Horst Heinrich hat geschrieben:Lieber Guido,
lieben Dank für diesen Bericht.
Die Stellwerke in Armsheim durfte ich erstmals 1974 besuchen, anläßlich der letzten Zugfahrten Sprendlingen-Wöllstein und auf der Strecke Gau Odernheim - Osthofen. Mein in diesem Forum bekannter Onkel Hennes traf hier einen Fdl, der bei ihm um 1935 die Ausbildung zum Betriebsbeamten gemacht hatte. Ich konnte die Bedeutung dieser Begegnung damals kaum erfassen. Ein Beamter, der noch Eisenbahner gekannt hat, die schon beim Bau der Stellwerke im Dienst waren... was hätte es hier zu erzählen gegeben. Doch ich kleiner Freak war nur begeistert von dem Catwalk der Traktionen. 50er im Güterverkehr, ETA 150, VT 95 und 98, V 100, eine freche V 60 für Anschlußbedienungen (z.B. Malzfabrik Wallertheim), Treffpunkt aller Eisenbahner: Das gläserne "Gewächshaus" als Anbau des Fdl-Stellwerks auf Gleis 1. Dann tauchte die Bahnpolizei (im grünen T 2 - Bus) auf, im zugenagelten und zum Abriß vorgesehenen Bahnhof Gau-Bickelheim war eingebrochen worden. Und es roch nach Cannabis. Aber beim Eintreffen der Streife war alles ausgeflogen. Aus Wendelsheim näherte sich ein Skl - auch diese Besatzung ging flugs in den Stellwerksraum "erzählches austausche", wo auch Fahrkarten verkauft wurden, nicht ohne individuelle Kundenansprache: "Frau Corell, wo solls' dann hie gehe?" "Ei bei die Babett noch Kettenem, der giehts awai net so gut." "Ei dann scheene Griieß unn alles gude!" "Jo, richt ich aus, um sibbe sinn ich widder do."
Irgendwie stand man sich in Rheinhessen immer besonders nah. Auch wenn man sich offiziell erstmal fremd war.
In der Zuckerrübensaison war auch hier Ausnahmezustand. Da dieselte auch mal eine V 160 in Armsheim herum.
Diese Rheinhessensommer zwischen 1974 und 2004 werde ich nie vergessen.
Schön, dass die Armsheimer Stellwerker das alles irgendwie helfen zu bewahren.
Das einzige, was mich seit den 1980er Jahren am Stellwerk An stört, ist die Nut-und-Feder-Beplankung des ersten Stockwerkes.
Darunter befindet sich nämlich ein geniales Fachwerk...
Siehe hier: http://phpbb.hunsrueckquerbahn.de/phpBB ... hp?t=41951
Hallo Horst,
danke für die Ergänzung mit dieser schönen Geschichte aus dem Betriebsalltag.
Was war das früher schön aus solchen Nebenbahnen...
Zum Stellwerk kann ich dich beruhigen - natürlich ist die Freilegung des Fachwerks vorgesehen.
Aber es ist natürlich wie überall - viel Arbeit, wenig ehrenamtlich helfende Hände und wenig Geld.
In Armsheim steht jetzt erstmal die weitere Sanierung des Mauerwerks an, welches aber wohl recht ordentlich mit öffentlichen Mitteln im Rahmen des Denkmalschutzes gefördert wird.
Die Armsheimer Stellwerker sind recht geschickt, wenn es darum geht, öffentliche Töpfe anzuzapfen. Das Info-Faltblatt wurde z. Bsp. aus Mitteln der EU bezahlt.
Irgendwann wird man sich dann auch ans Fachwerk machen. Aktuell bietet die Verkleidung ja zudem noch guten Wetterschutz, daher wird das nicht als vordringlich gesehen.
Grüße
Guido