Sohren im Wandel der Zeit




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Sohren im Wandel der Zeit

Beitragvon Horst Heinrich » Mi 9. Sep 2020, 12:09

Der Bahnhof Sohren war bis zur Einstellung des Personenverkehrs auf der Hunsrückquerbahn 1976 mit einem Bahnbeamten besetzt, der die üblichen Betriebs- und Verkehrsaufgaben übernahm.

Danach wurde er noch bis in die 1990er Jahre als Gütertarifpunkt betrieben.
Gütermäßig war hier einiges los, das am Bahnhof gelegene Sägewerk Kuntz sowie die Möbelwerke Felke gehörten zu den treuen Bahnkunden, ebenso der recht umfangreiche Einzelhandel, allen voran das Haushaltswarengeschäft Meinhardt, das per Bahn mit allerhand Stückgut beliefert wurde, zum Beispiel mit Öfen und Herden.

Ab 1976 begann das imposante Gebäude zu verfallen. 1978 bot sich -analog zu allen Empfangsgebäuden auf dem Hunsrück- dieses Bild.

Bild

Weder die Wohnungen im Obergeschoß noch Erdgeschoß und Güterhalle fanden einen Interessenten, obwohl die Preisvorstellung der DB mit einem niederen fünfstelligen Betrag moderat war.

Dann entdeckte Ettore Olla das Haus. Ettore Olla, ein erfolgreicher italienischer Gastronom, kaufte den Bahnhof nebst Güterhalle, investierte sehr viel und eröffnete hier ein italienisches Restaurant, das weit über die Grenzen Sohrens bekannt und beliebt war.
Ein besonderes Augenmerk richteten seine Frau und er auf den denkmalpflegerisch konformen Erhalt der Außenfassade und das Ambiente der Außenanlage. Es entstand ein kleines Schmuckstück.

Als er das Restaurant aus Altersgründen schloß, übernahm seine Tochter Christina das Erdgeschoß und richtete hier ein Kosmetikstudio ein. Gleichzeitig engagierte sie sich weiterhin im Außenbereich, was der historischen Liegenschaft sehr gut bekommt.

Die angekündigte Wiederaufnahme des Zugverkehrs sieht die junge Unternehmerin sehr positiv, obwohl ihr der Zug praktisch durch den Garten fährt. Sie sieht hier große Potentiale, der aufstrebenden Gemeinde Sohren mit fast 3200 Einwohnern einen Anschluß in die "große weite Welt" zu verschaffen, möglichst bald auch im Personenverkehr.

Der Bahnhof Sohren 42 Jahre nach der ersten Aufnahme

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Re: Sohren im Wandel der Zeit

Beitragvon Heiner Neumann » Mi 9. Sep 2020, 12:58

Das tut so richtig gut, so etwas zu sehen!

Gruß

Heiner
Wenn Du ein Licht am Ende des Tunnels siehst, bete, dass es kein Zug ist :shock: !!!

Vertraue nur Deinem eigenen Hintern - denn nur er steht immer hinter dir!
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Re: Sohren im Wandel der Zeit

Beitragvon Rolf » Mi 9. Sep 2020, 16:49

Danke vielmals für den aufschlussreichen Bericht!
Rolf
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Re: Sohren im Wandel der Zeit

Beitragvon Horst Heinrich » Mi 9. Sep 2020, 17:46

Ein kleiner Nachtrag

Immer wieder befuhren auch nach der Einstellung des Personenverkehrs Sonderzüge von beachtlicher Länge die Hunsrückquerbahn und brachten nicht selten einige hundert Fahrgäste hinauf auf die Höhen.

Bei dieser Fahrt 1982 war ein Zwischenhalt in Sohren eingeplant.

Bild

Am linken Bildrand sehen wir den, auch heute noch existierenden Wasserturm.

Außer den beiden direkt sichtbaren Gleisen gab es rechts ein Gleis zur Güterhalle und hinten rechts noch ein Ladegleis mit Sägewerksanschluß.
Übrigens, die beiden Rundbogenfenster für den Stellwerksraum, Nachbauten des Originals, aber diesmal mit Doppelglas, kosteten 20000 Euro. Man kann sich vorstellen, was die Gesamtsanierung gekostet hat...

Heute ist die Familie Olla glücklich mit ihrem Kleinod - die Kosten und Mühen der Vergangenheit sind vergessen.

Und da die Tochter des Hauses, zu deren Kunden ich zählen darf, mir derart charmant und offen Auskunft zum Werdegang des Bahnhofes nach 1985 gegeben hat, hänge ich mal etwas Werbung an:

https://www.studiobookr.com/kosmetikstu ... lein-56801
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