Im Jahre 1928 glaubte man sich in Deutschland zehn Jahre nach der Kapitulation wieder ein wenig auf dem Weg in eine zivilisierte Gesellschaft. Zwei Jahre zuvor erfolgte unsere Aufnahme in den Völkerbund, in den Großstädten wie Berlin "tobte der Papst im Kettenhemd" vom "Schwarzen Freitag" war noch nichts zu ahnen.
In Rüdesheim war kurz zuvor unter der seit 1915 bestehenden, zweigleisigen Hindenburgbrücke ein Strandbad eröffnet worden - man versuchte wieder, das Leben zu genießen.
Über die imposante Brücke im Hintergrund fuhr allerhand... von regional bedeutsamen und wenig bedeutsamen Personen- und Güterzügen auch ein Militärzug für gehobene aristokratische britische Offiziere von Wiesbaden nach Oostende, (die verbissenen linksrheinischen Franzosen sekundierten meist mißgelaunt), es war ein interessanter Laufweg, der die Führungskräfte immer wieder nachhause und zurück beförderte.
Eine spannende Zeit, aber wer von den Badenden hatte hier "Durchblick"? Man wollte nur etwas Freude - was immer sich "die da oben" ausdachten.
Von oben sah die Szenerie so aus:
Die Rheininseln (rechts die zu Rüdesheim gehörende) Rüdesheimer Aue und die linke (zu Bingen-Gaulsheim gehörende Ilmen-Aue) waren bei der Aufnahme (1940) noch bewohnt. Hier wurden Obstbau und Tierhaltung betrieben.
Als ich 1988 nach Bingen-Gaulsheim zog, wohnte die Familie Stumm noch dort. Dann wurde alles Naturschutzgebiet...
Wir waren damals öfters mal dort zu Gast - ein unglaubliches Erlebnis - da fuhren die großen Rheinschiffe vorbei und man lebte mitten im Strom...
Fontane und Storm hätten das ganze zu einer Ballade verarbeitet - ich war damals geblendet von Anja, der Schulkameradin einer der Söhne der Bewohner und meine Feder brachte kein Wort hervor...
Und als wir nachts mit dem Nachen ans Ufer übersetzten, da war mir so wohlig zumute...im verlöschenden Abendglanz konnte man kein Wort finden, sah nur Lippen, sehnsüchtig, ungeküßt...bis man sich Mut nahm. Und alles löste sich auf.