Bruchsal J-Stellwerk hat geschrieben:Deswegen vielen vielen Dank, solche Fotos bauen einen auf und lassen auch Leute wie mich an so einer sehr spannenden Zeit, an einer "heilen" Welt teilhaben, die uns sonst verwehrt ist!
Lieber Stellwerker (schade, daß man nicht einen Namen zur Verfügung hat, aber wenn Du uns keinen geben willst, mache ich es wie früher im Schuldienst. Alle Jungs, deren Namen man nicht aussprechen konnten, nannte ich Josef, die Mädels hießen alle Maria),
also, Lieber Josef,
so heil war die Welt damals nicht.
Die 1960er und 1970er Jahre waren bahnmäßig die Zeit gewaltigen Kahlschlages, der uns das Vertraute raubte.
Plötzlich waren Bahnübergänge aufgelassen, mechanische Stellwerke in SpDr-Kommandozentralen umgewandelt, ganze Strecken herausgerissen, dutzende Lokvarianten verschwanden über Nacht...
Gesellschaftlich war es die Phase des Überganges vom 19. ins 21.Jahrhundert, unsere Bezugspersonen, geboren zwischen 1880 und 1930 hatten von Kaiser Wilhelm bis Helmut Schmidt mindestens sechs politisch-gesellschaftliche Ansätze erlebt, durchlebt, durchlitten, verworfen, bejaht, verneint, mit Opa saß ich am Stammtisch neben Ex-SS-Offizieren aus Buchenwald und überzeugten Kommunisten, Judenhassern neben Judenfreunden, Anhängern der Studentenbewegung neben solchen, die dem "langhaarigen Bombenlegerpack" am liebsten den Kopf abgeschlagen hätten, Anarchisten neben Spießern, hier den Überblick auf dem Markt der möglichen Impulse zu behalten, forderte uns bereits mit 10, 14 Jahren ein Höchstmaß an intellektueller Selektions- und Urteilsfähigkeit ab, was uns aber später an der Universität zugute kam.
Ohne diese Prägungen wäre ich nicht der, der ich heute bin.
Mir macht keiner etwas vor, weder in Washington, Peking, Berlin, Mainz oder Neuhäusel.
Insofern kann ich konstatieren: Wer aus dem, was ihm damals geboten wurde, etwas gemacht hat, ist gerüstet, so ziemlich alles kritisch zu beleuchten, was ihm heute auf dem Weg des Lebens vor die Füße fällt und er ist in der Lage, den Schrott direkt wegzukicken.
Und ich sehe es als meine Verpflichtung an, das alles an euch weiterzugeben.
Also, Leute: Fragt, fragt, fragt!
Die Gesellschaft im 21.Jahrhundert: Bei vielen nichts anderes als das Fortleben des prähistorischen Menschen unter der dünnen Schale der Zivilisation.