Hallo zusammen!
Das Deutschland-Ticket führt einen -wenn man Lust hat - auch in benachbarte Auslands-Bahnhöfe.
Für mich als bekennenden Fan der historischen Signaltechnik stand Lauterburg bzw. "Lauterbourg" im Elsaß schon länger auf den Programm, da man dort aufgrund der wechselhaften Geschichte der Region eine interessante Mischform deutsch/französischer Signaltechnik findet. Bilder hatte ich schon gesehen, aber irgendwie muß man das doch mal "live" gesehen haben, oder?
Also ging es am 27.09.23 vom Heimatbahnhof aus über Koblenz-Mainz-Karlsruhe und Wörth auf die Strecke Wörth-Lauterburg (-Straßburg).
Man mag es kaum glauben, aber trotz 4x Umsteigen klappte das (wenn auch knapp und mit Sprints durch diverse Bahnhöfe) tatsächlich auf die Minute wie geplant.
Die 628-Garnitur ist auf Gleis 1 in Lauterburg eingetroffen, der französische Triebwagen rechts fährt weiter nach Straßburg
und das mit sichtlich gut gelaunten SNCF-Lokführer:
Nun war noch ausreichend Zeit, sich der Signaltechnik zu widmen.
Die Ausfahrt Richtung Wörth. Rechts das Stellwerk "Poste 1", das vom Gebäude her ziemlich modern ausschaut- aber wirklich historische Technik beherbergt.
Die Ausfahrsignale haben interessanterweise unterschiedliche Bauhöhen, obwohl das wegen fehlender Hindernisse wie Bahnsteigüberdachungen oder Brücken eigentlich nicht notwendig ist.
Frage ist - war nichts anderes "greifbar" - oder sollte man die Signale so besser unterscheiden können?
Das links stehende Signal scheint mal einen "deutschen" Flügel erhalten zu haben, während die 3 rechten einen anderen Signal-Flügel haben, der nicht ganz der deutschen Ausführung entspricht.
Das "Nachtzeichen" findet sich relativ übrigens weit unten am Signal und besteht aus einer Rot oder grün leuchtenden elektrischen Lampe. Die Signale sind einbergriffig. Wo es langsamer aus dem Bahnhof herausgehen soll (also "unser" HP2) steht eine Tafel mit der "30" als zulässige Geschwindigkeitsangabe.
Im Hintergrund sah man bereits dieses mechanische (Gleissperr-?) Signal, welches deutlich sichtbar per Seilzug bedient wird.
Interessant ist, dass die Weichen und Gleissperren im Gegensatz zu den Signalen per Stellstangen bedient werden:
Gehen wir mal in Richtung Landesgrenze zum Einfahrsignal.
Rechts liegt das ehemalige 2. Gleis, welches deutschen Oberbau (mit Krupp-, Hoesch-, Thyssen- - Schwellen aus den 1930er Jahren) hat, heute aber nur noch als Ausziehgleis genutzt wird.
Die weißen Pfeile an den Signalen zeigen übrigens an, für welches Gleis sie gelten.
Das rautenförmige Ausfahr-Vorsignal zeigt dauerhaft "Vr0"...
...ganz im Gegensatz zu diesem klappbaren Einfahrvorsignal, welches sich bereits hinter der Grenze auf deutschem Terrain befindet und neben dem deutschen auch das französische Zug-Beeinflussungs-System aufweist.
Das Signal hat einen elektrischen Antrieb der Klappscheibe
Noch ein Blick von der Rückseite:
Links erkennt man den Grenzstein, welcher sich über der Bachmitte des hier unter dem Bahndamm durchfließenden Grenzbaches, der Lauter, befindet.
Dahinter die Blechtafel markiert u.a. die ehemalige "Direktionsgrenze" der "BD Karlsruhe".
An der Befestigung der Schienen erkennt man schön den genauen Wechsel Frankreich/Deutschland.
Leider war der 628 einseitig ziemlich mit Graffiti verunstaltet :schade: - aber zu Dokumentationszwecken mußte er dann doch aufs Bild:
Wechseln wir mal ans andere Bahnhofsende.
Im gleichen modernen Baustil wie der "Poste 1" Richtung Wörth befindet sich dort der "Poste 2" in Richtung Straßburg.
Die Ausfahrsignale sind wieder mechanische, die Einfahrsignale aber französische Lichtsignale, zu denen ich mir bei den (noch hochsommerlichen) Temperaturen den Marsch gespart habe:
Man erkennt hier wieder schön die zahreichen Stellstangen, welche zu den Weichen führen.
Fragt mich nicht, ob die in den Hauptgleisen Zungenverschlüsse oder so was ähnliches wie bei uns haben.
Interessant ist die Bauform der Spannwerke. Während es im Bahnhof auch ein paar (neuere) Spannwerke "deutscher" Bauform gibt, schauen die hier echt historisch aus.
Die Seilführung ist ebenfalls interessant und einen genaueren Blick wert.
Die Signalflügel der Ausfahrsignale haben auch schon bessere Zeiten gesehen. Die Mastbauart ist interessanterweise mal eindeutig "deutsch", mal irgendein französischer "Eigenbau"
Und dann kommt auch schon wieder der 628 für die Rückfahrt nach Deutschland. Aber es ging nicht direkt nach Hause, einen kleinen Zwischentsopp habe ich natürlich noch eingelegt, wenn ich schon mal "in der Ecke" bin.
Ich sage nur: Abzweigbahnhof mit "Bruchsal G" - wer weiß, wo es in nächsten Beitrag hingeht?
Viele Grüße
Guido