Re: Einfach mal ne Übergabe....(zum Mitmachen)
von Dieselpower » Mi 27. Jan 2021, 13:16
Betrieblich gesehen befinden wir uns auf dem Foto noch nicht ganz auf der Vennbahn, sondern auf der Verbindung zwischen Eupen und Raeren. mit dem (ehemals) interessanten Gleisdreieck.
Wir sind nur einmal zu Anfangszeiten mit der Vennbahn gefahren, als die noch mit 59er Diesellok und diesen unglaublich plüschigen SNCB-Vorkriegs-Wagen der Baureihe K1 unterwegs waren.
Dummerweise verloren wir sie danach ein wenig aus den Augen, und auch als die 50er dort fuhr, waren wir immer noch der Meinung, es sei ja eine (damals noch aufstrebende) Museumsbahn, die gäbe es im Unterschied zu den Nebenstrecken, die es noch abzuklappern galt, ja in 100 Jahren noch....leider gefehlt.
Hätte man das traurige Schicksal etwas früher geahnt, wäre man vielleicht öfters ins Hohe Venn gereist - nicht zuletzt weil ich dort auch Wurzeln habe (Die Großmutter zitierte gern den damaligen Werbespruch: "Vitus Gitt aus St. Vith, Buchbinderei, Malmedyer Straße 3").
Gerade das Grenzland und die Ardennen zogen mich bahntechnisch aufgrund der geringen Elektrifizierungsdichte in den frühen 90ern ganz besonders in ihren Bann, wie z.B. die noch nicht elektrifizierte Athus-Meuse-Strecke mit ihren weithin hörbaren kämpfenden Zweitakt-Doppeltraktionen mit Erz- und Stahltransporten, welche dank günstiger Bahntickets und echt geiler D-Zugverbindungen zwar recht weit weg, aber preiswert und recht schnell zu erreichen war: So kostete beispielsweise der "Go-Pass" für Jugendliche unter 21 nur 1.200 BFR, umgerechnet 60,- DM, und beinhaltete 10 beliebig weite Fahrten innerhalb Belgiens zum selbst EIntragen.
Und so stückelten wir immer von Köln bis Düren mit unserem VRS-Junior-Ticket (0,- denn das hatten wir sowieso), DB Rückfahrkarte mit Junior Paß von Düren bis Aachen Süd (Grenze) - ca. 14 DM, BIJ-Twen-Ticket Aachen Süd - Welkenraedt u.z, - 4,- DM und zwei Einträge im Go-Pass für 12,- DM. Mit anderen Worten: Für schlappe 30 Märker konnten wir von zu Hause aus zu jedem beliebigen Ort in Belgien und zurück reisen. Da war auch mal ein Trip an die Nordsee nach Oostende, De Panne oder Zeebrügge drin. Oder - noch ein paar Franken draufgelegt - eine Küstenreise per Tram von Zeebrügge bis De Panne und wieder heimwärts - es wurden ja einfache Strecken eingetragen, die nicht zusammenhängen mußten.
Ich genoß diese Mobilität sehr. Wenn es das Taschengeld hergab, wurde auch (öfters) die Ardennenrundreise gemacht, und nur eine Fahrt im Go-Pass genutzt, dann ging es über die "Lëtzebuergische Nordstreck" via Liège - Luxemburg und Trier und dann wahlweise über Koblenz oder Gerolstein nach Hause bzw. in Gegenrichtung. Der GoPass war so kundenfreundlich, es ging auch mit einem Paß für 2 Personen, dann wurden einfach zwei Felder ausgefüllt...teuer war dann - wie üblich - nur die Fahrkarte für den deutschen Teil, für Luxembourg gab es das Oeko-Biljee, eine Tageskarte fürs ganze Land für 120 LFR (6 DM). Aber die Erinnerungen an die zuschlagfreien Mosel- oder Eifel-D-Züge sind schon klasse...so proppenvoll wie die ganzen Plastikbahnen heute waren die auch nie, Im Nullkommanix verflogen die knapp 3 Stunden im gemütlichen Abteil auf der Eifelbahn bis Trier, die gute alte 215 immer vorneweg und dann mit Zweitakt und Wegmannwagen (nahezu baugleich mit unseren Silberlingen). Oder eben in flotter Fahrt mit Umstieg in Koblenz hinter der 181er her...dauerte insgesamt meist genauso lange, dafür konnte man bis Luxembourg oft sitzenbleiben.
Aber mit einer solchen Verbindung bzw. dem Wissen über (internationale) Tarife wären heutige Jugendliche trotz des elektronischen Gehirnersatzes (Smartphone) vermutlich total überfordert, wie man schon an gewissen Beiträgen des "Nachwuchses" in den einschlägigen Foren erkennt. Da werden keine Zeichen gesetzt, Satzanfang und -ende sind nicht erkennbar, die oft albernen und sinnlosen Fragen enden ebenfalls ohne Interpunktion und von der Ausdrucks- und Schreibweise fange ich lieber gar nicht an...allerdings weiß ich auch nicht, ob mir die damals liebgewonnenen Kurztrips heute noch Spaß machen würden, denn leider sind auch in B und L die Zeiten von Plastikbahnen angebrochen, und weite Teile des Netzes elektrisch betrieben und (wenn dann mal lokbespannt) nur noch von modernen, summenden, oft potthäßlichen und grellbunten Elloks befahren...vielleicht habe ich deshalb endlich intensiver mit meiner 70/80er Welt in 1:87 begonnen, denn mich lockt sowas nicht mehr auf die Bahn, allein schon die Anreise mit 6 mal Umsteigen von einer Regionalbahn in die andere wird da zur Zumutung.
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