In memoriam: Ende des Personenverkehrs auf der Glantalbahn




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In memoriam: Ende des Personenverkehrs auf der Glantalbahn

Beitragvon Horst Heinrich » Mi 26. Mai 2021, 16:06

Vor genau 35 Jahren endete der Personenverkehr auf der Glantalbahn.
Über diese Strecke kann man viel nachlesen, auch in diesem Forum, ich beschränke mich heute daher auf seltene Fotoaufnahmen aus dem Kreuzungs- und Abzweigbahnhof Odernheim. Und, weil der ganze Bahnbetrieb ja an Personen hängt, möchte ich auch zwei Glantalbahn-Originale abbilden.

Das Empfangsgebäude von 1896 unterstreicht das bayerische Selbstbewußtsein kurz vor der preußischen Grenze - es imposanter Bau.

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1904 nach dem zweigleisigen Ausbau der Glantalbahn zur "strategischen Bahn" Mainz-Zweibrücken erhielt Odernheim zwei Wärterstellwerke. Das Befehlsstellwerk blieb im Empfangsgebäude.
Es handelte sich um die seltene Kurbelvariante der Bauform Bruchsal, die bis 1986 in Betrieb war.

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Der Wartesaal am letzten Betriebstag 30.05.1986

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Der letzte Bahnhofsvorsteher BHS Walter Adami, der von 1956 bis 1986 in Odernheim Dienst tat.

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Günter Steinacher, ein Original der Glantalbahn, er war zuletzt als Bundesbahnbetriebsassistent im Streckengeherdienst, auf Wärterstellwerken und als Schrankenposten eingesetzt.

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Der Munzinger-Express durchfährt den Bf Odernheim.
Es handelte sich um einen Eilzug, benannt nach dem Initiator und Hauptnutzer, dem Zweibrücker Oberbürgermeister und rheinland-pfälzischen Landtagsabgeordneten Oskar Munzinger, der von 1965 bis 1979 Mainz mit Zweibrücken via Glantalbahn verband.
Endlich wieder ein "richtiger" Zug mit Lok und Wagen, ansonsten sah man auf der Glantalbahn ab den 1960er Jahren nur noch VT's und ETA 150.

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Der letzte Personenzug war, wie meist üblich, besonders dekoriert.

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Zur Zeit laufen ernstzunehmende Untersuchungen, die Glantalbahn, die als Draisenenstrecke genutzt wird, wieder für den SPNV zu reaktivieren.
Die Gesellschaft im 21.Jahrhundert: Bei vielen nichts anderes als das Fortleben des prähistorischen Menschen unter der dünnen Schale der Zivilisation.
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Re: In memoriam: Ende des Personenverkehrs auf der Glantalba

Beitragvon Grauwacke » Do 27. Mai 2021, 10:42

Hallo Horst,

habe Dank für den tollen Bilderreigen. Eine Frage zum Bruchsal-Kurbelstellwerk Odernheim: Steht das Ensemble heute noch dort oder ist das nach 1986 verschrottet worden?
Bemerkenswert auch, dass der Bahnhofsvorsteher "nur" im Range eines BHS eingestuft war. Ich kenne diese Berufsgruppe mindestens im Rang eines Bundesbahninspektors.

Viele Grüße, Dirk
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Re: In memoriam: Ende des Personenverkehrs auf der Glantalba

Beitragvon Horst Heinrich » Do 27. Mai 2021, 16:35

Grauwacke hat geschrieben:Hallo Horst,

habe Dank für den tollen Bilderreigen. Eine Frage zum Bruchsal-Kurbelstellwerk Odernheim: Steht das Ensemble heute noch dort oder ist das nach 1986 verschrottet worden?
Bemerkenswert auch, dass der Bahnhofsvorsteher "nur" im Range eines BHS eingestuft war. Ich kenne diese Berufsgruppe mindestens im Rang eines Bundesbahninspektors.

Viele Grüße, Dirk

Hallo Dirk, die Stellwerke wurden nach 1986 sukzessive zur Ersatzteilgewinnung ausgebaut, in Grünstadt/Pfalz z.B. war ja bis 2004 auch noch ein Bruchsal-Befehlsstellwerk als Kurbelstellwerk in Betrieb, diese Bauart war in der bayerischen Rheinpfalz verbreitet, da wurden immer mal Teile gebraucht.

Auf Bahnhöfen der Größenordnung Odernheim mit ca. 10 Bediensteten (es gab ja nur zwei Schichten, denn es war Nachtruhe) kam der Vorsteher nicht über die A 8 hinaus, nach entsprechender Dienstzeit konnte auch mal A 9 erreicht werden, das war dann der Betriebsinspektor (BBi) als Endamt der mitlleren Laufbahn.

Der Bundesbahninspektor (A 9) war das Eingangsamt des gehobenen Dienstes.

So ist es ja heute auch noch außerhalb der Bahn, so gibt es den Amtsinspektor als Endamt des mittleren Dienstes neben dem Inspektor als Eingangsamt des gehobenen Dienstes und das alles zu einer Zeit, in der auf das Führen von Amtstiteln nicht mehr so viel Wert gelegt wird wie früher.

Ich etwa kann als beurlaubter Oberstudienrat (A 14) auf solcherlei Etiketten verzichten.

Entscheidend ist doch, ob ein Beamter gute Arbeit leistet und sich mit seinem Anstellungsträger identifiziert, was mir z.B. zuletzt immer schwerer fiel, weil politische Beamte ohne Fachkenntnisse versuchten, "Fachbeamte" zu beeinflussen.
Das habe ich mir nicht gefallen lassen, sonst wäre ich eventuell schon "Studiendirektor" - was für ein Wort...aber ich beneide diese Arschkriecher auch nicht.
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