Fr 21. Feb 2020, 12:52
Bahnstrecke Mariánské Lázně–Karlovy Vary (Marienbad-Karlsbad)Am 17.Dezember 1898 wurde die Strecke Karlsbad-Marienbad eröffnet.
Es handelt sich um eine interessante Mittelgebirgsbahn, auf 53 Kilometern überwindet sie rund 400 Meter Höhenunterschied und sie benötigt zahlreiche, auch architektonisch interessante Kunstbauten.
Der Scheitelpunkt liegt bei Ovesné Kladruby (früher Habakladrau) auf 705 Metern.
Zum Einsatz gelangen überwiegend Triebwagen der tschechischen Baureihe 810.
In Becov nad Teplou, deutsch Petschau liegt bei Streckenkilometer 33 ein kleiner Betriebshof.
Der vierständige Lokschuppen steht voller Gerümpel, die Triebwagen stehen draußen.
Dieses Bw besitzt neben einer intakten und in Gebrauch befindlichen Drehscheibe mit Handbetrieb auch noch eine Wasserversorgungseinrichtung für Dampfloks, die aber hier schon seit etwa 1965 nicht mehr zum Einsatz kommen.
Zuletzt war es die Baureihe 60 der k&k-Staatsbahn, die nach Auflösung der "Donaumonarchie" 1918 in der Tschechei verblieben ist.
Dieser interessante Loktyp mit drei Treibachsen und einer erst später zugefügten Laufachse wurde von 1895 bis 1915 gebaut, es wurden von allen bedeutenden österreichischen Lokomotivfabriken insgesamt 400 Exemplare in Betrieb gestellt.
Ein erhaltenes Exemplar der in Österreich zuletzt als Baureihe 54.14 bezeichneten Gattung steht im Eisenbahnmuseum Staßfurt.
Von Becov zweigt die 87 Kilometer lange und im November 1898 eröffnete Strecke nach Rakovník (Rakonitz) ab, ebenfalls heute eine Regionalbahn.
Die Strecke Karlsbad-Marienbad verläuft über zahlreiche Täler, Berge und Schluchten.
Die Erschließung der Region mit der Bahn gelang nur mithilfe vieler Kunstbauten aus Stein, Beton und Stahl.
Das Kaiserreich Österreich-Ungarn baute ähnlich solide wie Deutschland, wovon noch heutige Generationen profitieren.
Hier eine Impression unweit der Haltestelle Vodná (Wasserhäuseln)
Etwas weiter - die nächste Brücke.
Nur 3,70 Meter beträgt die Durchfahrthöhe des Straßenverkehrs.
Das historische Bauwerk wird deswegen lange nicht -wie in Deutschland üblich- mit weiß-roten Schildern und Markierungen "zugepflastert", das kleine Hinweisschild genügt.
Die Brücke zeigt auch keine Kollisionsspuren - offenbar benutzen die Tschechen beim Autofahren ihren Verstand.
Das Bahnhofsgebäude von Becov von der Gleisseite aus.
Ein Mitarbeiter ist vor Ort, er bedient das recht moderne Spurplanstellwerk, verkauft Fahrkarten, gibt Reisezugauskünfte.
Der Eisenbahner, mit dem ich sprach, war sehr freundlich und auskunftsfreudig.
Seit über 30 Jahren ist er bei der Bahn und hat, ähnlich wie bei uns- als Mittfünfziger noch einen umfassenden Überblick.
Das Gebäude ist in einem recht guten Zustand, manches könnte besser sein, aber man ist hier bescheiden und zufrieden.