Nachdem die Hunsrückquerbahn zwischen Hermeskeil und Türkismühle abgebaut, zwischen Thalfang und Deuselbach durch Gleisdiebstähle unterbrochen und zwischen Morbach und Deuselbach völlig zugewachsen bzw. durch einen völlig aufgeweichten Oberbau und schadhafte Kunstbauten (Hoxeler, Geisfelder, Deuselbacher Viadukt) bzw. eine baufällige Straßenunterführung (Ortslage Hoxel)unbenutzbar ist, sich aber hier im Hunsrück eine Interessengemeinschaft Nationalparkbahn vorgestellt hat, die zwischen Morbach und Deuselbach eine Touristikbahn (vorzugsweise unter Dampf mit einer 50er) betreiben möchte, habe ich mir die Strecke einmal angeschaut.
Ziel war, neben einer Bestandsaufnahme eine ungefähre Ahnung zu erlangen, wann in etwa mit dem ersten Zug zu rechnen ist.
Das ist dabei herausgekommen:
Der Bahnhof Hermeskeil.
Ein ausgeschlachteter VT 98 zwischen aufgeschossenen Pioniergehölzen
Das Dampflokmuseum Falz in Hermeskeil unmittelbar an der Strecke - coronabedingt geschlossen und wohl auch künftig ohne Zukunft. Schade. Die Vision des Eigentümers, der noch mit über 50 vor rund 25 Jahren die Lokführerausbildung mit Erfolg absolviert hat und mit zwei Ludmillas jahrelang gutes Geld verdient hat ist ohne Nachfolge.
Hier kurz vor der Hermeskeiler "Abtei" liefen früher die Strecken nach Trier (links), heute Radweg und rechts in den Hunsrück noch ein paar Kilometer parallel
Das Geisfelder Viadukt - kühn und imposant.
Hier oben blieb man gerne mit einem Skl im Bauzugdienst (2009) einmal stehen - betriebsbedingt.
Auch der baufachliche Laie erkennt hier eine grundsolide Ausführung, die -bei guter Pflege- sicher noch einmal die Hälfte der bisherigen Nutzungszeit (die Brücke wurde 1903 fertiggestellt) versprechen würde. Doch die letzte bituminöse Abdichtung der Betonschale von oben liegt 40 Jahre zurück, an den Stützen "blüht" Salpeter "aus". Für eine gründliche Untersuchung müßte das Viadukt eingerüstet, mit einem Steiger befahren oder mit einer Gondel von oben her beschaut werden. Wir reden hier von Kosten von 30.000 Euro aufwärts.
Brutal ist auch die Vegetation in den Fugen, man glaubt nicht, was Pioniergehölze wie etwa Birken hier in nur wenigen Jahren zu "leisten" vermögen.
Der Hp Geisfeld.
Seit 40 Jahren wird er von der Gemeinde gepflegt, der aktuelle Gemeindearbeiter fuhr von hier aus noch 1976 mit dem VT 98 zur Berufsschule nach Hermeskeil: "Irjendwann fährt do aachemol widder en Zuuch, wolle mer'et hoffe!"
Dhronecken
Hier gab es bis in die 2000er Jahre eine funktionierene BÜ-Lo-Anlage, der Unübersichtlichkeit der Strecke wegen.
Am linken Bildrand die Reste der HET.
Das perfekt restaurierte EG wird heute von der Enkelin des letzten Bahnhofsvorstehers Johann Paulus bewohnt.
https://pias-bahnhof.de/
Zwischen Deuselbach und dem Hoxeler Viadukt.
Hier fährt bald die Nationalparkbahn mit einer leibhaftigen 50er.
Am Sportplatz Morscheid-Riedenburg, hier werden seit Jahrzehnten die Abwässer des nahegelegenen Steinbruches über die Strecke entsorgt - die Vegetation dankt es der Bahn, wie man sieht.
Kurz hinter dem Bf Morbach wurde versucht, die Strecke Richtung Bischofsdhron/Büchenbeuren mit einem kleinen Bagger freizuschneiden. Das Lichtraumprofil allerdings reicht nicht für regulären Bahnbetrieb.
Im Wald zwischen Horbruch und Hirschfeld konnte das Profil, das 2009 professionell freigeschnitten wurde, noch mitbenutzt werden. Freilich - die Streckenpacht der IG Nationalparkbahn geht nur bis Hinzerath, was bedeutet die Freischneideaktion also über Hinzerath hinaus Richtung Simmern?
Der BÜ von Wahlenau Blickrichtung Bf Hirschfeld. Was passiert hier, fragen die Bürger?
Von Simmern kann kein Zug kommen, umgestürzte Bäume blockieren die Strecke.
Von Türkismühle kann kein Zug kommen, die Strecke ist bis Hermeskeil abgebaut.
Reden wir hier von der bekannten Spielzeug-Insel-Eisenbahn?
Mit welchem Verkehr dürfen wir hier rechnen?
Wahlenau hatte zwar nie einen Hp, aber 2009 errichteten die Bürger einen und bis 2013 hielten hier auch Touristik-Züge der Hochwaldbahn. Das Gelände wird von der Gemeinde immer noch gepflegt ähnlich Geisfeld.
Die IG Nationalparkbahn hat sich, wie auf ihren Verlautbarungen zu lesen ist, ehrgeizige Ziele gesetzt. Sie möchte, zumindest zwischen Morbach und Deuselbach einen Touristikbahn-Betrieb aufnehmen. Der bautechnisch sehr anspruchsvolle Abschnitt ist bisher in keinster Weise für einen Bahnbetrieb geeignet. Es stehen keine Fahrzeuge zur Verfügung. Unter einem Zelt am Bf Morbach werkeln ein paar Unentwegte an stillgelegten Bahnfahrzeugen herum, in zwei umgebauten 3y-Wagen fabuliert man wöchentlich bei ein paar Bier von einem erfolgreichen Bahnverkehr.
Zur Erinnerung:
Von 2009 bis 2013 konnte mithilfe einer starken Truppe von 8-15 Aktiven und mit Unterstützung eines erfolgreichen, lizensierten Bahnunternehmens, das unentgeltlich Skl oder TVT zur Streckenunterhaltung und mehrere VT für öffentliche Fahrten zur Verfügung gestellt hatte, zwischen Türkismühle und Büchenbeuren Bahnbetrieb aufgenommen und realisiert werden.
Dieses Ziel hätte auch 2020 erreicht werden können.
Stattdessen haben "Eisenbahnfreunde" die Gesamtstrecke aufgegeben, um auf einem kleinen Teilabschnitt ihren Kindheitstraum von "Jim Knopf und Lukas" zu realisieren. Die Chance dieses Unterfangens mag etwas deutlicher werden durch diesen Bildbericht.
Nachtrag
Das zuvor abgebildete Geisfelder Viadukt ist kleiner als das berühmte Hoxeler Viadukt.
Ich habe mich bei einem vereidigten, sachverständigen Bauwerksprüfer einmal erkundigt, was eine Überprüfung eines solchen Objektes zwecks Aufnahme eines Schienenverkehrs (22 Jahre nach Stillegung durch die DB) kosten würde. Wir waren da sogleich in einem hohen, fünfstelligen Bereich, wie gesagt, für ein Bauwerk dieser Größenordnung (drei Steinbögen).