Aus der Rhein-Zeitung
Verhandlungen festgefahren:
Eisenbahner-Gewerkschaft ruft auch Vlexx-Mitarbeiter in Idar-Oberstein und Bad Kreuznach zum Warnstreik auf
Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) hat ihre bei der vlexx beschäftigten Mitglieder am Montag, den 8. März 2021, zu einem Warnstreik aufgerufen. Hintergrund sind die festgefahrenen Tarifverhandlungen
„In den drei bisherigen Verhandlungsrunden hat der Arbeitgeber sein Angebot verschlechtert, seit dem 3. Februar wird gar nicht mehre verhandelt, insofern bleibt uns jetzt nur dem Arbeitgeber mit einem Warnstreik deutlich zu machen, uns ein verbessertes Angebot vorzulegen“, so der EVGVerhandlungsführer Pierre Reyer. Davon betroffen sein werden die Städte Saarbrücken, Neunkirchen, Homburg Saar, Mainz, Alzey, Idar-Oberstein und Bad Kreuznach.
Wie die EVG in einer Presseinformation mitteilt, fordert die Gewerkschaft in der aktuellen Tarifrunde vunter anderem die Verbesserung der Einkommen um 7,6 Prozent inklusive einer weiteren Vereinbarung zum EVG-Wahlmodell sowie den Abschluss eines Zeitguthabenkontos. Die Möglichkeit Arbeitszeit anzusparen, um dieses Mehr an freier Zeit individuell planen zu können, wird vom Arbeitgeber abgelehnt, die angebotene Tariferhöhung liegt mit insgesamt 2,6 Prozent bei einer sehr lange Laufzeit weit unter der Forderung der EVG. „Wir wollen verhindern, dass unsere Kolleginnen und Kollegen bei der vlexx von der Einkommensentwicklung in der Branche abgehängt werden, insofern müssen wir hier dringend nachsteuern“, so der EVG-Verhandlungsführer.
Die Weigerung der vlexx, ein verhandlungsfähiges Angebot vorzulegen, sei umso verwunderlicher, da bei der erixx, einem ebenfalls zum Dachkonzern Netinera gehörendes Eisenbahnverkehrsunternehmen, jüngst erst ein Abschluss erzielt werden konnte. Dort konnte neben einer Lohnerhöhung unter anderem eine Corona-Beihilfe und ein Zeitguthaben-Tarifvertrag abgeschlossen werden.
„Wir fordern den Arbeitgeber auf, seine Verweigerungshaltung aufzugeben und konstruktive Verhandlungen mit uns zu führen. Wir bedauern, dass dazu ein Warnstreik nötig ist, sehen aber angesichts der augenblicklichen Situation keine andere Möglichkeit als den Arbeitskampf“. Davon betroffen sein werden die Städte Saarbrücken, Neunkirchen, Homburg Saar, Mainz, Alzey, IdarOberstein und Bad Kreuznach
Anmerkung
Warum kaprizieren sich alle Gewerkschaften vorrangig auf Erhöhungen der Bruttolöhne?
Die reinen Lebenshaltungskosten -ich rede hier vom wirklichen Bedarf- sind auf einem historischen Tiefstand, noch vor 50 Jahren ging die Hälfte des Lohnes für die Grundbedürfnisse drauf. Jedes Mehr an Netto wird doch heute für irgendwelchen kurzlebigen Mist verschwendet.
Ich vermisse seit Jahren in vielen Branchen, auch bei den neuen EVU beispielsweise ein gescheites Konzept gegen Altersarmut durch ausgeklügelte Betriebsrentensysteme.
Ein Lokführer, der heute 2000 Euro netto nachhause bringt, wird 2055 eine Rente in Höhe der Grundsicherung haben.
Selbst wenn man ihm 10% mehr Lohn zahlt, bleibt der Rentenbetrag unter 1000 Euro.
Auch die Erhöhung der Lebensarbeitszeit und ein Renteneintrittsalter von 70+ darf kein Tabu mehr sein.
Immer mehr Menschen sind länger in Rente als sie gearbeitet haben.
Auch hier wären gute Konzepte gefragt wie etwa das, daß ab 65 fünf Jahre lang jedes Jahr die Wochenarbeitszeit um einen Tag reduziert wird bis man mit 70 auf Null ist.
Ein weiteres Thema:
Die Rückkehr der Berufszufriedenheit durch eine passable Unternehmenskultur, Stichwort "Eisenbahnerfamilie".
Wenn es bei der DB nicht noch viele unerschrockene Beamte gäbe, die bisher den Verlockungen des Vorruhestandes getrotzt haben, der Betrieb wäre schon zusammengebrochen.
Also: Baustellen genug - die Schreierei nach mehr Geld ist mir zu billig!