Ich möchte auf eine interessante Publikation zu Eisenbahnen in der Eifel aufmerksam machen, die zwar schon 2007 erschienen ist, aber nun auch online verfügbar ist:
Eisenbahnland Eifel
Mit geradezu wissenschaftlicher Qualität hat das Autorenteam Daten und Fakten zu Eifeler Strecken zusammengetragen, Eingang haben dabei auch Informationen gefunden, die nicht einfach zu recherchieren und zu beschaffen waren und sind, also eine Fundgrube von Hintergrundwissen.
Alois Schleder etwa umreißt die schwierige Zeit ab etwa 1840, als man um die Eisenbahn kämpfte, sie aber genausoviele Gegner wie Befürworter hatte und wo beide Lager mit Vehemenz ihre Position vertraten.
Ein Beispiel aus dem Heft:
Auch eine Vielzahl von Ärzten warnte mit Nachdruck auf den Titelseiten der Zeitungen. Neurologische „Sachverständige“ ließen Kassandrarufe ertönen: Das menschliche Nervensystem, ohnehin durch neumodische Reize überbeansprucht, müsse vollkommen zusammenbrechen, wenn man es noch der Anspannung einer Reise in der Eisenbahn unterwerfe. Die Menschen würdenAmok laufen. Es sei anzunehmen, dass die Geschwindigkeit dieser Maschinen die Männer zum Selbstmord treiben werde und die Frauen zu sexueller Raserei.
Zu diesen Horrormeldungen passt ein Artikel in der Bitburger Zeitung Anfang 1911. In großen Lettern steht dort: „Der Massenmord der Singvögel durch Schnellzüge“.
Ausführlich wird auch der Kampf der Bitburger um einen Bahnanschluß geschildert:
Im Jahre 1905, nachdem die Nebenbahn Pronsfeld – Neuerburg genehmigt und in Ausführung begriffen war und mehrere Petitionen, die eine Verbindung zwischenNeuerburg und Bitburg – Erdorf oder Erdorf –Bitburg und Trier über Irrel anstrebten, von verschiedenen Seiten ergangen waren, wurde der Frage staatlicherseits mehr Aufmerksamkeit zugewandt.
Der Unterstaatssekretär im Ministerium der öffentlichen Arbeiten bereiste im Herbst 1905
die Südwesteifel und nahm Kenntnis von den Verkehrsverhältnissen dieser fruchtbaren Gegend. Die Reise hatte ein erfreuliches Resultat. Bereits in dem Gesetzentwurf vom 5. April 1906 war der Bau der Nebenbahn Erdorf – Bitburg enthalten.
Zwei Jahre später wird folgendes vermeldet:
Zum weiteren Ausschluss der Südwesteifel ist im Jahre 1907 durch die Nebenbahn Vorlage die Weiterführung der Bahn Erdorf – Bitburg durchs Nimstal über Wolsfeld nach Irrel genehmigt worden. Vor einigen Wochen ist die Ausführung dieser Strecke den Unternehmern Cöttermann in Düsseldorf und Zimmer in Berlin zugeschlagen worden.
Und Ralph Matthias Schmitz hat in seinen Studien herausgefunden, daß um 1856 ein ganz großer Wurf geplant war:
In Köln wurde seinerzeit eine Einbindung Luxemburgs als unumgänglich angesehen; die Cölner Handelskammer und die Cölner Capitalgesellschaft forderten gar die Ausrichtung der ganzen Strecke auf das Mittelmeer hin und schlugen eine Streckenführung: Köln –
Euskirchen – Schleiden – Echternach – Luxemburg nach Paris (504 km) – Paris bis Dijon (315
km) und Dijon bis Marseille (543 km) und damit
über insgesamt 1362 km vor.
Einen zweiten Beitrag widmet Schmitz dem Eifler Eisenbahn-Bau-Bataillon 139 im 2. Weltkrieg 1939-1945, auch ein weitgehend wenig bekannter Sachverhalt.
Eine umfangreiche Literaturliste rundet die Veröffentlichung ab.
Sehr lesenwert!
http://www.gak-bitburg.de/bericht/GAK%20Heft_68_69.pdf