Re: Reaktivierung der Glantalbahn (?)
von Horst Heinrich » Do 29. Okt 2020, 21:16
Die kommunalen Politiker machen sich Gedanken um ein Für und Wider der Glantalbahnreaktivierung.
Bericht heute in der Rhein-Zeitung:
Machbarkeitsstudie bis 2022:
Rechnet sich der Zugbetrieb auf der Glantalbahn zwischen Staudernheim und Altenglan?
Kann/soll das 40 Kilometer lange Stück Glantalbahn zwischen Staudernheim und Altenglan für den Personennahverkehr reaktiviert werden? Reicht dafür nicht auch das 20-Kilometer-Stück von Staudernheim bis Lauterecken? Rechnet sich eine solche ,Wiederbelebung'? Kann man das Fahrgastpotenzial schon heute realistisch einschätzen? Wer führe tatsächlich mit einer solchen Bahn?
Stefan Munzlinger 29.10.2020, 17:21 Uhr
Dem Wunsch der Nachbarn folgen
Eine Machbarkeitsstudie soll alle diese Frageaspekte prüfen. Der Kreis Bad Kreuznach wird sich an dem Gemeinschaftsauftrag auf Wunsch des benachbarten Kreises Kusel beteiligen und 17.500 Euro beitragen. Dem stimmte der Kreisentwicklungsausschuss am Mittwochnachmittag einhellig zu.
Rückblick auf die Zeit vor mehr als 20 Jahren: Damals war es der mittlerweile pensionierte Landrat Winfried Hirschberger (SPD, Kreis Kusel), der die Idee der Draisinen aufbrachte. Zu dieser Zeit war die Glantalbahn fast 15 Jahre stillgelegt und drohte ein Abbau der Gleise.
Überbleibsel: Ein nutzloser Damm
Geblieben wäre ein Damm, zu nichts nütze. Und so wurde das touristische Draisinen-Projekt auf die Bahn gesetzt. Jahr für Jahr bringt es auch zahlreiche Gäste aus anderen Regionen ins Glan-LauterLand. 2019 gab es 8000 Buchungen; gut möglich, dass im Corona-Jahr 2020 mehr Menschen, die auf
auswärtige Sommerurlaube verzichten mussten, verstärkt mit den Draisinen gefahren sind.
Beabsichtiger Haupteffekt Hirschbergers war vor mehr als 20 Jahren und ist bis heute aber nicht die touristische Magnetwirkung, sondern der, dass der Gleis- und Dammkörper erhalten bleibt. „Nur dadurch haben wir dort immer noch eine gewidmete Schienenstrecke“, sagte Landrätin Bettina Dickes
(CDU) im Ausschuss, „und können heute überhaupt über eine Reaktivierungsoption sprechen.“
Neben den beiden Kreisen sind auch Zweckverbände des Schienenpersonennahverkehrs und das Land als Hauptfinanzier mit in der Vorbereitung. Mainz wird das Projekt aber erst dann weiter vorantreiben helfen, wenn die exakten Kosten für eine Reaktivierung vorliegen und verlässliche
Wirtschaftlichkeitsberechnungen eines möglichen Betriebs einzuschätzen sind.
Dünnt Zugverkehr Buslinien aus?
Rolf Staab (Meisenheim, CDU) fragte nach den Folgen für die heutigen Buslinien. Ob die Zugverkehre die Busse entlasteten oder die Linien eher ausdünnten? „Das wird ganz sicher Folgen für die Buslinien haben“, antwortete Marco Rohr von der Kreisentwicklung – auch mit Blick auf das neue
Nahverkehrskonzept, das der Kreistag Bad Kreuznach gerade beschlossen hat.
Ob in die Machbarkeitsstudie auch der touristische Effekt der Draisinen, beispielsweise für die Gastronomie, einbezogen werde?, fragte Lutz Haufe (AfD).
Welche Folgen der Zugverkehr für die bestehenden Buslinien habe, sei erst zu beantworten, wenn man wisse, in welcher Taktung die Züge verkehrten, sagte die Landrätin. Ja, man sehe den touristischen Effekt, so Dickes weiter: „Sensationell, was wir mit den vor allem von Auswärtigen genutzten Draisinen erreichen.“
Wenn die Studie, die 2022 vorliegen soll, aber zum Ergebnis komme, dass sich der Zugverkehr rechne, „müssen wir auf die Draisinen verzichten“. Zu groß seien die Chancen, die sich aus einem Bahnbetrieb für heimische Pendler ergäben: „Züge sind bei Pendlern nach wie vor attraktiver als Busse.“
Die Gesellschaft im 21.Jahrhundert: Bei vielen nichts anderes als das Fortleben des prähistorischen Menschen unter der dünnen Schale der Zivilisation.