Wie ihr ja sicher im Nachbarforum gelesen habt, hat die DB die Hunsrückbahn bis Büchenbeuren nach § 11 AEG zur Übernahme ausgeschrieben.
https://fahrweg.dbnetze.com/fahrweg-de/ ... ur-1368460Die in drei Abschnitte aufgeteilte Strecke kann für insgesamt 9.900 Euro im Jahr gepachtet werden.
Die jährlichen Erlöse durch Trassennutzung werden mit rund 3.100 Euro beziffert, die reinen Unterhaltungskosten mit 1.485 000 Euro angegeben.
Das hört sich erstmal als machbar selbst für einen Verein, der ein EIU/EVU im Rücken hat, an.
Man müßte bei der Unterhaltung ja nicht den DB-Standard zugrunde legen.
Da könnte man schon die Phantasie schweifen lassen, etwa wenn man einen Skl nebst einer engagierten Truppe zur Verfügung hat.
Nichts anderes haben wir ja ab 2008 zwischen Hermeskeil und Büchenbeuren gemacht.
Damals haben wir die Reaktivierung des 50 km langen Abschnittes mit einer Truppe von etwa 15 Aktiven bewerkstelligt. Hier wären es 60 Kilometer.
Die anschließende Unterhaltung der Strecke wäre mit dem vorhandenen Personal und den von der HWB zur Verfügung gestellten und größtenteils finanzierten Gerätschaften damals auch weiter erfolgreich gewesen - für ein Bruchteil dessen, was die DB kalkuliert hat.
Größere Investitionen allerdings sind mit solchen, auf Ehrenamtlichkeit basierenden Konstruktionen nicht drin, da müßten andere Quellen erschlossen werden.
Allerdings hätte die DB, wenn denn eine Verpachtung gelingen würde, den Vogel abgeschossen, denn sie wäre mit einem Schlag alle Verpflichtungen als EIU los, die Strecke bliebe in ihrem Besitz, würde faktisch für die DB kostenlos unterhalten und wenn denn -was allerdings unwahrscheinlich ist- es doch noch zu einer Reaktivierung im ÖPNV kommt, wäre die von einem privaten EIU befahrbar unterhaltene Strecke eine gute Basis für DB-Bauarbeiten.
Ich bin gespannt, ob sich in Sachen Verpachtung etwas tut und ob sich private Initiativen von leider gescheiterten Versuchen wie etwa im Aaartal nicht abschrecken lassen.
Wenn WRS mit der großen Nachfrage nach Schienengüterverkehr im Hunsrück nicht geflunkert hat -Umfang der Trassenbestellungen läßt ja einiges erwarten- wäre jetzt der richtige Zeitpunkt, entweder ein eigenes EIU zu gründen oder mit einem vorhandenen zu kooperieren.
Bei einem Trassenpreis von rund 5 Euro je km (das ist der Rheinland-Pfalz-Durchschnitt) und dem Bewußtsein, daß auf der Strecke eine Grenzlast von 360 Tonnen gilt (entsprechend viele Fahrten mit relativ kurzen Zügen sind ja nur möglich), sind Trassenerlöse von 550 Euro je Zugfahrt denkbar.
Somit würde sich für ein EIU rein rechnerisch ab der 19.Zugfahrt ein Gewinn einstellen.
Da WRS ja über die Rhein-Zeitung vom 6.7.2021 verlauten ließ, man plane bis zu drei Züge je Werktag, wäre das ja für ein EIU eine lukrative Sache.
Für mich scheidet sich an diesem Punkt Dichtung und Wahrheit. Wenn das Güteraufkommen entlang der Hunsrückquerbahn wirklich so groß ist, müßte eigentlich jedes EIU diese Pachtgelegenheit wahrnehmen, die Strecke schnell befahrbar machen und es wäre nicht mehr weit dahin, 30 Jahre alte Versprechungen von einem regelmäßigen Zugverkehr auf dem Hunsrück wahr werden zu lassen.
Übrigens:
In der Ausschreibung finden sich weitere, interessante Zahlen.
So wird der Investitionsbedarf für den Abschnitt Langelonsheim - Büchenbeuren in den nächsten fünf Jahren mit rund 60 Millionen Euro beziffert.
Genau differenziert nach den drei Streckenabschnitten Langenlonsheim-Stromberg (12,2 Mio.), Stromberg-Simmern (23 Mio.) und Simmern-Büchenbeuren (24 Mio.).
Auch die jährlichen Unterhaltungkosten werden benannt: Langenlonsheim-Stromberg ( 550.000 Euro), Stromberg-Simmern (585.000 Euro) und Simmern-Büchenbeuren (350.000 Euro).
Diese Unterhaltungskosten aber sind in den letzten 10 Jahren keinesfalls angefallen - sind sind ein rein fiktiver Wert ohne seriöse Grundlage, aber auch ein Lehrstück, wie man eine Bahnstrecke geschickt "runterrechnet".
Diese in zehn Jahren gesparten 1,485 Millionen Euro haben der DB in derselben Zeit bei 1 Prozent p.a. 155000 Euro Zinsen eingebracht.
Wenigstens die könnte man doch jetzt in die Befahrbarkeit investieren.
Die Gesellschaft im 21.Jahrhundert: Bei vielen nichts anderes als das Fortleben des prähistorischen Menschen unter der dünnen Schale der Zivilisation.