Do 25. Nov 2021, 00:07
Hier noch ein ordentlicher Bildernachschlag zur ersten Generation....
Ein trüber Herbsttag 1988 an der westlichen Stadtgrenze von Köln - B80S 2051 hält in Einzeltraktion (wie auf der Linie 2 damals üblich) an der Haltestelle Haus Vorst. Auch hier sind die landwirtschaftlichen Flächen heute längst einem riesigen Gewerbegebiet gewichen. Links vom Frechener Bach steht jetzt ein großes P+R-Parkhaus und die Bahnen der heutigen Linie 7 halten an einem neuen Mittelbahnsteig. Der alte, noch im Bild sichtbare, diente als Notbahnsteig, falls Einrichtungswagen im Falschfahrbetrieb die Strecke hätten nutzen müssen, was technisch möglich war.
Wieder die 9....etwas unvorteilhaft und stark gegenlichtig ist der Fotopunkt für den Doppelzug mit dem führenden 2021 an der Porzer Straße gewählt, aber die damals noch normalen, nicht hysterisch nach ihren Rechten am Bild keifenden Menschen stören sich nicht an einem Fotografen, und beleben die Szenerie am Ende des Arbeitstages....was da jedoch im Führerraum abgeht, weiß ich nicht zu deuten, offenbar macht es die Dame in der weißen Bluse dem Fahrer gerade nicht leicht, da er sich offenbar an die Stirn faßt...bahnt sich hier etwa ein Beziehungsdrama wegen des eben erschienenen neuen Dienstplans an?
Und nun auf die EBO-Strecke der Linie 16....wenn auch nur als Silhouette erkennbar, beschleunigt diese 2000er-Doppeltraktion in Godorf gerade auf Signal Hp1 am Hp Godorf Richtung Bonn. An dieser Stelle ist die Höchstgeschwindigkeit des B100S zulässig...die Petrochemischen Anlagen von Wesseling bilden einen bizarren Hintergrund.
Ihm folgt 15 Minuten später ein Bonner Doppel, angeführt von 7755. Auch bei der Köln-Godorfer Shell dampft der Kühlturm noch....nein, die Seitenwerbung ist nicht digital verfälscht, offenbar wurde hier von den SWB eine Werbung unkenntlich gemacht, oder Klebereste nicht ordentlich entfernt. Er trägt übrigens ein etwas größeres, rundes drittes Spitzenlicht, das später auch bei den Kölner Wagen verwendet wurde, die zunächst - wie auf den anderen Bildern sichtbar - mit einem kleinen rechteckigen Aufsatzlicht ausgestattet waren.
In wenigen Sekunden verläßt der heutige Museumszug 2012 - hier noch im Originalzustand - den EBO-Bereich der HGK, die Gleisverbindung für die Güterzüge der Relation Frechen - Köln-Bickendorf hat er bereits passiert, und überquert nun die Militärringstraße, um in die Dürener Straße, welche vom Güterzug nur gequert wird, einzubiegen...sogar ein kleines unbesetztes Stellwerksgebäude existiert hier noch, die dank der Bü-Anlage recht komplexe Abzweigstelle wird jedoch ferngesteuert. An dem zugehörigen Signal verhindert eine simple Zugsicherungsmethode Fehlleitungen: Bei Hp0 sind beide aktiv, der PZB-Magnet und die magnetische Fahrsperre, Zeigt das Signal Hp1 für die Stadtbahn, ist der 2000er scharf, bei Hp2 für Güterzüge die Fahrsperre.
Wieder zurück zum zentral gelegenen Dreh- und Angelpunkt der KVB, dem Neumarkt, wieder auf die etwas abgelegene Nordseite. Eine ungewöhnliche Situation für den 2004, die Türen links zum Asphalt geöffnet, innen mit Ballons geschmückt und als Sonderzug beschildert scheint er auf eine lustige Reisegesellschaft zu warten. Dort, wo das HERTIE-Kaufhaus stand, steht heute die Neumarkt-Galerie mit der seltsamen Eistüte an der Fassade, bekannt aus einschlägigen TV-Serien...
Noch einmal zurück in die jüngere Vergangenheit, die letzten Fahrten auf der Bergisch Gladbacher Straße...."Jetzt wird's rasant, Amigos" - der doppelte B100S - schon mit degradierter Einzeltür und Matrix-Zielanzeige verläßt die Unterführung unter den Ausläufern des DB-Bahnhofs Köln-Mülheim mit "Schmackes", der heute recht dünne Verkehr erlaubt dem über 80 t schweren Zug, angeführt von 2016, einen flotten Fahrstil...
...der Nachschuß vor der schönen Fassade im Hintergrund zeigt einige Details an der Kuppelstelle z.B. die nachträglich zu Fahrer-Ein- und -Ausstiegen degradierten Einzeltüren, die dem Fahrgastfluß nicht gerade förderlich waren - zumal die Türen ganz vorn oder ganz hinten gern (nicht nur von notorischen Zuspätkommern) stark frequentiert werden. Außerdem sind beide von der KVB für den B-Wagen verwendete Rottöne erkennbar... 2016 trägt übrigens als Patenschaftsfahrzeug das Wappen von Peking. auf der B-Wagen Seite scheint es offenbar abgeknibbelt worden zu sein.
Sprung zurück auf die Nordseite am Neumarkt, hier gab es meistens nur leere Gleise oder einen kurz wendenden Zug zu sehen, doch nicht selten waren (wie der Sonderzug oben) auch interessantere Szenerien zu beobachten. Neben dem 2017, der als reguläre "2" vom Neumarkt nach Frechen fährt, steht auch 2038 hier. Auf den ersten Blick ein stinknormaler B-Wagen - zum Fotozeitpunkt auch, wenn man sich seine "Füßchen" so betrachtet. Er war aber eine Zeit lang Erprobungsträger für Aluminiumdrehgestelle. Diese etwas klobig - fast wie große "Deckel" - aussehenden, und mit "1" und "2" numerierten Drehgestelle hatten in meiner Erinnerung ein leicht "schepperndes" Fahrgeräusch, und brachten wohl auch nicht den erhofften Erfolg (Gewichtsersparnis?), so daß er bald auf Standarddrehgestelle zurückgebaut wurde. Joachim Biemann hat auf seiner Seite
Bahnen im Rheinland Bilder aus dieser Experimentalphase.
Zwei Stockwerke tiefer, eine der "Modernisierungsstufen" der U-Bahn-Station ist durchgeführt, der Bahnsteig wurde leicht verbreitert, und eine etwas unkonventionelle Beleuchtung wurde installiert. Wir sehen einen Kurzzug auf der Linie 18, schon damals ein seltener Anblick, sogar bei den "verkürzten" Kursen, die nur bis Klettenbergpark verkehren. 2024 macht sich hier im schummrigen Licht nützlich...aber die Nachfrage ist auch überschaubar.
Gehen wir wieder nach oben zur Nordseite - inzwischen ist es auch hier dunkel geworden, aber weniger schummrig, eher einladend kommt dieser Anblick daher - St. Aposteln wird stimmungsvoll illuminiert, 2017 wartet mit mollig beheiztem Fahrgastraum auf die letzten Kauflustigen auf dem Heimweg nach Braunsfeld, Lindenthal oder Frechen....
Werfen wir nun noch einmal einen Blick auf die "weiß-grünen" Kölner, die vier Wagen, die für die Messelinie 14 eigens in die Farben und das Design der KölnMesse gesteckt wurden, und außerhalb der Messetage (die 14 fuhr nur an Messetagen) im normalen Umlauf "mitschwammen"....als da wären der KBE-2095, hier bei Stüttgenhof auf der Linie 2 unterwegs:
Oder der 2025...Der andere Endpunkt (Der Neumarkt war nur für die Kurz-Kurse Endstation) der Linie 2 war Ostheim. Heute kaum wiederzuerkennen, hatte Ostheim schon früher einen massiv gebauten Kiosk, immer noch mit dem rustikalen Charme einer Überlandstraßenbahn kam diese Bahn-Bus-Verknüpfungshaltestelle daher. Hinter dem Zug nicht sichtbar verbarg sich damals die Wendeschleife um das wunderbare Umspannwerk im Jugendstil herum. Als Dampfkraftwerk 1904 erbaut, dient es heute noch als Umspannwerk und Künstleratelier. Außerdem gibt es hier ein Kuriosum: Der am Kraftwerksgebäude angebrachte Kölner Stadtadler mit Wappen trägt im Wappenschild fälschlicherweise zwölf "Zungen" statt derer elf, dieser Fehler wird wegen des Denkmalschutzes bis heute konserviert. Messezug 2025 kommt aus der Schleife (Heute ein Stumpfgleis zwischen den Streckengleisen), und startet zu seiner Ost-West-Querung der Stadt...
Natürlich fuhren die Messebahnen auch auf "meiner 9", sei es in Schwachlastzeiten als Einzelzug, wie der 2007, der sich hier am Königsforst von seiner besten Seite zeigt...
...oder am Morgen in der HVZ als Doppel, nicht selten "gemischt" mit roten Zügen, wie hier beim 2013 als geführten Wagen. Man sieht, die hintere Einzeltür ist wieder sehr beliebt - ich bin damals auch noch schnell hereingehuscht...links über dem Triebwagen der neuromanische Kirchturm St.Cornelius, der 1886 zur eigentlichen Kirche von 1834 hinzukam. Auf der anderen Seite der Haltestelle - nicht im Bild - der Vorläufer Alt-St.-Cornelius, von dem nur noch der Turm existiert, welcher 1147 erstmalig erwähnt wurde.
Hochbetrieb am Königsforst zum Schluß der HVZ: Eingekeilt zwischen rangierenden und auf die Abfahrtszeit wartenden Achtachser-Doppelzügen wartet 2052 (ein B80S) und ein Messewagen (B100S) auf freie Strecke in den Feierabend. Ich bin stets gern mit den E-Zügen gefahren, sie waren immer so schön leer, weil die Leute damals schon oft zu doof waren, den Laufweg zu kapieren, und lieber auf ne "richtige 9" warteten. Bis Deutz-Kalker Bad waren die Wege identisch, und ab da wurde der Linie 1 oder 2 zum Melatengürtel (Aachener Straße) gefolgt.
An meiner Heimathaltestelle Rath-Heumar macht der Doppelzug mit dem geführten Wagen 2009 stadtauswärts noch einmal Halt, und wird nach dem letzten Zwischenstopp die Endstelle Königsforst erreichen.
Und noch einmal der "grüne" Abschnitt zwischen Rath-Heumar und Röttgensweg, weil so schön ausgeleuchtet. Die Fahrerin mit der typischen 80er Frisur beschleunigt trotz des kurzen Abstands zwischen den Stationen ihren 2023 samt Anhängsel auf 70 km/h, bevor sie stadteinwärts die zweite Zwischenstation erreicht.
Ein Stückchen weiter reduziert sich das Tempo radienbedingt auf 60 km/h, die Strecke quert den Fockerweg und erreicht den nächsten Halt Rath-Heumar. Ein stadteinwärts in den Btf West einrückender Zug erreicht diese Stelle soeben, die Rollbandanzeige wurde entweder falsch bedient, oder sie ist gestört, jedenfalls zeigt sie die damals gar nicht mehr existierende Linie 10, die von Klettenberg zu den Fordwerken fuhr, und Refugium für die letzten 1300er Vierachser in Doppeltraktion war.
Zum Abschluß des Kapitels nur lokaler, kein thematischer Bezug: Erst Anfang der 80er wurde der erwähnte Bü Fockerweg am Friedhof durch eine Schrankenanlage technisch gesichert, bis dahin war er mit Läutetafeln versehen und mit 50 km/h befahren...Anfang der 70er stand ich zeitweise zu besonderen Anlässen (Hier: Karneval) noch als Bü-Posten (schwarze Warnweste und besondere Form der Sicherung - Revolver statt Flagge!) zur Verfügung, was mein Großvater bildlich festhielt...das Eisenbahnvirus hat er damals auf mich übertragen! Teilweise stehen heute noch die selben Masten wie auf dem Bild!
Nein, das Bild entstand nicht mit Absprache mit dem Betriebspersonal und auch nicht von sicherer Position aus, der Verantwortliche ist jedoch seit 1974 verstorben, und ihm wäre - wenn er heute mit 116 Jahren noch leben würde - auch der Shitstorm egal! Er hat einfach den gesunden Menschenverstand (Bahn gerade weg, jetzt ist etwas Zeit!) und seine Sinne (Ohren auf, und die in Sichtweite stehende Schranke im Auge!) benutzt! Muß man heute ja leider im Vorfeld gleich mitschreiben. Aber hier bei Euch brauche ich mir da ja keine Sorgen zu machen.....
Nach diesem kleinen Exkurs in die frühen 70er geht es in der nächsten Folge wieder in die 80er, dem Jahrzehnt, als Generation 2 des B-Wagens die Bühne betrat...