Rodrigo Gebhard ist verstorben

Bereits am 23.August 2023 verstarb 76-jährig in Bad Kreuznach Rodrigo Gebhard. Im Hauptberuf US-Luftwaffenoffizier, gehörte seine Leidenschaft der Photographie und hier insbesondere den Schwerpunkten Eisenbahn und Militär. Er betrieb eine sagenhafte Homepage mit größtenteils sehr selten Aufnahmen aus dem Eisenbahnverkehr und dem Militärbetrieb. So gehörte er der Besatzung des legendären Bunker Erwin bei Börfink an und nach dessen Stillegung veröffentlichte er viele einst streng geheime Bilder vom dortigen Tagesgeschäft der 1970er bis 1990er Jahren. Daneben dokumentierte er vornehmlich das Bahngeschehen im Südwesten von Rheinland-Pfalz. Im Nachbarforum MRF nannte er sich 'Stellwerk'. Die eigene Homepage ist leider abgeschaltet. Sein Tod macht mich sehr betroffen. Ich hoffe, es geht ihm jetzt gut.

Interessant, wer sich so alles hinter den Pseudonymen versteckt. Möge er in Frieden ruhen.

Wenn er im Kalten Krieg im Bunker Erwin tätig war, war er womöglich militärischer Fluglotse. Die meisten Offiziere in diesen Bunkern waren nämlich Fluglotsen. Ich habe meinen Wehrdienst in einem solchen Führungsbunker als Fluglotsenassistent abgeleistet (1982), nämlich im NATO-Führungs-Bunker Paulsberg in Uedem (dort ist heute das oberste Luftverteidigungsführungszentrum für ganz Deutschland). Es war wirklich unglaublich spannend und absolut faszinierend, was sich da unter der Erde in einem riesigen Atombunker abgespielt hat. Die Zentrale sah aus wie das Raketenkontrollzentrum in Houston in den USA und war für damalige Verhältnisse absolut futuristisch. Die wenigen Wehrpflichtigen, die es auf diesen begehrten Job geschafft hatten, mussten den Fluglotsen zuarbeiten und bekamen sehr viele Spannendes mit. Ich könnte ein Buch darüber schreiben.

Hallo Rolf, was er im Erwin genau gemacht hat, wurde nie bekannt. Er war vom Dienstrang her Colonel und allein daß er zu allem Zugang hatte und mit einer privaten Kamera Aufnahmen machen konnte, ließ einiges erahnen. Er war lustig, freundlich und bescheiden, seinen Auftrag hat er nie infrage gestellt, was zu tun ist, im Falle eines Falles, das hätte er getan. Er war aber immer froh, es nie getan zu haben.

Das Objekt Börfing war ein CRC, ein sogenanntes Control and reporting center, so wie das CRC in Uedem, wo ich meinen Wehrdienst abgeleistet habe. Kommandant der ganzen Einheit (Regiment) war ein Oberst. Der Kommandant des Bunkers war nur ein Oberstleutnant. Wenn Rodrigo Oberst war, muss er eine ähnliche Funktion bekleidet haben, zumal er vermutlich nur in dieser Funktion (als Kommandant der ganzen Einheit) so frei sein konnte, sich über das äußerst strenge Fotografierverbot hinwegzusetzen. Die Fotos würden mich daher sehr interessieren, es dürfte kaum welche dieser einstmals streng geheimen Führungsbunker geben. Dort wurde nämlich nicht nur der Luftraum überwacht, sondern auch die ganze Luftabwehr koordiniert und geleitet.

Hallo Rolf, ich könnte mir heute in den Ar... beißen, daß ich nicht mal ein paar Bilder gespeichert habe, aber wer konnte ahnen, dass es mit Rodrigo so schnell geht. Der Bunker war nicht Rodrigos letzte Verwendung, meines Wissens beendete er nach einer Verwendung in Ramstein (nachdem Börfink geschlossen war) seinen aktiven Dienst 2006 oder 2007 im NATO-Hauptquartier in Brüssel.