Für Experten der Signaltechnik

Hallo zusammen, aus Bingen bzw. dem westlich der Nahe gelegenen Bingerbrück ist mir eine historische Stereoskopie vom Naheufer zugefallen. Auf dem Bild ist lediglich "Signalstation" vermerkt. Es könnte sich um einen Posten an der zwei Jahre zuvor in Betrieb genommenen Nahebahn handeln. Frage an unsere Signalexperten: Gab es 1860 in Preußen solche Flügelsignale?



Ich habe mal irgendwo gelesen, daß Preußen zunächst Eisenbahnsignale benutzte, die am sogenannten Chappe'schen Telegraphen orientiert waren.

Hier noch eine weitere Aufnahme von der Stelle.



Im Hintergrund links sehen wir übrigens die damals noch nicht erweiterte Binger Basilika St. Martin und auf dem sogenannten Schloßberg rechts die Burg Klopp.

Hallo Horst,

der Form des Signalkörpers und dem Standort des Signals nach zu urteilen, handelte es sich auf dem Bild noch nicht um ein sog. "Bahnzustandssignal" bzw. "Bahnhofsabschlusssignal". Wenn Du sagst, dass es sich beim Zeitpunkt der Aufnahme um das Jahr 1860 herum handelt, so dürfte es sich um eine späte Form des zu diesem Zeitpunkt auch in Preußen noch verwendeten optischen Telegraphen des Herrn Chappe handeln. Mit diesen optischen Telegraphen wurden Informationen über den Zugverkehr zwischen den Streckenwärtern übermittelt. Der optische Telegraph richtete sich also nicht an den Lokführer sondern an den jeweils benachbarten Wärter. In der abgebildeten Stellung zeigte der Telegraph die Information "Zug ist von der letzten Station ab". Da Bingen an der damaligen optischen Telegraphenlinie Berlin - Köln - Koblenz - Mainz lag, könnte der Telegraph der KPEV zugeordnet werden. Die Informationen habe ich aus den Schriften von Hans Pottgießer, dem profunden Eisenbahnchronisten, ausgegraben.

Ich hoffe, das hilft Dir weiter.

Ganz famos, Deine Recherchen, Dirk, ich wußte nicht, daß der Chappe'sche Telegraph auch bei der Bahn Verwendung fand. Aber 1860 war man ja ganz am Anfang einer Leit- und Sicherungstechnik. Eine bahntechnisch spannende Zeit.