Die (nie gebaute) Bahnstrecke Simmern - Bullay
Bis heute gibt es auf mehr als 150 Schienenkilometern zwischen Koblenz und Trier keine Möglichkeit, mit der Bahn in den Hunsrück "hinaufzukommen". Die einzige Verbindung Trier-Hermeskeil-Türkismühle (Hochwaldbahn) wurde bereits 1969 im Personen- und 1997 im Güterverkehr stillgelegt.
Noch vor rund 100 Jahren kämpften indes die Bürger um eine Schienenanbindung.
Nicht so sehr der Personen-, mehr der Güterverkehr stand dabei im Fokus des öffentlichen Interesses.
Schon um das Jahr 1910 haben sich in den Kreisen Simmern und Zell Geschäftsleute, Gemeindevertreter, Vertreter der Post, Forstbeamte und Landwirte aus dem Raum Blankenrath zusammengeschlossen, um der preußischen Regierung in Berlin ihr Bahnkonzept vorzulegen.
Es ging im Kern darum, Orte, die zwischen vier und ganze 20km vom nächsten Bahnanschluß entfernt waren, an das Schienennetz anzubinden.
Insgesamt vertrat diese 37-köpfige Kommission rund 15000 Bürger aus 43 Gemeinden.
Einerseits wollte man überregionale Absatzmärkte für Holz, Landprodukte, Möbel usw. anfahren können, andererseits Bezugsmöglichkeiten für Rohstoffe, Kunstdünger, Saatgut etc. erschließen.
Allein aus den Dörfern Mastershausen, Sosberg und Reidenhausen errechnete man ein jährliches Frachtaufkommen von 180.000 Zentnern. Der Waldbesitz der drei Orte, 2200 Hektar, versprach ein hohes Aufkommen an Lang- und Wertholz.
Aber auch der Personenverkehr sollte Aufwind bekommen, so rechnete man mit einer Verkürzung der Reisezeit etwa zur Provinzialhauptstadt Trier um zwei Stunden gegenüber der Relation Simmern-Hermeskeil-Trier.
Diese Verbindung von Simmern zur Mosel sollte 45 Kilometer lang sein und folgenden Verlauf haben: Bullay-Senheim-Grenderich-Mittelstrimmig-Reidenhausen-Sosberg-Mastershausen-Blankenrath-Löffelschied-Rödelhausen-Kappel-Reckershausen mit Anschluß an die Hunsrückquerbahn bei Kirchberg. Auch eine Fortsetzung der Trasse von Reckershausen über Nannhausen und Fronhofen nach Simmern war im Gespräch.
Die königlichen Eisenbahndirektionen konnten sich damals vor Anträgen auf Streckenneubauten nicht retten. Allein im Umkreis von Simmern gab es vier Neubauvorhaben.
Die Verbindung zur Mosel (1), die Verbindung Simmern-Gemünden-Martinstein (2), eine Verbindung vom bayerischen Kaiserslautern ins preußische Trier unter Einbeziehung und Ausbau vorhandener Strecken über Glan-Münchweiler, Altenglan, Kusel, Türkismühle und Hermeskeil (3) schließlich noch die Strecke von Neubrücke und Birkenfeld nach Thalfang (4), ein Projekt des Industriellen Alexander von Hammerstein-Loxten zur Anbindung seiner Säge- und Imprägnierwerke in Abentheuer, Thalfang und Reinsfeld.
Diese Streckenpläne wurden dann wegen der bevorstehenden imperialen und europäischen Auseinandersetzungen ab 1898 (Faschoda-Krise, Marokko-Krisen, Unruhen auf dem Balkan etc.), die auf einen Krieg der Großmächte hinausliefen, nicht mehr angegangen.
In den 1920er Jahren, nach dem Ersten Weltkrieg, waren einige Projekte durch den beginnenden Lkw- und Omnibusverkehr nicht mehr aussichtsreich, also verschwanden sie in den Archiven.