Kleiner "Klau" aus dem Nachbarforum




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Kleiner "Klau" aus dem Nachbarforum

Beitragvon Horst Heinrich » Mi 22. Feb 2023, 21:42

Ecki76 aus dem Nachbarforum hat dort ein Video veröffentlicht, das ich auch hier den Liebhabern und Kennern der linken Rheinstrecke empfehlen kann.
Eine Führerstandsmitfahrt Mainz-Koblenz 1993.
1993 war das gewissermaßen eine Kompetenzüberschreitung, wenn man die Aufnahmen nicht hat genehmigen lassen.
Ein tolles Dokument einer noch weitgehend intakten Infrastruktur...

https://www.youtube.com/watch?v=-kPyYejEG_c
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Re: Kleiner "Klau" aus dem Nachbarforum

Beitragvon Dieselpower » Do 23. Feb 2023, 08:34

Hallo Horst,

ja, das Video habe ich mir auch schon angesehen. Zentralstellwerk Bingen noch im Bau, ICs mit ersten orientroten "Störfarben", aber auch sonst noch höchst abwechslungsreicher Bundesbahnalltag....

Das ist ein Video aus der Locovision-Reihe, ich glaube, die entstanden damals sogar im Auftrag oder zumindest hochoffiziell mit Segen der Bundesbahn.

Gruß, Marko
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Re: Kleiner "Klau" aus dem Nachbarforum

Beitragvon Grauwacke » Fr 24. Feb 2023, 14:31

Hallo Zusammen,

zu der Zeit der Aufnahme war ich gerade einmal 5 Jahre bei der Eisenbahn und im Bahnhof Frankfurt/M. Hbf. in der Betriebsüberwachung im Wechseldienst. Meine schönste Zeit bei der Eisenbahn. Den Lokführer, den man in dem Video sieht, kenne ich übrigens sehr gut. Er ist heute die rechte Hand des Eisenbahnbetriebsleiters bei der DB Fern vom Verkehr AG. Ja, es war noch eine bessere Zeit, was man alleine schon am fehlenden Bewuchs der Gleisanlagen erkennen kann. Damals gab es entlang der Strecke noch viele Fahrdienstleiter, die die Züge beobachten konnten und dem Vandalismus in den Stationen Einhalt geboten. Bei der Bahn arbeiteten überwiegend Personale mit Sachverstand und Freude am selbstgewählten Beruf anstelle der zwangsumgeschulten Quereinsteiger. Damals galt noch Klasse statt Masse. Die Zeiten sind endgültig vorbei und wir werden eine Umkehr wohl alle nicht mehr erleben. Die Eisenbahn stürzt von einem Tiefpunkt zum nächsten und wir schauen brav zu dabei. Zum Glück sind mir die guten Erinnerungen an eine weitgehend intakte Bundesbahn geblieben.

Kleiner Hinweis: Die kleine Bahnstation hinter Budenheim heißt Uhlerborn und nicht Uhlenborn. Da hat der Kommentator wohl zu viele Folgen der Serie "Neues aus Uhlenbusch" gesehen und hier etwas verwechselt. :D
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Re: Kleiner "Klau" aus dem Nachbarforum

Beitragvon Horst Heinrich » Fr 24. Feb 2023, 23:39

Grauwacke hat geschrieben:Hallo Zusammen,

zu der Zeit der Aufnahme war ich gerade einmal 5 Jahre bei der Eisenbahn und im Bahnhof Frankfurt/M. Hbf. in der Betriebsüberwachung im Wechseldienst. Meine schönste Zeit bei der Eisenbahn. Den Lokführer, den man in dem Video sieht, kenne ich übrigens sehr gut. Er ist heute die rechte Hand des Eisenbahnbetriebsleiters bei der DB Fern vom Verkehr AG. Ja, es war noch eine bessere Zeit, was man alleine schon am fehlenden Bewuchs der Gleisanlagen erkennen kann. Damals gab es entlang der Strecke noch viele Fahrdienstleiter, die die Züge beobachten konnten und dem Vandalismus in den Stationen Einhalt geboten. Bei der Bahn arbeiteten überwiegend Personale mit Sachverstand und Freude am selbstgewählten Beruf anstelle der zwangsumgeschulten Quereinsteiger. Damals galt noch Klasse statt Masse. Die Zeiten sind endgültig vorbei und wir werden eine Umkehr wohl alle nicht mehr erleben. Die Eisenbahn stürzt von einem Tiefpunkt zum nächsten und wir schauen brav zu dabei. Zum Glück sind mir die guten Erinnerungen an eine weitgehend intakte Bundesbahn geblieben.

Kleiner Hinweis: Die kleine Bahnstation hinter Budenheim heißt Uhlerborn und nicht Uhlenborn. Da hat der Kommentator wohl zu viele Folgen der Serie "Neues aus Uhlenbusch" gesehen und hier etwas verwechselt. :D


Als Rheinstrecken-Kenner seit den 1960er Jahren sprichst Du mir aus dem Herzen, Dirk, alle Mitarbeiter damals waren noch mit Herzblut bei der Sache, wie Willi Geisenhof, Fdl Uhlerborn, der es trotz dichter Zugfolge in den Schichten fertigbrachte, die halbe Dorfgeschichte seines Heimatortes Heideshein zwischen SpDr-Stelltisch und Schreibtisch niederzuschreiben. Damals verluden die Amis noch regelmäßig in Uhlerborn und es gab ein Lager der Gleibaufirmen Krebs und Schleis hier und einen Standort der Brückenmeisterei mit diversen vorgefertigten Brückenteilen. Und das alles nur in Uhlerborn, einem Ort, der seine Existenz ab 1859 nur der Bahn verdankt, vorher war hier nämlich nix. Auf dem ganzen gezeigten Abschnitt: Reges Betriebsgeschehen, eine Wertschöpfung der eingesetzten Eisenbahner, die in die Millionen geht.
Das vergessen nämlich die BWL-Fuzzies, die immer alles totrechnen. die Wertschöpfung der wegrationalisierten Beamten.
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Re: Kleiner "Klau" aus dem Nachbarforum

Beitragvon Grauwacke » So 26. Feb 2023, 16:30

Ja Horst, da gebe ich Dir Recht. Der Vater meiner damaligen Freundin hatte direkt neben dem Bahnübergang in Uhlerborn auf dem Campingplatz "Blauer See" (oder so ähnlich) von der Eigentümerin Heidi Haschke eine Parzelle mit Mobilheim gepachtet. Dort verbrachten wir im Sommer viele schöne Wochen am Strand des dortigen Sees. So manches "Schäferstündchen" führte uns in die weitläufigen Kieferwälder oberhalb des Bahndammes und oft standen wir dann vor verschlossener Schranke und beobachteten die mit 160 km/h vorbeirauschenden IC-Züge. Das alles war Mitte der 1980iger Jahre. Und es ist auch korrekt, dass der Brückenbauhof Heusenstamm in Uhlerborn eine Außenstelle mit vorgefertigten Eisenbahnbrücken unterhielt. Dort streunerten wir auch oft umher. An der Strecke nach Bad Kreuznach hinter Gau-Algesheim im Bahnhof Gensingen-Horrweiler befand sich übrigens Deutschlands einziges Großlager für mobil einsetzbare Stellwerke der Bauformen mechanisch Einheit und Siemens Spurplan 60. Alles war modular in Gitterboxen verladen und wenn der böse Russe uns angegriffen hätte, so hätte man dort alles in Sattelzüge verlasten und vor Ort jeden xbeliebigen Bahnhof im Handumdrehen wieder mit einem Behelfsstellwerk mit autarker Stromversorgung errichten können. Alles Relikte aus dem kalten Krieg. Alle Lagerbestände wurden Mitte der 1990iger Jahre aufgelöst und der Schrottpresse zugeführt. Ein paar nagelneu verpackte Signalhebel habe ich aus Gensingen retten können. Aber das war es dann leider auch. Wenn man überlegt, wie Viele Steuergelder seinerzeit dort vernichtet wurden. Unfassbar!
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Re: Kleiner "Klau" aus dem Nachbarforum

Beitragvon Horst Heinrich » So 26. Feb 2023, 19:28

Grauwacke hat geschrieben:Ja Horst, da gebe ich Dir Recht. Der Vater meiner damaligen Freundin hatte direkt neben dem Bahnübergang in Uhlerborn auf dem Campingplatz "Blauer See" (oder so ähnlich) von der Eigentümerin Heidi Haschke eine Parzelle mit Mobilheim gepachtet. Dort verbrachten wir im Sommer viele schöne Wochen am Strand des dortigen Sees. So manches "Schäferstündchen" führte uns in die weitläufigen Kieferwälder oberhalb des Bahndammes und oft standen wir dann vor verschlossener Schranke und beobachteten die mit 160 km/h vorbeirauschenden IC-Züge. Das alles war Mitte der 1980iger Jahre. Und es ist auch korrekt, dass der Brückenbauhof Heusenstamm in Uhlerborn eine Außenstelle mit vorgefertigten Eisenbahnbrücken unterhielt. Dort streunerten wir auch oft umher. An der Strecke nach Bad Kreuznach hinter Gau-Algesheim im Bahnhof Gensingen-Horrweiler befand sich übrigens Deutschlands einziges Großlager für mobil einsetzbare Stellwerke der Bauformen mechanisch Einheit und Siemens Spurplan 60. Alles war modular in Gitterboxen verladen und wenn der böse Russe uns angegriffen hätte, so hätte man dort alles in Sattelzüge verlasten und vor Ort jeden xbeliebigen Bahnhof im Handumdrehen wieder mit einem Behelfsstellwerk mit autarker Stromversorgung errichten können. Alles Relikte aus dem kalten Krieg. Alle Lagerbestände wurden Mitte der 1990iger Jahre aufgelöst und der Schrottpresse zugeführt. Ein paar nagelneu verpackte Signalhebel habe ich aus Gensingen retten können. Aber das war es dann leider auch. Wenn man überlegt, wie Viele Steuergelder seinerzeit dort vernichtet wurden. Unfassbar!


Dirk, erinnerst Du Dich noch an das ehemalige Bahnwärterhaus direkt am BÜ? Es stammte noch aus dem 19.Jahrhundert. Hier verkehrte ich in den 1980er Jahren öfters bei meinem Großonkel Reinhard Klumb, er war zwar "nur" Kraftfahrer bei der Sm Mainz, aber wir gingen oft zu ihm. Auch er hatte gute Eisenbahnergeschichten "parat", die wir gerne aufsogen. Er lebte hier im Haus mit seinen 6 Kindern, unglaublich, es war alles sehr beengt und auf einer Hausseite lag schon direkt ein Durchgangsgleis. Hier hat wirklich das Porzellan im Schrank geklirrt...
Trotzdem ist nie ein Kind überfahren worden.

Das Stellwerkslager Gensingen kenne ich auch noch, es war über Gleis 1 mit einem Nebengleis angeschlossen.
Ein einziges Mal habe ich hier Menschen gesehen, die meiste Zeit war es hier gespenstisch ruhig.

Bei DSO gibt es hierzu eine interessante Reportage

https://www.drehscheibe-online.de/foren ... 17,4838896

Noch etwas zum Campingplatz Uhlerborn.
Direkt hinter der Schranke unweit des Brückenlagers befand sich ein Fahrzeugdepot der US-Armee, wo später ein gewisser Ernst H. Richartz ein brisantes Chemie-Abfall-Lager betrieb, das es zeitweise bundesweit in die Schlagzeilen schaffte.
Die Kosten der Sanierung blieben -wie so oft- an der öffentlichen Hand hängen, Herr Richartz war insolvent in Südamerika abgetaucht.

Und noch etwas "Brisantes":
1938 hat das deutsche Staatsoberhaupt mit seinem Sonderzug im Bahnhof Uhlerborn übernachtet:

https://www.regionalgeschichte.net/index.php?id=9240
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