Dieselpower hat geschrieben:HInzu kommt bei ihm - das weiß ich aus eigener Erfahrung - eine bei vielen Bundesbahnern auch heute noch vorhandene generelle Abneigung gegen alles "private" auf der Schiene.
Was im Jahre 2022 eigentlich seltsam ist, so ist die Durchmischung von DBlern und Privaten durch Fluktuation, Betreiberwechsel etc. heute inzwischen sehr umfassend. So ist ein guter Freund von mir durch die abellio-Pleite auch wieder "verstaatlicht" worden. Sein Werdegang: Reichsbahn - Bundesbahn - DB AG - WEBA - abellio - DB AG.
Manch einer wirft mir, wenn ich in meine Bundesbahn-Wiedereinführungsträume verfalle, ja entgegen, daß das, was ich mache (selbständiger Dienstleister) ja nur aufgrund des Privatisierungsgedöns möglich sei. Daraufhin erwidere ich immer: Nun ja, vielleicht wäre ich andernfalls heute ein Bundesbahnbeamter im gehobenen Dienst.
Ich kenne keinen "privaten" Lokführer, der nicht sofort mit einem beamteten Berufskollegen tauschen würde, allein schon, wenn er mal die Altersbezüge vergleicht, denn das Gehalt in der aktiven Zeit ist nur die eine Seite der Medaille.
Daß die Grunddienstleistungen eines Volkes privatwirtschaftlich besser erbracht werden können als vom Staat ist ein längst überholter Ansatz aus der Mottenkiste der Volkswirtschaftslehre. Müßte hier kostendeckend betriebswirtschaftlich kalkuliert werden, fände Schienenverkehr nur noch auf 10.000 Streckenkilometern statt, die Deutsche Telekom würde in Orten unter 200 Einwohnern gar keine Anschlüsse mehr herstellen bzw. unterhalten, die Zustellung von Briefen auf dem Land gäbe es nur noch einmal wöchentlich, Gemeinden mit überwiegend älteren und nicht so steuerkräftigen Einwohnern könnten sich weder Müllabfuhr, noch Wasser und Abwasser leisten.
Die Abschaffung der Staatsbahn war nicht nur ein ökonomischer Fehler, das Experiment verschlingt auch heute noch Milliarden durch absurde Strukturen, sinnlose Verkehrsverbünde und völlig überflüssige, kostspielige Begutachtungen zu allen möglichen Themen. Derselbe Gutachter bringt mit einer schamlosen Dreistigkeit einmal eine positive, dann negative NKU etwa zur Eifelquerbahn hervor. Das ist heute kein Kunststück mehr, alles auf Kosten der Steuerzahler.
Das alles wissen auch die Bundesbahner und sie können doch einem privaten Dienstleister nicht böse sein, wenn er den Markt bedient, der eine Nachfrage stellt.
Dabei verliert natürlich die DB auch immer mal wieder Strecken, weil Mitanbieter durch mindere Qualität günstigere Preise bieten können, aber daß das möglich ist, ist der Politik vorzuwerfen, nicht den Mitanbietern und ihren Mitarbeitern.
Wenn also die DB die Strecke Limburg-Andernach-Kaisersesch verlieren würde und Ralf Kollig damit seinen wohnortnahen Arbeitsplatz, wäre das den Staatslenkern in Berlin anzulasten, nicht dem privaten EVU.
Wir werden aber, so meine Erwartung, schon in absehbarer Zeit wieder sukzessive zu staatlichen Betrieben und beamteten Mitarbeitern zurückkehren, denn der öffentliche Dienst hat ein gewaltiges Problem, gutes Personal zu gewinnen. Und da er mit den Gehältern der "freien" Wirtschaft nicht mithalten kann, die Renten aber gleichzeitig bescheiden ausfallen, bleibt nur die Aussicht auf eine gute Beamtenpension, die einen Job beim Staat interessant macht.
Hier im Hunsrück sucht ein Wasserwerk mit großer Talsperre, ein interessantes vielfältiges Aufgabengebiet mit Dienstsitz inmitten der Natur einen technischen Geschäftsführer. Die Stelle ist mit TvÖD E 15 bewertet. Das sind bei Steuerklasse II 37600 Euro netto im Jahr.
Die Rente würde dann rund 25000 Euro betragen.
Der frühere Stelleninhaber war Beamter A 15, er nimmt 43000 Euro Pension mit nachhause.
Alle hoch qualifizierten Bewerber haben unisono kundgetan, daß sie für diesen Kleckerbetrag nicht zu haben sind. Jetzt muß sich der Zweckverband was einfallen lassen, sonst bleibt die Stelle wohl unbesetzt.
Die Gesellschaft im 21.Jahrhundert: Bei vielen nichts anderes als das Fortleben des prähistorischen Menschen unter der dünnen Schale der Zivilisation.