Das Ende der Westeifelbahn




Alles, was sich so in jüngster Vergangenheit ereignet hat oder sich ereignen wird

Re: Das Ende der Westeifelbahn

Beitragvon Horst Heinrich » Di 6. Jul 2021, 14:22

)
Grauwacke hat geschrieben:Das Weltklima ist leider nicht verhandelbar.


Das ist natürlich die, aus der uns allen hier im Forum erwachsende, intellektuelle Vogelperspektive. Recht hast Du, Dirk, auch mit Deinen übrigen Ausführungen, aber, es gilt zu bedenken:

Immer sollen es die Deutschen sein, die das Weltklima retten, aber das ist nicht möglich. 80 Millionen zwingen sich zu klimagerechtem Handeln, teils aus Überzeugung, teils aus der berühmten "historischen Schuld" der Deutschen an allem und sieben Milliarden schei... drauf.
So fragt sich der Prümer natürlich, was man mit 12km reaktivierter Bahnstecke erreicht - in der Lebenszeit dreier Generationen natürlich gar nichts.
Und den historischen Nachhaltigkeitsgedanken haben nur die Forstleute inkorporiert, sie wissen, daß der Ertrag ihrer Bemühungen erst lange nach ihrem Tod eingefahren wird. Doch dieses Denken ist den vermeintlich unsterblichen Jetztzeit-Menschen völlig suspekt.

Einen wichtigen Aspekt liefert auch Guido.
80 % der ländlichen Nebenstrecken entsprangen den Bedürfnissen der Industrie und des Militärs.
Die seinerzeitige Ausgangslage indes hat sich völlig verändert - die Bahnstrecke als ziemlich immobile Infrastruktur liegt da, wo man sie heute nicht mehr braucht.
Dazu gehören zumeist Stichbahnen.
Andere, perspektivisch auch im 21. Jahrhundert prosperierende Strecken (in der Eifel etwa Prüm - St.Vith, Mayen - Koblenz, Bitburg - Igel oder Jünkerath - Weywertz) gibt es nicht mehr, hier war der Abbau nicht nur völlig voreilig, er war ein Verbrechen, allein ihr Bau wäre heute kaum noch durchsetzbar geschweige denn finanzierbar. Eine solche Infrastruktur zu zerstören grenzt für mich an gemeinschädliche schwere Sachbeschädigung. Hierfür gehören die Abbau-Protagonisten noch heute hinter Gitter, wenn sie nicht schon mit der Arroganz, daß es ohne sie nicht geht unter der Erde liegen.

Gerolstein-Prüm hingegen hätte Charme als Touristikbahn, aber auch hier liegt Guido richtig, wenn er auf das erlahmte Interesse großspuriger EVU's wie VEB oder RSE hinweist, ich glaube, da wäre bei mehr Engagement mehr "drin" gewesen.
Nicht zu vergessen der Imageschaden den solche EVU's bei anderen Reaktivierungen anrichten, etwa im Brexbachtal oder Hunsrück. Hier wird man vorsichtiger werden, wenn ein EVU großmäulig Verkehre ankündigt und dann den Schwanz einzieht.
Dann wird auch wieder der Satz die Runde machen, hier wollten sich einige ihr Hobby aus der Staatskasse finanzieren lassen.

Auf der Strecke Gerolstein-Prüm bin ich zu DB-Zeiten einmal gefahren in den Sommerferien 1980.
Eine Mega-Rad-Bahntour mit Kumpels durch Eifel und Hunsrück über viele, heute abgebaute oder stillgelegte Strecken, bevor es im Wintersemester in den "Ernst des Lebens" ging.
Ein unvergeßlicher Sommer!
Heute, als gereifter Endfünfziger halte ich diese Erinnerungen dankbar im Herzen, sie überlagern nicht zuletzt auch die Dekadenz der heutigen Gesellschaft.
Die Gesellschaft im 21.Jahrhundert: Bei vielen nichts anderes als das Fortleben des prähistorischen Menschen unter der dünnen Schale der Zivilisation.
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von Anzeige » Di 6. Jul 2021, 14:22

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