Aktuelles von der Hunsrückbahn




Alles, was sich so in jüngster Vergangenheit ereignet hat oder sich ereignen wird

Re: Aktuelles von der Hunsrückbahn

Beitragvon Horst Heinrich » Fr 27. Aug 2021, 12:09

Hallo zusammen,

bei der Magnetschwebebahn Hunsrück war mal an eine Fahrtdauer Mainz-Büchenbeuren von etwa 30 Minuten gedacht.
Das wäre ein Renner gewesen, aber, wie gesagt: Komplette Neutrassierung, wenige Zustiegspunkte, extrem hohe Kosten.

Bei der Altstrecke lassen sich wegen der Topographie keine nennenswerten Begradigungen realisieren, phasenweise Tempo 100 ginge, aber das allenfalls auf 20% der Strecke.

Dann kommt auch hier das von Marko angerissene Problem des Überganges auf die ohnehin überlastete Hauptstrecke mit der Gefahr, daß sich Verspätungen bilden und Anschlußzüge nicht erreicht werden, ohnehin müßte man der besseren Akzeptanz wegen vom Hunsrück nach Mainz und umgekehrt durchfahren ohne Umsteigen, am besten bis Frankfurt.
Am Hahn ließe sich direkt am Gleis eine riesige, gut erreichbare P+R-Anlage realisieren, selbstverständlich mit kostenfreiem Parken.


Aber alles hängt an Fahrpreis und Fahrtdauer.

Wenn man die Neigetechnik einsetzen würde könnte man auf einem entsprechend optimierten Oberbau die Relation Büchenbeuren - Mainz in ca. 80 Minuten schaffen, das sind 20 Minuten länger als mit dem Pkw. Ab Simmern, denke ich, würden sich dann aber Richtung Rhein die Züge eher füllen, weil die Autobahnen um Mainz chronisch verstopft sind und auch die Zufahrt aus dem Guldenbachtal zur A 61 etwas nervig ist. Hier könnte die Bahn auch dank der wachsenden Orte im östlichen Hunsrück interessant sein.

Der DB würde ich einen Stufenplan empfehlen.

1. Schnelle Reaktivierung und Inbetriebnahme Simmern - Langenonsheim (das darf nun nicht noch 10 Jahre dauern).
2. Weiterführung bis Kirchberg
3. alsdann Abschnitt 3 bis Büchenbeuren.

Bis zur Realisierung von 2. und 3. hätte man Erfahrungen mit dem ersten Abschnitt gesammelt und die Menschen könnten sich schon einmal für die Bahn begeistern.

Das alles sind aber solange Phantastereien, bis aus Politik und Öffentlichkeit der Druck kommt, das Projekt auch zügig zu starten.
Im Augenblick wird das ganze zwischen Kommunen, Land, Bund und Bahn hin- und hergeschoben.

Meine persönliche Vermutung: Weder Bund noch Land wollen die Reaktivierung überhaupt noch und hinter den Kulissen hat man sich längst abgesprochen, nur kann man diese Nachricht jetzt politisch nicht gebrauchen und man versendet schwammige Statements.
Doch der Abbau wie im Saarland ist schon logistisch in trockenen Tüchern.

Ergänzung (28.08.2021)

Die zuvor erwähnte Schnellbahn Rhein-Main-Hunsrück sollte zusätzlich zur Bestandsstrecke, die aber ebenfalls reaktiviert werden sollte (mit einer Höchstgeschwindigkeikt von 80 km und nur als Güterzugstrecke) entstehen.
Auf der Schnellbahn war eine Höchstgeschwindigkeit von 160 km/h vorgesehen.

Hier der geplante Verlauf, der alleine deshalb umstritten war, weil ab Rheinböllen ein Neubauabschnitt durch den Binger Wald entstehen sollte.
Bild

Wolfgang Brandt vom Mainzer Innen- und Strukturministerium hatte 2007 vorgerechnet, daß die Schnellbahn erst ab einer Passagierzahl von 12 Millionen am Flughafen Hahn rentabel sei. An diese Zahlen glaubte man damals wirklich. Man sprach vom Erfolgsmodell Hahn, von Jobmotor...
Zum Bau der Schnellbahn wurde im Landesentwicklungsplan IV ein 300m breiter Korridor entlang der B 50 als Vorrangfläche ausgewiesen und für eine Überplanung gesperrt.
Das sorgte 2019 für Unmut in der Verbandsgemeinde Kirchberg, da die Flächen hier dringend für die Erweiterung der Gewerbegebiete benötigt werden.
An eine Schnellbahn glaubt hier keiner mehr...

2004, als vor 17 Jahren, hatte der damalige Flughafenchef Schumacher angemahnt:
"Wir brauchen keine Schnellbahn in 2o Jahren, sondern schnell eine Bahn zum Hahn - jetzt." (Zur Polit-Utopie einer Transrapidverbindung zwischen Frankfurt, dem Rhein-Main-Flughafen und Hahn)
Zuletzt geändert von Horst Heinrich am Sa 28. Aug 2021, 10:44, insgesamt 5-mal geändert.
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Re: Aktuelles von der Hunsrückbahn

Beitragvon Rolf » Sa 28. Aug 2021, 09:33

Dieselpower hat geschrieben:Hier im Westerwald wird seit Jahren von der "Beschleunigung" der Strecke Limburg - Altenkirchen -Au gelabert. Von "bis zu" 90 km/h ist die Rede, die Radien lassen aber eher max. 70 oder 80 zu, die 90 km/h dürften nur in einem einstelligen Prozentbereich liegen. Simulationen haben ergeben, daß dies einen Fahrzeitgewinn auf der Gesamtstrecke von 6 Minuten (!) bringen würde - auf Deutsch "für'n Arsch". Zumal eine einzige Verspätung durch Kreuzungen sich stundenlang durch den Fahrplan ziehen würde. Nur eine beschleunigter Zug, wie wir ihn derzeit ansatzweise bei den Durchläufern Limburg - Siegen u.z, haben, welche - ziemlich willkürlich ausgewählt - zwischen Langenhahn und Erbach drei Haltepunkte auslassen, wäre die einzige Möglichkeit, wirklich brauchbare Fahrzeitgewinne zu erzielen. Ich würde den Planern einen Blick in alte Kursbücher empfehlen, und sich an den alten Heckeneilzügen zu orientieren.

Wenn das in dem speziellen Fall so wenig bringt, steht der Aufwand natürlich in keinem so günstigen Verhältnis. In Bonn hat man die Ausfahrt aus dem Hauptbahnhof in Richtung Duisdorf vor ein paar Jahren ausgebaut und die V/Max von 40 auf 80 erhöht, was einigen signifikanten Fahrtzeitgewinn gebracht hat. Solche Maßnahmen halte ich für absolut sinnvoll. Ich bin kein Bahnexperte, kann die Situation als langjähriger Berufspendler aus Nutzerperspektive allerdings ziemlich gut einschätzen. Zuverlässigkeit, Praktikabilität und Schnelligkeit sind zentrale Kriterien. Kein Pendler möchte unnötig lange in der Bahn verbringen. Ich bin auf der Relation Bonn -> Köln-Deutz sogar extra einmal mehr umgestiegen, um den Fahrtzeitgewinn des damals neu eingeführten RE 5 nutzen zu können. Ohne den RE wäre ich bei der Fahrgemeinschaft geblieben, die sich gerade erst aus Frust über die Fahrtzeiten, häufige Verspätungen und Unzuverlässigkeit der Bahn entwickelt hatte. Nur über ein gutes Angebot lässt sich der Verkehr von der Straße auf die Bahn verlagern. Ich verstehe daher nicht, warum die Neigetechnik in Deutschland nicht weiterverfolgt wurde. Aus meiner Sicht was das ein großer Fortschritt, aber die Chance wurde fahrlässig vergeben. Dabei kann man in Italien, wo ich oft gerne unterwegs bin, sehr gut beobachten, wie gut der Pendoliono angenommen wird und ehemals totgesagte Verbindungen mit guten Fahrtzeiten und schönen Zügen wiederbelebt wurden. Und selbst im Schnellverkehr hängen uns die Italiener mittlerweile ab. Vor ein paar Wochen sind wir mit den Freccerosse von Rom nach Neapel und zurück gefahren. Der Zug an sich ist nicht besser als unser ICE, aber das Tempo ist beeindruckend und der Zug saust außerhalb der Zentren kontinuierlich mit 300 km/h zwischen den Metropolen hin und her. Bei diesen sagenhaften Fahrtzeiten ist die Bahn unschlagbar. Bahnfahren in Italien macht mittlerweile richtig Spaß und selbst die Bahnhöfe sind inzwischen schöner und sicherer als bei uns (auch wenn's drumherum aussieht wie in Afrika). Kurzum: Fahrtzeit, dann Sicherheit, Komfort und Zuverlässigkeit sind aus meiner Sicht entscheidend, nicht so sehr die abseitige Lage von Landbahnhöfen, wenn ich dort mein ohnehin vorhandenes Kfz abstellen kann.
Zuletzt geändert von Rolf am Sa 28. Aug 2021, 22:09, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Aktuelles von der Hunsrückbahn

Beitragvon Horst Heinrich » Sa 28. Aug 2021, 09:50

Rolf hat geschrieben: Fahrtzeit, dann Sicherheit, Komfort und Zuverlässigkeit sind aus meiner Sicht entscheidend, nicht so sehr die abseitige Lage von Landbahnhöfen, wenn ich dort mein ohnehin vorhandenes Kfz abstellen kann.


Das sehe ich genauso, diese Abstellflächen sind aber im Hunsrück nicht mehr überall verfügbar, denn die DB hat hier fleißig Ausverkauf betrieben, oft gehört ihr nur noch die Fläche des Hauptgleises.
Gute P+R-Anlagen könnte man aber auch an der Hunsrückbahn noch etwa alle 10 km realisieren.
Wie gesagt, es braucht hier öffentlichen und politischen Druck aus der kommunalen Ebene.

Das lange Drama von der Bahn zum Hahn ist u.a. hier sehr gut dokumentiert:

https://hahn.fluglaerm.de/eisenbahn_titel.html
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Re: Aktuelles von der Hunsrückbahn

Beitragvon Dieselpower » Sa 28. Aug 2021, 12:45

Auch GB ist da ein super Beispiel....
In den letzten Jahren hat man ganze Regionen zentral an das Hochgeschwindigkeitsnetz angeschlossen. Gut, hier reden wir von 160-200 km/h (100-125 mph), die jedoch kontinuierlich bis fast ins Stadtzentrum, aber bei 112 km/h (70 mph) Spitze auf Autobahnen ist das natürlich flott. Schnellstraßen erlauben hier 80-96 km/h (50-60 mph).

Es wurden auf der grünen Wiese an den schnellen Hauptstrecken (mainlines) "Parkway"-Stationen eröffnet, die über riesige Parkflächen verfügen, ans Regionalbahnnetz sinnvoll angebunden sind, und noch ein Spinnennetz an Zubringerbussen aufweisen, deren Fahrzeiten sich an denen der Fernzüge orientieren. Also nix mit Übernachten im Parkwaybahnhof, weil der letzte Bus weg ist....Die Stationen selbst sind modern, zweckmäßig und serviceorientiert, so gibt es in "East Midlands Parkway" (Wie der Name schon sagt, keiner Stadt zugeordnet, sondern der ganzen Region der östlichen Midlands) nicht nur (fußboden)beheizte Warteräume, einen besetzten Fahrkartenschalter neben Automaten für Eilige, ein Bistro und Snackautomaten sowie selbstverständlich eine saubere, intakte Toilettenanlage für die Reisenden. Eine ordentliche Fahrgastinformation und freies W-LAN sind ja eh selbstverständlich - dort zumindest.

https://en.wikipedia.org/wiki/East_Midl ... ay_station

Nach London kommt man selbst nach Zubringerbusfahrt aus den angeschlossenen Orten nun viel schneller, als je zuvor - und deutlich schneller als mit dem Auto. Ein zukunftsweisendes Konzept in einem eisenbahnfreundlichen Land.
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Re: Aktuelles von der Hunsrückbahn

Beitragvon Horst Heinrich » Mi 22. Sep 2021, 17:10

Die Rhein-Zeitung hat jetzt eine Umfrage bei den vier Direktkandidaten des Hunsrückes für die Bundestagswahl gemacht, unter anderem zur Zukunft der Hunsrückbahn.

Frage: Gehört zur Verbesserung des ÖPNV auch zwingend die Reaktivierung der Hunsrückquerbahn?

Das sind die Antworten:

Dr.Marlon Bröhr (CDU)
Grundsätzlich freue ich mich als Landrat des Rhein-Hunsrück-Kreises über jedwede zusätzliche Investition in unsere Infrastruktur. Insbesondere, wenn sie Dritte bezahlen sollen. Bei allen Lobgesängen auf den ÖPNV dürfen wir allerdings nicht vergessen, dass im ländlichen Raum gleich aus mehreren Gründen auch weiterhin der Individualverkehr die tragende Säule der Mobilität bleiben wird.

Julian Joswig (Grüne)
Ja. Wir Grüne setzen uns auf allen politischen Ebenen – im Kreistag, im Landtag, als Teil der Landesregierung sowie auf Bundesebene – für Schienenreaktivierungen und eine Zukunft der Hunsrückquerbahn ein. Der Hunsrück verdient einen Anschluss an das Rhein-Main-Gebiet, die Reaktivierung ist wichtiger Beitrag für die regionale Infrastruktur und Wertschöpfung. Für die Zukunft des ländlichen Raums setzen wir auf einen klugen Mobilitätsmix aus attraktiven, öffentlichen Angeboten und nachhaltigem Individualverkehr.

Carina Konrad (FDP)
Wir brauchen eine Kosten-Nutzen-Analyse und nachhaltige Mobilitätskonzepte für den ländlichen Raum. Wir sollten Mobilität neu denken, damit junge Menschen mobil werden und Pendler ihren Arbeitsplatz erreichen, damit Landleben für Familien attraktiv bleibt, Touristen gerne kommen und ältere Menschen auch zum Arzt kommen, wenn sie selbst nicht mehr fahren können. Die turnusgemäße Forderung vor Wahlen nach der Reaktivierung der Hunsrückbahn scheint mir kein ehrlicher Beitrag zur Verbesserung der Mobilität zu sein. Kosten, Nutzen, Klimawirkung und Anliegen der Anwohner müssen miteinander abgewogen werden. Mehr Bürgerbusse, der Ausbau und Bau von Radschnellwegen für E-Biker, Car- Sharing als Ergänzung zu Mitfahrerkonzepten, Führerschein mit 16 für junge Menschen, die ihren Ausbildungsplatz erreichen müssen, regelmäßige Busverbindungen in die Ballungsgebiete und viele andere Mobilitätsideen lassen sich umsetzen.

Michael Maurer (SPD)
Langfristig sehe ich die Reaktivierung der Hunsrückbahn als richtigen Schritt hin zur Verkehrswende.
Der jetzige ÖPNV mit dem großen Angebot an Busverbindungen ist zwar gut, aber zu teuer. Der Rhein-Hunsrück-Kreis hat hier – trotz entsprechender Aufforderung der Kreisgremien – seine Hausaufgaben noch nicht gemacht, durch entsprechende Werbemaßnahmen für mehr Attraktivität zu sorgen. Für die Zukunft wünsche ich mir zumindest für Kinder und Jugendliche einen kostenlosen ÖPNV.

Heinz Alfred Wössner (Freie Wähler)
Es müssen alle Möglichkeiten genutzt werden, den ÖPNV zu verbessern. Insofern gehört hierzu auch die Reaktivierung von stillgelegten Bahnstrecken. Intakte Straßen und Schienenwege sind für eine moderne und nachhaltige Infrastruktur zwingend notwendig:

Hermann Krämer (Wahlrechtsreform)
Ja! Die Nutzung des ÖPNV muss generell kostenlos angeboten werden. Es sollte eine rein staatliche, tarifneutrale Aufgabe sein, um eine verlässliche Sicherstellung der Verbindungen zu gewährleisten. Die Finanzierung kann durch meine vorgeschlagene Reduzierung der Anzahl der Bundestagsabgeordneten auf maximal 598 geschehen.

Wolfgang Link (Die Basis)
Hier sollten Erhebungen zu Fahrgastzahlen gemacht werden, um zu klären, ob ein diesbezüglicher Bedarf besteht. Dann sollte eine Bürgerbefragung zur Feststellung der Akzeptanz erfolgen. Im übrigen sollten Busverbindungen nicht nur zu Schulzeiten angeboten werden, damit auch während der Ferienzeiten Einkaufe oder Arztbesuche mit dem Bus möglich sind:

Wolfgang Barsuhn (Volt)
Zwingend nicht – aber es wäre eine erhebliche Verbesserung des ÖPNV. Es gab schon am 5. Juli 2007 ein Planungsvorhaben mit DB Netz zur Reaktivierung der Strecke. In 14 Jahren wurde die Planungsphase nicht verlassen. Das muss sich unbedingt ändern.
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Re: Aktuelles von der Hunsrückbahn

Beitragvon Horst Heinrich » Mo 18. Okt 2021, 10:03

Die Landesregierung plant die Reaktivierung der Hunsrückbahn erst mal nur bis Simmern.

Hier klärt der Landtagsabgeordnete Tobias Vogt (CDU) über die Zusammenhänge auf:

https://www.cdurhk.de/aktuelles/2021/la ... n-pruefen/

Aus dem CDU-Bericht:

Nachdem die kürzlich bekannt gewordenen angeblichen Bemühungen der Bahn um einen Verkauf der Strecke schon für Unruhe gesorgt haben, führen die jetzigen Überlegungen der Regierung zu weiteren Irritationen und Befürchtungen, dass große Teile des Hunsrücks bei einer Hunsrückbahn-Reaktivierung nicht angebunden werden. „Die Landesregierung darf nun nicht mit solchen unausgegorenen Planspielen die Menschen im Hunsrück weiter verunsichern. Sie muss ihren zahlreichen Ankündigungen endlich Taten folgen lassen.

Mein Kommentar hierzu:

Das was die derzeitige Mainzer Regierung da plant, ist ein Schlag ins Gesicht von 50.000 Menschen zwischen Simmern und Morbach.
Wieder einmal werden ganze Regionen von einer modernen Nahverkehrspolitik abgehängt, wieder einmal zählt die Landbevölkerung in Mainz nichts. Eine Ampelkoalition für privilegierte Bewohner der ballungsraumnahen Regionen - das kennen wir ja aus Rheinhessen. Je weiter man ins Hinterland kommt, desto kaputter werden Möglichkeiten und Infrastruktur.

Der Kirchberger Raum etwa, der sich mit den Kräften des kreativen Mittelstands bemüht, Arbeitsplätze und Wohnstätten zu schaffen, wird bei der Schienenverkehrsplanung ignoriert.
Aus dem CDU-Text klar erkennbar: Die Landesregierung hat den Flughafen Hahn begraben. Endlich, könnte man sagen, jedoch hätte man diese Notbremse viel früher ziehen müssen, denn den "Jobmotor Hahn", der mehr als 600 Millionen Euro Subventionen verschlungen hat, hat es nie gegeben und dementsprechend war eine Bahnreaktivierung in Wirklichkeit nie ernsthaft geplant.

Wieder einmal wird auch das grüne Gelaber von CO2-Vermeidung und Verkehrswende entlarvt: Alles nur Lüge und Täuschung.

Der Abbauzug zwischen Hermeskeil und Simmern kann kommen.

Ähnliche Töne werden im Raum Birkenfeld/Morbach angeschlagen. Hier geben viele Politiker, darunter der Verbandsbürgermeister von Birkenfeld der Hunsrückbahn bis Hermeskeil große Chancen. Doch auch hier winkt die grüne Staatsekretärin Katrin Eder ab:

Aus einem Bericht der Rhein-Zeitung über den Besuch Eders bei der Nationalparkversammlung vom 18.10.2021

Hybridzüge im Hunsrück?
Die Vertreter der kommunalen Familie nutzten die Gelegenheit, die neue Staatssekretärin mit Fragen zu konfrontieren. Etwa zur Bahnanbindung: Achim Zender aus Hoxel, der als Vertreter des Landkreises Bernkastel-Wittlich anwesend war, wollte wissen, wie Eder zur Zukunft der Hunsrückbahn stehe:
Expresslinie zum Hahn? Fortführung als Touristenbahn bis zum Erbeskopf?
Oder doch eher eine Umwidmung zum Radweg, wie es mit dem saarländischen Streckenteil geschehen sei?

Die Regierungsvertreterin wollte sich nicht festlegen lassen: „Sie werden da von mir kein Nein hören.“ Sie bezweifelt allerdings, ob sich der Personenverkehr zum Flughafen Hahn noch trägt. Eder brachte neuartige Hybridzüge mit E-Unterstützung ins Gespräch, die die Orte an der Strecke erschließen könnten. Sie verwies aber darauf, dass solche Planungen lange Zeit in Anspruch nähmen, zumal es derzeit viele zerstörte Bahnlinien in der Eifel und an der Ahr gebe.

Versammlungsleiter Bernhard Alscher ist sich sicher, „dass sich angesichts des Klimawandels beim Bund einiges ändern wird“ – unter anderem werde daran gedacht, wieder mehr Güterverkehr auf die Schiene zu bekommen. So glaube er nicht, dass in Zukunft noch Gleise abgeräumt werden: „Wir müssen uns das Fenster für eine duale Nutzung dieser Strecke offen halten.“


Eine persönliche Anmerkung.
Ich mache hier übrigens keine Parteipolitik, um nicht mißverstanden zu werden.
Meine politische Heimat ist in diesem Forum hinlänglich bekannt, ich bin Nationalliberaler - eine Richtung, die es heute in der Politik leider nicht mehr gibt.
Dennoch können mich auch Vertreter anderer Richtungen überzeugen: Durch gute Programme und die entsprechenden Taten.
Das aber was die Mainzer "Ampel" hier in Sachen ländlicher ÖPNV fabriziert, ist nichts anderes als Lug und Trug - und ich wende mich diesbezüglich auch von der FDP ab.
Um des Erhaltes ihrer Pfründe wegen machen sie alles mit, was Oma Malu und ihre grünen Steigbügelhalter vorgeben.
Das Kabinett Dreyer III wird weiteren Bahnstrecken in Rheinland-Pfalz den Todesstoß geben.
Und in der laufenden Legislaturperiode wird es nicht eine Reaktivierung geben, dafür aber zahlreiche endgültige Stillegungen und Demontagen.

Und es wächst hier im Hunsrück (aber auch in Eifel, Westerwald, Pfalz etc.) eine Generation heran, die noch nie einen Zug gesehen hat.
Und diese Generation "Gender und Windrad" darf demnächst mit 16 wählen und das ohne zu wissen, was eine Wahl überhaupt ist und ohne die Wahlbenachrichtigung lesen zu können.
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Re: Aktuelles von der Hunsrückbahn

Beitragvon Rolf » Di 19. Okt 2021, 16:22

Jetzt ist der Flughafen Hahn in die Insolvenz gerutscht. Ich hätte das vor 10 Jahren, als der Flughafen boomte, nicht für möglich gehalten. Die Kritiker haben Recht behalten:
https://www.wiwo.de/unternehmen/dienstl ... 18500.html
Rolf
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Re: Aktuelles von der Hunsrückbahn

Beitragvon Horst Heinrich » Di 19. Okt 2021, 21:57

Rolf hat geschrieben:Jetzt ist der Flughafen Hahn in die Insolvenz gerutscht. Ich hätte das vor 10 Jahren, als der Flughafen boomte, nicht für möglich gehalten. Die Kritiker haben Recht behalten:
https://www.wiwo.de/unternehmen/dienstl ... 18500.html


Der Flughafen hat noch nie geboomt.
Immer war ein Euro Steuergeld notwendig, um 50 Cent zu verdienen.
Das ist kein Boom, das ist kapitalistische Planwirtschaft (á lá SPD) und seit 1993 nichts anderes als ein Minusgeschäft.
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Re: Aktuelles von der Hunsrückbahn

Beitragvon Rolf » Mi 20. Okt 2021, 18:44

Horst Heinrich hat geschrieben:
Rolf hat geschrieben:Jetzt ist der Flughafen Hahn in die Insolvenz gerutscht. Ich hätte das vor 10 Jahren, als der Flughafen boomte, nicht für möglich gehalten. Die Kritiker haben Recht behalten:
https://www.wiwo.de/unternehmen/dienstl ... 18500.html


Der Flughafen hat noch nie geboomt.
Immer war ein Euro Steuergeld notwendig, um 50 Cent zu verdienen.
Das ist kein Boom, das ist kapitalistische Planwirtschaft (á lá SPD) und seit 1993 nichts anderes als ein Minusgeschäft.

Klar war der Flughafen stets ein Zuschussbetrieb und er wurde mit Geld aus Mainz auch sehr verwöhnt. Aber im Sinne von Boom meine ich die Zeit, wo 12 (oder waren es 18?) Jets von Ryanair in Hahn stationiert waren. Da war echt Betrieb und es schien immer mehr zu werden. Ich erinnere mich noch an die Pressekonferenz mit Kurt Beck und Michael O'Leary, wo vollmundig ein großer Ausbau angekündigt wurde. Es ist nichts draus geworden und der arme Kurt ist als Bettvorleger geendet. Mittlerweile ist Ryanair an die großen Flughäfen umgezogen und Hahn ist regelrecht verkümmert. Das hätte ich nicht erwartet, jedenfalls nicht so drastisch.
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Re: Aktuelles von der Hunsrückbahn

Beitragvon Dieselpower » Mi 20. Okt 2021, 18:56

Naja, aber "der arme" Beck ist dafür bekannt gewesen, Geld in den Sand zu setzen - viel Geld!

- Flughafen Hahn
- FC Kaiserslautern
- Schloßhotel Bad Bergzabern
- Nürburgring....

Da kamen einige 100 Millionen zusammen...

Und irgendwann zieht er sich "aus gesundheitlichen Gründen" zurück....

Ein Sozi, wie er im Buche steht, die konnten schon immer das Geld anderer Leute ausgeben.
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