Mauerwerks an, welches aber wohl recht ordentlich mit öffentlichen Mitteln im Rahmen des Denkmalschutzes gefördert wird.
Die Armsheimer Stellwerker sind recht geschickt, wenn es darum geht, öffentliche Töpfe anzuzapfen. Das Info-Faltblatt wurde z. Bsp. aus Mitteln der EU bezahlt.

Irgendwann wird man sich dann auch ans Fachwerk machen. Aktuell bietet die Verkleidung ja zudem noch guten Wetterschutz, daher wird das nicht als vordringlich gesehen.

Grüße

Guido
Knipser1
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von Anzeige » Fr 13. Okt 2023, 08:34

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Re: Museums-Stellwerk Armsheim - Link und Besuchsbericht

Beitragvon Dieselpower » Fr 13. Okt 2023, 11:09

Hallo Guido,

auch von mir herzlichen Dank für den Bericht und die jeweiligen Ergänzungen.
Den Wink mit dem Zaunpfahl mit den öffentlichen Fördertöpfen habe ich auch verstanden, bitte jedoch um Veständnis, daß ich da keinerlei Ahnung von habe - bis auf diese Sache mit der Sparkasse, die sich ja offenbar auch schon bezahlt gemacht hat (auch wenn es jetzt nur wieder für schnödes Heizöl draufgeht), und mir da auch ein wenig die Zeit fehlt. Über die personelle Situation bei Bahnens brauche ich Euch ja sicher nichts zu sagen, hinzu kommen neue Regeln in Betrieb und Ausbildung (EU, ich danke dir ein weiteres mal für sinnlosen Scheißdreck!), und mein verlängertes Schweiz-Wochenende im November (das gerade mal offenbar im 7. Anlauf schon wieder dank DB zu scheitern droht - diesmal ist es die Gäubahn, die Probleme macht) ist der erste Urlaub seit der Harzwoche 2020. Ich bin also niemandem böse, wenn er das übernehmen möchte mit dem Anzapfen der Fördertöpfe.... ;)

In diesem Sinne...weiterhin ein gemeinschaftliches "Wohlan!" und schöne Grüße,

Marko
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Re: Museums-Stellwerk Armsheim - Link und Besuchsbericht

Beitragvon Horst Heinrich » Mo 16. Okt 2023, 19:26

Knipser1 hat geschrieben:
Hallo Horst,

danke für die Ergänzung mit dieser schönen Geschichte aus dem Betriebsalltag.
Was war das früher schön aus solchen Nebenbahnen...

Zum Stellwerk kann ich dich beruhigen - natürlich ist die Freilegung des Fachwerks vorgesehen.
Aber es ist natürlich wie überall - viel Arbeit, wenig ehrenamtlich helfende Hände und wenig Geld.

In Armsheim steht jetzt erstmal die weitere Sanierung des Mauerwerks an, welches aber wohl recht ordentlich mit öffentlichen Mitteln im Rahmen des Denkmalschutzes gefördert wird.
Die Armsheimer Stellwerker sind recht geschickt, wenn es darum geht, öffentliche Töpfe anzuzapfen. Das Info-Faltblatt wurde z. Bsp. aus Mitteln der EU bezahlt.

Irgendwann wird man sich dann auch ans Fachwerk machen. Aktuell bietet die Verkleidung ja zudem noch guten Wetterschutz, daher wird das nicht als vordringlich gesehen.

Grüße

Guido


Ich hätte auch in puncto "Wiederherstellen des ursprünglichen Zustandes" nichts anderes von den Armsheimer Stellwerkern erwartet. Echte Eisenbahner und Könner wie Kenner eben.
Ja die Geschichten aus Rheinhessen... ich war derart ins Bahngeschehen "verstrickt", jeder hätte geglaubt, daß ich mal bei der Bahn "lande".
Aber damals, 1977, als ich die Mittlere Reife erworben hatte und meine Gymnasiallaufbahn eigentlich abbrechen wollte (zum Schrecken von Eltern und Anverwandten), war die DB schon im Abwärtstrend. Zudem hatte ich gute Noten, obgleich ich keine akademische Karriere anstrebte - Protest aus Prinzip halt. Im Sommer 1977 sah ich mir alles an, fuhr alleine oder in Begleitung meiner Onkel Arno und Hennes Bahnstrecken, Bw's und andere DB-Dienststellen ab, war von den letzten Dampfloks genauso begeistert wie von den roten Bahnbussen mit dem runden Arsch (Magirus Saturn), ließ mir von Onkel Hans (General) die Luftwaffe zeigen (Büchel und Pferdsfeld) mit einer Karriere als Starfighter-Pilot, ich fand den Metzgerberuf (kleiner Betrieb mit eigener Schlachtung)toll aber auch den eines Notars (Bekannter der Oma, der mit seiner Frau kinderlos geblieben war, und meine präzise Formulierungskunst bewunderte, mir das Notariat übergeben hätte) , besuchte die Tante im Apotheker-Nachtdienst und fand auch das toll, ach, man war verwirrt.

Nach den Sommerferien ging ich dann doch in die 11 und blieb bis zum Abitur hier.
Danach, immer noch unentschlossen. Doch Bahn, doch Starfighter-Pilot, Jurist, Apotheker; Metzgerlehre mit 1,7er Abi...???

Dann bewarben sich meine zwei besten Freunde, Arztsöhne, um einen Medizinstudienplatz. Und büffelten wie bekloppt. Damals schon obligatorisch, der TMS. Ich ging mit, aus Solidarität. Die beiden Kumpel: Durchgefallen - ich, ohne jegliche Vorbereitung: Bestanden.

So kam ich zum Medizinstudium.
Ein kleiner Wimpernschlag des Schicksals und ich wäre heute... Bundesbahndirektor, oder Oberst der Luftwaffe a.D., Apotheker, Notar oder nicht minder erfüllt Metzgermeister. So kann's gehen.

Aber die rheinhessisch-pfälzischen Bahngeschichten, die ich erlebt habe, möchte ich niiiiie missen - und irgendwann schreibe ich sie alle mal auf. Hier in diesem Forum.
Die Gesellschaft im 21.Jahrhundert: Bei vielen nichts anderes als das Fortleben des prähistorischen Menschen unter der dünnen Schale der Zivilisation.
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Re: Museums-Stellwerk Armsheim - Link und Besuchsbericht

Beitragvon Rolf » Mi 18. Okt 2023, 11:55

Horst Heinrich hat geschrieben:...Aber die rheinhessisch-pfälzischen Bahngeschichten, die ich erlebt habe, möchte ich niiiiie missen - und irgendwann schreibe ich sie alle mal auf. Hier in diesem Forum.

Ich freue mich darauf! Die Geschichten lese ich immer besonders gerne!
Rolf
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