Heute bin ich, von Bad Kreuznach von einer Fortbildung kommend, mal die Hunsrückbahn von Langenlonsheim bis Stromberg abgefahren.
An der Strecke wurde kurz zuvor gearbeitet.
Der Aufwuchs im Gleisbett wurde gemulcht, auch das Lichtraumprofil hat man freigeschnitten. Die Überwachungssignale der BÜ's wurden mit einem Ungültigkeitskreuz versehen.
Ein sehr trauriges Bild erwartete mich in Stromberg. Das noch vor 10 Jahren intakte Stellwerk ist nicht mehr betriebsfähig, im Innern wüteten Vandalen, die Scheiben sind eingeworfen. Das einst gegenüberliegende Kalkwerk ist vollständig abgebaut, mit etwas Wehmut erinnert man sich hier des umfangreichen Werks-Schienenverkehrs mit zwei Köf's.
Den Rest der Strecke habe ich mir heute nicht ansehen können.
Aber als ich durch Sohren gefahren bin, wanderte nach Schulschluß eine halbe Klasse Erstklässler munter auf den Schienen nachhause. Na ja, der Schulweg auf dem Gleis ist ja im Hunsrück um einiges sicherer als der auf Straße und Gehweg.
Dann faßte ich mir doch mal ein Herz und sprach die Pennäler an.
"Na, wißt ihr was das ist, worauf ihr hier geht?"
"Klar", meinte der Anführer, "das ist ein Geheimweg, den geht sonst fast keiner!"
Auf die Frage, was ein Zug sei, überlegten einige, fanden aber keine Antwort. Einer sagte, er habe mal an der Mosel bei der Oma in Traben-Trarbach einen gesehen.
Als ich dann sagte, hier könnten auch Züge fahren, weil das ein Gleis sei, lachten die Kinder, "ein Gleis, das haben wir ja noch nie gehört, ich glaube Du lügst!"
Tja, bis zur Aufnahme regelmäßigen Zugverkehrs haben Betreiber von Netz und Verkehrsleistungen noch einiges an Erziehungsaufgaben vor sich... denn Eltern, eigentlich zuständig für solche lebenspraktischen Fragestellungen, werden wie üblich abwinken: Das soll die Bundesbahn gefälligst machen!
Das Stellwerk Stromberg heute.
Die Gesellschaft im 21.Jahrhundert: Bei vielen nichts anderes als das Fortleben des prähistorischen Menschen unter der dünnen Schale der Zivilisation.