Der Posten 18 an der linken Rheinstrecke liegt zwischen Gau-Algesheim und Bingen-Gaulsheim. Bis in die 1960er Jahre war hier ein handbedienter BÜ, das Postengebäude wurde bewohnt von Bahnwärter Kring, mit zwei der sieben Kinder war ich befreundet und so hielt ich mich unzählige Male in Wohn- und Diensträumen auf, durfte auch oft die Schranke bedienen, wenn Feldbesitzer passieren wollten.
Es gab kein elektrisches Licht!
Damals wurden die fruchtbaren Obstfelder von vielen Haupt- und Nebenerwerbsbauern bewirtschaftet, sie querten den Übergang zu Fuß, mit Fahrrad oder Handwagen, Moped, Traktor, Kleinwagen, Auto und Pferdefuhrwerk.
Auf der Bahnstrecke sah man unglaublich viele Traktionsvarianten, Dampf-, Diesel-, E-Loks, Triebwagen aller Art, jede Art von Personen- und Güterzug, Bahndienstfahrzeuge, der Streckengeher war unterwegs, die Unterhaltungstrupps von Bm, Nm, Sm, Stm machten Station.
Einmal im Jahr kam ein Beamter der Hbm vorbei, vorwiegend um den Zustand der Gebäude zu inspizieren und um Instandsetzungen zu initiieren.
Die Zugfolge lag tagsüber durchschnittlich bei etwa einem Zug je 5 Minuten, in Spitzenzeiten war sie dichter, abend etwas dünner, aber nachts rollte es wieder, vorwiegend überregionaler Güterverkehr.
Später kaufte ausgerechnet ein pensionierter Lokführer das Ensemble, die Familie ist heute noch hier ansässig. Sie können wohl vom Bahnlärm nicht genug kriegen.
Da wir hier noch ein paar Grundstücke besitzen, sie sind heute meist zu Biotopen geworden, weil kaum noch jemand Erwerbsobstbau betreibt, fahre ich ab und an hierher, so auch heute.
Ich nahm mir mal eine Stunde, von 13 bis 14 Uhr Zeit, stellte mich an die Strecke und machte mal Pause mit dem "Meenzer Frühstück" (Weck, Worscht und diesmal ohne Wein).
In 60 Minuten gab es fünf vollkommen unspektakuläre Zugbewegungen, ein ICE, ein IC, zwei RE bzw. RB und ein Güterzug, der mit einem sehr wirkungsvollen Flüsterfahrwerk daherkam:
Hätte es nicht die Vibrationen in den Schienen gegeben, man hätte kaum gehört, daß sich ein Zug nähert.
Zum Abschluß meines Tages stieg Zorn in mir hoch:
An diese bekackten Wichtigtuer von den Bahnlärminitiativen: Haltet einfach euer dummes Mau..., ihr habt von Bahn, Bahnlärm und von wirklichem Lärm etc. keine, aber auch gar keine Ahnung.
Ein Güterzug in einer Stunde
Ein IC aus Mainz
Ein ICE aus Bingen
Das immer noch bewohnte Postengebäude aus den 1860er Jahren
Die senkrecht eingegrabenen Schienen am Wegesrand stammen von der Verbindungskurve Bk Wasserwerk - Ockenheim, die 1934 gebaut und 1966 stillgelegt wurde. Sie sollen verhindern, daß Wegebenutzer der Strecke zu nahe kommen.