Aktuelles von der Hunsrückbahn




Alles, was sich so in jüngster Vergangenheit ereignet hat oder sich ereignen wird

Re: Aktuelles von der Hunsrückbahn

Beitragvon Knipser1 » Mo 26. Apr 2021, 09:46

IG Nationalparkbahn kauft weiteres Bahnhofsgebäude....



https://www.volksfreund.de/region/mosel ... d-57454661


https://www.volksfreund.de/meinung/komm ... d-57454357


Geht ja ganz schön voran im Hunsrück, manchmal kann man echt nur staunen....


Grüße

Guido
Knipser1
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von Anzeige » Mo 26. Apr 2021, 09:46

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Re: Aktuelles von der Hunsrückbahn

Beitragvon Horst Heinrich » Di 27. Apr 2021, 17:23

Knipser1 hat geschrieben:
Geht ja ganz schön voran im Hunsrück, manchmal kann man echt nur staunen....


Grüße

Guido


Tja Guido, in der Tat, im Text ist die Rede von einem Sponsor, mag ja sein, daß die Truppe einen finanzstarken Sympathisanten aufgetan hat, denn ohne die Rückendeckung eines potenten Investors wäre das ganze nicht möglich.
Was mich sehr versöhnlich stimmt ist der Fokus auf die (Teil-) Strecke Büchenbeuren-Hermeskeil, denn zeitweise war ja auch mal eine Spielzeugeisenbahn Morbach-Deuselbach im Gespräch.
Ich lasse mich überraschen, schließlich geht die Strecke in Sichtweite einen Kilometer an meinem Forsthaus vorbei.
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Re: Aktuelles von der Hunsrückbahn

Beitragvon Horst Heinrich » Sa 29. Mai 2021, 11:53

Heute berichtet die Rhein-Zeitung:

CDU macht Druck bei Hunsrückquerbahn: Landesregierung soll „endlich Taten folgen zu lassen“

Die drei CDU-Abgeordneten entlang der Hunsrückquerbahn (HQB) von Langenlonsheim bis Hermeskeil, Tobias Vogt (Wahlkreis Rhein-Hunsrück), Karina Wächter (BernkastelKues/Morbach/Kirchberg) und Helmut Martin (Bad Kreuznach), fordern die Rot-Grün-Gelbe Landesregierung auf, „den jahrelangen Ankündigungen – zuletzt wieder im aktuellen Koalitionsvertrag – endlich Taten folgen zu lassen und sich für die Reaktivierung der Bahn wirklich einzusetzen“.

Grundsätzlich begrüßen die Christdemokraten laut Pressemitteilung das Bekenntnis der AmpelKoalition zur Reaktivierung der HQB. Schon unter Ministerpräsident Kurt Beck habe die Regierung eine Wiederaufnahme des Bahnverkehrs auf dieser Strecke für 2006 angekündigt und wollte 80 Millionen Euro investieren. Seither hätten SPD und Ampelkoalition aber keine Fortschritte erzielt.
„Auf meine Anfragen, ob und wie die Landesregierung die Vorbereitung fördert, bekomme ich immer nur ausweichende Antworten“, berichtet Martin, verkehrspolitischer Sprecher der CDU-Fraktion, über das „zähe Bemühen um eine Reaktivierung für den Personennahverkehr“. Dabei ist das CDU-Trio vom Nutzen überzeugt:

„Eine Zugverbindung vom Hunsrück ins Rhein-Main-Gebiet ist sehr wichtig für die weitere Entwicklung der ganzen Region“, stellt Tobias Vogt klar. „Durch die Pandemie wurde die Digitalisierung und Flexibilisierung von Arbeit beschleunigt. Die Region wird zum Wohnen für Pendler, die nicht mehr täglich ins Büro müssen, attraktiver. Für Pendeltage müssen wir den Hunsrückern Alternativen zum Individualverkehr bieten, um im Wettbewerb mit anderen Regionen attraktiv zu bleiben.“

Corona habe vielen Menschen überdies gezeigt, wie schön es auch vor der eigenen Haustür ist. „Wir leben da, wo andere Urlaub machen“, hebt Karina Wächter das touristische Potenzial des Hunsrücks hervor. „Wer will, dass touristische Betriebe weiter in unserer Region investieren, muss das Fundament legen und in die Infrastrukturen (ÖPNV, Ausbau der Rad- und Wanderwege, Hotellerie und Gastronomie) investieren.“ Eine gute Infrastruktur steigere dabei die Attraktivität und komme den heimischen Betrieben zugute.
Um die Klimaziele zu erreichen, die verschärft werden müssten, sei eine Reduzierung des Individualverkehrs essenziell. Jeder eingesparte Kilometer sei gut, die HQB könne einen wichtigen Beitrag leisten. Die drei MdLs nehmen „die Bedenken der Anwohner zu Lärm- und Abgasemissionen ernst“. Martins Anfrage von 2020 habe ergeben, dass die Landesregierung ein Lärmsanierungsprogramm für die Gemeinden entlang des Streckenabschnitts LangenlonsheimBüchenbeuren nicht vorsehe und auf die Zuständigkeit an die DB Netz AG verweise.

„Die Reaktivierung der Bahnstrecke muss für alle Anwohner verträglich erfolgen“, erklärt Helmut Martin, daher habe die Landes-CDU auf sein Betreiben hin im Wahlprogramm eine ergänzende Landesförderung für passiven Lärmschutz bei der Ertüchtigung von Bahnstrecken vorgesehen, auch wenn das etwa aufgrund von Bestandsschutzregeln rechtlich nicht zwingend wäre.
Neben dem Lärmschutz nimmt Tobias Vogt die Sicherheit in den Blick. „Sie wurde über viele Jahre vernachlässigt. Derzeit gibt es noch zahlreiche unbeschrankte Bahnübergänge, die ein und Mobilität: „Für den Abschnitt VG Langenlonsheim bis VG Simmern sind rund 800 Einwendungen eingegangen. Im Abschnitt Kirchberg sind es rund 40. Es handelt sich um Einwendungen und nicht um einzelne Verfahren, und es ist üblich, dass bei jedem größeren Projekt Einwendungen durch Bürger
eingereicht werden.
Jedes Anliegen wird geprüft und beantwortet“, schreibt Presssprecherin Manuela Ohs. Und weiter: „Die Landesregierung hat das Ziel gesetzt, dass RLP zwischen 2035 und spätestens 2040 klimaneutral werden soll. Für den Klimaschutz im Verkehrsbereich spielt der ÖPNV eine zentrale Rolle. Der Schienenverkehr ist hier das Rückgrat.

Die neue Landesregierung hält daran fest, die Hunsrückquerbahn zu reaktivieren, um die Anbindung der Region zu verbessern und hat sich vorgenommen, dass das laufende Planfeststellungsverfahren des Eisenbahnbundesamtes bis zum Erlangen des Baurechts abgeschlossen und gegebenenfalls ein in Stufen wirkendes Konzept zur
Inbetriebnahme als regionale Erschließungsachse entwickelt wird. Eine Einflussmöglichkeit des Landes auf das Verfahren besteht nicht. Derartige Verfahren sind sehr langwierig. Anregungen und Bedenken werden ernst genommen. Deswegen wird jede Einwendung berücksichtigt, geprüft und bearbeitet. Ebenso ist es notwendig, während der Verfahrensdauer geänderte Rechtslagen und neue Anforderungen aus Regelwerken zu berücksichtigen, sodass bestimmte Teile der
Planfeststellungsunterlagen zu überarbeiten sind.
Daher wird es für den Abschnitt 1 Langenlonsheim – Simmern eine erneute Offenlage geben. Wann die ersten Züge fahren, kann derzeit aufgrund des Verfahrens nicht gesagt werden.“
Das sagt das Eisenbahnbundesamt (EBA) Bonn: „Es handelt sich um zwei Verfahren, den Planfeststellungsabschnitt 1 (Langenlonsheim bis Simmern) und Abschnitt 2 (VG Kirchberg). Im laufenden Anhörungsverfahren für den Abschnitt 1 sind 52 Stellungnahmen von Behörden und sonstigen Trägern öffentlicher Belange und 785 Einwendungen Privater eingegangen.
Im Anhörungsverfahren für Abschnitt 2 gingen 39 Stellungnahmen von Behörden und sonstigen Trägern öffentlicher Belange und 62 Einwendungen Privater ein. Die Strecke 3021 zwischen Langenlonsheim und Büchenbeuren wird von der DB Netz AG betrieben. Das Unternehmen hat die Strecke nach Paragraf 4 und 11 des Allgemeinen Eisenbahngesetzes in einem sicheren und betriebsbereiten Zustand vorzuhalten. Das EBA überwacht die Einhaltung dieser Betriebspflicht.

Durch die angestrebte Aufnahme von Güterverkehr durch Widmer Rail Services (WRS) wurde bekannt, dass für den Schienenverkehr noch Hindernisse bestehen. Beispielsweise sind nicht alle Gleise in einem befahrbaren Zustand. Auch sind die Bahnübergangssicherungen zum Teil nicht mehr funktionsfähig.
Das EBA erwartet von der DB Netz AG einen zeitnahen Plan für die Instandsetzung und Wiederherstellung der Befahrbarkeit. Für Abschnitt 1 wurden die Planfeststellungsunterlagen im November 2014 an die Anhörungsbehörde (Landesbetrieb Mobilität) übersandt. Die Erörterung war am 8. November 2016. Dieses Verfahren ist noch nicht abgeschlossen.

Für Abschnitt 2 ist es abgeschlossen, der Abschlussbericht liegt dem EBA vor. Die Vorhabenträgerin wurde aufgefordert, Planunterlagen nachzureichen bzw. zu überarbeiten. Diese überarbeiteten Unterlagen sind bislang noch nicht eingegangen.“

Das sagt die Widmer Rail Services (WRS) Karlsruhe: „Wir halten weiter am Projekt ,Hunsrückquerbahn' fest und haben auch für 2022 die Trassen angemeldet. Aktuell haben wir keine regelmäßigen Fahrten in den Hunsrück. Wir bieten aber Ad-hoc-Verkehre an. Bei der Frage nach den Gütern kommt es darauf an, welche Leistungen angefragt werden. Wir stehen nicht in Kontakt mit der Landesregierung.“ Daher habe WRS auch keine Informationen über eine mögliche Reaktivierung der Bahn, schreibt Alena Dupeyre, Assistenz der WRS-Geschäftsführung. mz


................................................................................................................................................................................................................
Was soll man da noch sagen?
So geht das nun schon seit 28 Jahren.
Die Regierungsparteien bekunden, die Oppositionsparteien forden - und dann wieder umgekehrt.
Man kann das alles schon nicht mehr hören, denn es tut sich G A R N I C H T S.
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Re: Aktuelles von der Hunsrückbahn

Beitragvon Horst Heinrich » Mi 2. Jun 2021, 19:47

Widmer Rail Service, ein schweizerisch-deutsches EVU, das seit einem Jahr die Hunsrückquerbahn mit Güterverkehr beleben wollte, hat nun eine neuerliche Erkundungsfahrt nach Stromberg angekündigt und folgenden Fahrplan vermeldet:

Abfahrt in Langenlonsheim: 03.06.21 15:00 Uhr
Ankunft in Stromberg: 03.06.21 16:15 Uhr

Abfahrt in Stromberg: 04.06.21 12:00 Uhr
Ankunft in Langenlonsheim: 04.06.21 13:30 Uhr

Wenn ich mir einerseits den umkämpften Stammholzmarkt

78852449nx65167/regional-aktuell-f5/nochmal-holzverladung-t538.html

ansehe, wissend, daß zwei große Sägewerke mit hohem Rohholzbedarf an der Strecke liegen, aber daß an der Strecke liegende Waldbesitzer gerne auch globale Absatzmärkte nutzen würden (was ich persönlich nicht gutheiße, aber das ist ja jetzt mal egal) dann besteht hier sicher eine Nachfrage nach Schienenverkehrsleistungen.

Da die DB aber hier mit faulen Tricks jahrelang rechtswidrig ihre Unterhaltungspflicht ignoriert hat und die desinteressierten EBA-Beamten ihrer Kontroll- und Aufsichtspflicht nie nachgekommen sind, verbleibt hinter Stromberg ein Schienenbiotop.

Und daß es hier einmal, wie seit 1993 von der Landesregierung großspurig verkündet, einmal ÖPNV mit Option von Güterverkehr geben könnte, das glaubt bei einem Kostenrahmen von etwa 180 Millionen Euro sowieso keiner mehr.

Morgen werden daher die üblichen 80 Ferrosexuellen aus ganz Deutschland mit Auto, Kamera und Smartphone anreisen, 5.000 Bilder machen, davon 100 in allen möglichen Foren veröffentlichen und das wars dann wieder für ein Jahr bzw. bis zu dem Tag, da der Abbauzug sich von Stromberg bis Hermeskeil in Bewegung setzt.
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Re: Aktuelles von der Hunsrückbahn

Beitragvon Heiner Neumann » Fr 4. Jun 2021, 10:44

Zitat Horst:

Morgen werden daher die üblichen 80 Ferrosexuellen aus ganz Deutschland mit Auto, Kamera und Smartphone anreisen, 5.000 Bilder machen, davon 100 in allen möglichen Foren veröffentlichen und das wars dann wieder für ein Jahr

Genau, wie Horst es gesagt hat!

https://www.eifelbahnforum.de/viewtopic ... 172#p35172

und hier:

http://phpbb.hunsrueckquerbahn.de/phpBB ... 05#p219905

Gruß

Heiner
Wenn Du ein Licht am Ende des Tunnels siehst, bete, dass es kein Zug ist :shock: !!!

Vertraue nur Deinem eigenen Hintern - denn nur er steht immer hinter dir!
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Re: Aktuelles von der Hunsrückbahn

Beitragvon Horst Heinrich » Fr 4. Jun 2021, 12:12

Heiner Neumann hat geschrieben:Genau, wie Horst es gesagt hat!


Na, es waren wohl nur etwa ein Dutzend Fotojunkies unterwegs im Gegensatz zur ersten WRS-Fahrt bis Büchenbeuren, dafür aber ist ein Video entstanden, das es bei Youtube zu sehen gibt und das ich hier auch noch mal verlinken möchte:

https://www.youtube.com/watch?v=9OnaLW1YwQM

Zu sehen ist dabei ein interessanter Umsetzvorgang in Langenlonsheim: Die Wagen wurden auf dem Richtungleis Bad Kreuznach - Bingen (Gleis 2) abgestellt, die Lok hat den Wagenpark über Gleis 3 umfahren. Sonst ist es umgekehrt.
In Stromberg half dann ein Aktiver der IG Nationalparkbahn beim Abstellen der Wagen auf den Gütergleisen, vielleicht aber hat er auch bei WRS eine Anstellung gefunden.

Der facebook-Auftritt von WRS ("Ein Prinz besucht seine Prinzessin im Hunsrück") ist ja lustig, besser wären aber mal seriöse Informationen zum aktuellen Geschehen.
Ich gebe ja zu, daß man vielleicht etwas zurückhaltender ist, weil ja die BI'ler im Guldenbachtal aus paranoischer Angst vor dem 100 km/h schnellen Güterverkehr mit 5 Zügen je Stunde sonst wieder ihre Kinderwagen am Gleis festketten, aber gerade weil hier ja ein gemäßigter, umweltfreundlicher Güterverkehr etabliert werden soll, sollte man die Öffentlichkeit auch dezidiert informieren.

Nur durch solche Fakten aus erster Hand kommen ja Sympathie und Zustimmung erst zustande und es lassen sich demagogische Manipulationen durch Bahngegner vermeiden. Zumal ja die lokale Presse unverändert bahnfeindlich eingestellt ist.

In der Verlautbarung via facebook ist etwa von einem Zwischenstopp bei Waldhof in Mannheim die Rede.
Die Papierfabrik Waldhoff (Zewa) war jahrelang dankbarer Abnehmer für hunsrücker "Papierholz", Güteklasse ISFK, das auch per Bahn transportiert wurde. Könnte man als EVU nicht hier anknüpfen und positive Stimmung erzeugen?
Die gestern angelieferten Wagen (Eaos) sind das klassische Transportmittel für dieses Holzsortiment, mal sehen, was da in Stromberg verladen wird.
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Re: Aktuelles von der Hunsrückbahn

Beitragvon Grauwacke » Fr 4. Jun 2021, 12:40

Hallo Zusammen,

angesichts der bundesweit derzeit anfallenden Holztransporte aus den Kalamitäten in Richtung Süden zur Weiterverarbeitung und der Tatsache, dass die DB Netz AG sich, wie auch im Westerwald, derzeit mit Händen und Füßen weigert, diese Transporte von der Straße auf die Schiene zurückzuholen, verstehe ich nicht, warum die Verlader nicht einmal eine Sammelklage gegen diesen maroden Staatskonzern anstrengen, um mit dieser Musterklage bundesweit Netzzugänge zu erstreiten. Im Westerwald könnten tausende Tonnen Schadholz und andere Hölzer über noch bestehende Verladeanlagen, z. B. in den Bahnhöfen Nistertal-Bad Marienberg, Langenhahn und Wilsenroth aber auch über eine reaktivierte Ww-Querbahn zwischen Rennerod und Westerburg abgefahren werden. Mit wenigen Handgriffen, die die EVU zwischenzeitlich sogar auf eigene Kosten bereit wären, zu übernehmen, könnte man in wenigen Tagen/Wochen eine reguläre Verladung auf die Schiene organisieren und die Straßen von unnötigen LKW-Transporten entlasten. Auf der Querbahn müsste nur ein Lückenschluss im Bahnhof Westerburg und der Wiedereinbau fehlender Schienen an einem Bahnübergang in Höhen durch den LBM erfolgen. Der Rest ist von Kräften des Vereins Ww-Querbahn e. V. ehrenamtlich und kostenneutral betriebsfähig hergerichtet worden. Stattdessen führt das unfähige Management der DB Netz AG immer neue Hemmnisse ins Feld, die eine solche Verlagerung auf die Schiene in die Länge ziehen bzw. verhindern. Warum könnten sich nicht einmal die holzverarbeitende Industrie und die EVU in Gestalt des VDV (Verband Deutscher Verkehrsunternehmen) zusammenschließen und an die BNetzA und die Verwaltungsgerichte wenden, um hier kurzfristig etwas in Gang zu bringen. Immerhin brüstet sich die Politik derzeit mit dem sog. "Jahr der Schiene"... Das EBA als Aufsichtsbehörde macht sich hier leider zum Handlanger einer maroden Verkehrspolitik, in dem man immer neue und scheinbar fingierte Sicherheitsmängel gegen solche Betriebe konstruiert, deren Beseitigung überbordende Kosten und vor allen Dingen Zeit verursachen. Beispiele von der Strecke Siershahn - Ransbach-Baumbach gibt es zur Genüge, aber hier läuft jetzt der Verkehr wenigstens. Wertvolle Zeit, in denen diese zeitkritischen Transporte immer weiter über die Straße abgefahren werden. Was sind wir nur für ein heruntergekommenes Land geworden? Ein Blick in die Schweiz genügt und man lernt, wie Eisenbahn funktionieren kann, wenn man nur möchte.
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Re: Aktuelles von der Hunsrückbahn

Beitragvon Horst Heinrich » Fr 4. Jun 2021, 13:39

Grauwacke hat geschrieben:angesichts der bundesweit derzeit anfallenden Holztransporte aus den Kalamitäten in Richtung Süden zur Weiterverarbeitung und der Tatsache, dass die DB Netz AG sich, wie auch im Westerwald, derzeit mit Händen und Füßen weigert, diese Transporte von der Straße auf die Schiene zurückzuholen, verstehe ich nicht, warum die Verlader nicht einmal eine Sammelklage gegen diesen maroden Staatskonzern anstrengen, um mit dieser Musterklage bundesweit Netzzugänge zu erstreiten.


Mit der Klage allein ist es nicht getan - die letzte dementsprechende Klage im Hunsrück lief sechs Jahre. Heute kann man da durch Überlastung der Justiz, kompliziertere Beweiserhebungen (etwa durch Gutachten) u.Ä. noch zwei Jahre dran hängen. Bis dahin ist "der Markt verlaufen".
Damals hatte die DB als EIU (Klägerin) gegen das EBA (Beklagte) verloren.
Hier noch einmal das Urteil im Wortlaut.

https://www.bverwg.de/251007U3C51.06.0

Zuvor hatten sich EVU, aber auch das Land Rheinland-Pfalz an das EBA gewandt und ihr Verkehrsbedürfnis bekundet, mit der Forderung, die DB entsprechend anzuweisen.
Die Bahn lehnte eine Ertüchtigung wegen zu erwartender geringer Trassenerlöse ab, was das BVerwG verwarf.
Die DB geht daher heute einen anderen Weg, nun werden nicht mehr geringe Trassenerlöse vorgeschoben, sondern bauliche Mängel, die ohne umfangreiche Erhebungen durch Fachleute nicht umrissen werden können.
Diese Erhebungen können nun beliebig in die Länge gezogen werden.

Helfen könnte hier mal ein mutiger Beschluß einer einstweiligen Anordnung ohne aufschiebende Wirkung eines Widerspruchs.
Schließlich geht es ja meistens um nicht stillgelegte Strecken, so daß das EIU zum Vorhalten eines betriebsfähigen Zustandes zwecks Erhalt der Befahrbarkeit verpflichtet ist.
Zugleich müßte man dieses bescheuerte Argument "wegklagen", wonach eine Strecke mit 10 km/h als ausreichend befahrbar gilt.
Im 21.Jahrhundert in Mitteleuropa ein Anachronismus erster Güte, wir sind doch nicht in Katmandu!

Da könnte man gleich eine Zivilklage wegen entgangener Erträge "nachschießen".

Aber formulierungs- und verfahrenssichere Anwälte für diesen speziellen Fall, die sowohl das Verwaltungsrechtliche wie Zivilrechtliche beherrschen, gibt es kaum, von den oft nicht ausreichenden bahnfachlichen und speziellen Kenntnissen der lokalen Besonderheiten ganz zu schweigen.
Hier müßten also EVU, EBA und lokale Bahnkenner gut zusammenarbeiten und praktisch einem am BVerwG akkreditierten Fachanwalt den Antrag auf einstweilige Verfügung "vorformulieren", so daß das angerufene Gericht gar nicht anders kann, als zugunsten der EVU oder des EBA zu entscheiden.

Eine solche Ausarbeitung müßte dann auch praktisch "vorausahnen", was die DB ins Feld führen könnte.
Also, lieber Dirk, ein Fall für die "Sozietät Enders & Heinrich"... greifen wir an!

Ernsthaft, ich würde uns zutrauen, ein solches Verfahren erfolgreich durchzuziehen.

Der springende und alles entscheidende Punkt wäre diese einstweilige Anordnung ohne Möglichkeit eines aufschiebenden Widerspruchs.
Am besten noch mit dem vollstreckbaren Zusatz "...wird die Beklagte angewiesen, den Zustand der Befahrbarkeit mit mindestens 30 km/h zwischen Langenlonsheim und Morbach bis spätestens 30.September 2021 herzustellen."
Das ist der "casus knaxus" - aber er würde Rechtsgeschichte schreiben.

Übrigens, in dem oben zitierten Urteil findet sich ein bemerkenswerter Satz:

Wenn die Klägerin mit der Neustrukturierung des Eisenbahnwesens und der Privatisierung der Eisenbahninfrastruktur in die Rechte der Deutschen Bundesbahn eingetreten ist und sie damit mit öffentlichen Mitteln finanzierte Vermögensgegenstände erhalten hat, treffen sie auch die damit verbundenen Lasten.
Das müßte der DB AG eigentlich jeden Tag "aus Brot geschmiert werden".

Ergänzung
Aktuell meldet das Nachbarforum eine Art Beladungsübung in Stromberg, was natürlich einer Satire gleichkäme.
Tonnenweise Holz in 5 Eaos einzuladen und dann gleich wieder auszuladen - das hört sich ja wirklich nach einem Märklin-Spiel an...


Schade, daß ich heute arbeiten mußte, das hätte ich mir mal angesehen.
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Re: Aktuelles von der Hunsrückbahn

Beitragvon Grauwacke » Fr 4. Jun 2021, 14:46

Nach dem heutigen Tage wird die Strecke dann vermutlich wieder durch die DB Netz AG gesperrt, weil irgendwo eine Schwellenschraube locker ist...
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Re: Aktuelles von der Hunsrückbahn

Beitragvon Horst Heinrich » Sa 5. Jun 2021, 16:40

Wie nicht anders zu erwarten, hat der bekennende Bahngegner, BI-Sympathisant und bischöfliche Beauftragte für Feiertagsruhe, Dieter Ackermann wieder zugeschlagen.
Er entspricht der Schreiber-Kategorie der Schmeißmücke, von denen sich die Rhein-Zeitung im nördlichen Rheinland-Pfalz mindestens ein weiteres Exemplar leistet.
Und natürlich werden auch die Kochanowskis wieder zitiert, wer auch sonst, wenn es um Bahnverkehr im Guldenbachtal geht?

Gegen die als "Vermutung" getarnte Unterstellung, es gehe WRS um Ausgleichszahlungen, gibt es das sehr probate Mittel einer kostenträchtigen Unterlassungserklärung, was ich anstelle WRS auch von der Rhein-Zeitung erwirken würde.

Zugtestfahrt im Schritttempo:
Überraschende Tour auf Hunsrückquerbahn von Langenlonsheim nach Stromberg Testfahrten an Fronleichnam, von denen kaum einer was wusste:
Anwohner von Langenlonsheim, Guldental, Windesheim, Schweppenhausen und Stromberg fühlten sich am Donnerstag von lauten Zugsignalen an den Bahnübergängen in ihrer Feiertagsruhe „gestört“.

Grund war eine kurzfristig angesetzte Probezugfahrt des Schweizer Unternehmens WRS (Widmer Rail Services mit Deutschland-Sitz in Karlsruhe) auf der Hunsrückquerbahnstrecke von Langenlonsheim nach Stromberg.
Die Nachmittagsfahrt mit einer Diesellok, die fünf offene Güterwaggons mit Kohleresten transportierte, zog rund 80 Hobbyfotografen aus nahezu allen Landesteilen an – über diverse Foren im Internet hatten sich die Testfahrtzeiten wohl rumgesprochen.

Während die Schranken an den Bahnübergängen in Guldental, Windesheim und Schweppenhausen per Handbetrieb gut funktionierten, mussten die defekten Lichtsignalanlagen an den Übergängen zwischen Guldental und Langenlonsheim sowie zwischen Windesheim und Schweppenhausen per Hand mit orange-grauen Absperrseilen ersetzt werden. Der Zug kam pünktlich um 15 Uhr aus Richtung Bad Kreuznach in Langenlonsheim an. Die angekündigte Ankunft um 16.15 Uhr in Stromberg konnte nicht eingehalten werden.
Am Freitag um 12 Uhr ging’s von Stromberg aus wieder zurück.

Unrealistische Bedingungen
Im Gespräch mit unserer Zeitung sprachen Ruth und Wolfgang Kochanowski von der Windesheimer IG „Hunsrückbahn – so nicht“ von einem „gut gewählten Termin“. Denn durch den Feiertag war nicht mit Staus an den Bahnübergängen zu rechnen. Gerade die sich kreuzenden Durchgangsstraßen direkt neben dem Bahnübergang seien in Windesheim ein Problem. Bedingt durch die Schrittgeschwindigkeit des Zuges habe sich der Lärm in Grenzen gehalten.

„Wie aber hört sich so ein Zug mit alter Diesellok und Waggons an, wenn die Geschwindigkeit
hochgeht?”, fragen die Kochanowskis. Beide erinnerten daran, dass in den Planfeststellungsunterlagen im unteren Guldenbachtal und so auch bei den Ortsdurchfahrten in Windesheim und Guldental eine Geschwindigkeit von 100 km/h angestrebt werde. Das verursache mit Sicherheit mehr Lärm; sind die Waggons schwer beladen, seien auch die Erschütterungen größer.

Geht's nur um Ausgleichzahlungen?
Warum der Zug von Langenlonsheim nach Stromberg gefahren ist, blieb offen. „Was macht das für einen Sinn, wenn der Rest der Strecke hinauf in den Hunsrück noch gesperrt ist und die Holztransporte von den Sägewerken bis nach Morbach stattfinden sollen?”, fragen Ruth und Wolfgang Kochanowski.
Ihnen sei zu Ohren gekommen, dass die DB Netz AG Zahlungen an die WRS zum Ausgleich dafür tätigen musste, dass die Hunsrückquerbahn weiter nicht befahrbar ist und das Vorhaben der Karlsruher, Gütertransporte durchzuführen, bisher nicht möglich sei. Da liege der Gedanke nahe, dass die Fahrt des WRS-Zugs auch dazu diene, die Nichtbefahrbarkeit der Streckenabschnitte zu dokumentieren, um weitere Ausgleichszahlungen einfordern zu können.

Ihre Vermutung außerdem: Der Güterverkehr auf dieser Strecke werde immer defizitär bleiben.
Von unserem Reporter Dieter Ackermann


Andererseits ist es so, wie ich zuvor schon einmal angemerkt habe: Man muß als Unternehmen nicht jedem Berufsstänkerer alle Karten auf den Tisch legen, aber bei einem solch spannungsgeladenen Thema täte etwas mehr offensive Transparenz gut.
So hätte ich den rasenden Reporter Ackermann beispielsweise zur Mitfahrt in der Lok eingeladen.
Oft bewirkt ein Perspektivwechsel einen Gesinnungswechsel.
Auch und gerade ein psychologischer Effekt.

Unsinn auch das Gestochere im Trüben, bis wohin Schienenverkehr Sinn macht.
Allein durch das Holz rund um Stromberg bekäme man täglich einen Zug voll.
Wie gesagt: Information vs. Manipulation - da hat WRS noch ein paar Hausaufgaben zu machen.
Die Gesellschaft im 21.Jahrhundert: Bei vielen nichts anderes als das Fortleben des prähistorischen Menschen unter der dünnen Schale der Zivilisation.
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