Ich kann mir gar nicht genau vorstellen, wie man sich meine Vorstellung vorstellt, zumal ich mich ja nie so gerne in den Vordergrund stelle und ja am nächsten Sonntag auch erst einmal die Uhr vorgestellt wird. Dieses Vorstellen der Uhr ist ja neben dem heutigen Vorstellen der Papiertonne meiner Meinung auch viel wichtiger als daß ich mich vorstelle, zumal mir ja noch das gewichtige Wort eines früheren Patienten im Ohr klingt: "Wer Sie nicht kennt hat aber auch nichts versäumt!".
Worauf ich ihm entgegegnete: "Das nächste mal treffen wir uns erst wieder, wenn wir uns sehen!"
Darauf er (zu Umstehenden gewandt):"Stellen Sie sich mal vor, was der zu mir gesagt hat. Unvorstellbar! Und um mir so etwas anzuhören, war ich jetzt zwei Wochen hier!"
Nun ja, ich bin ja erst gut einen Tag hier, fühle mich aber schon wohl und könnte mir vorstellen, länger zu bleiben.
Ach ja, man sollte sich ja auch bekannt machen, damit man sich kennenlernt.
Ich bin Horst, 56 Jahre alt und arbeite mit anderer Leute Gehirn, manchmal aber auch mit meinem.
Am Normalsten ist für mich, allein schon von berufswegen, das Abnormale. Aber gerade die vermeintlich Normalen sind es, die ja abnormal sind und im vermeintlich geistig Kranken steckt oft mehr Normalität als in dem, der sich für gesund hält, was man sehr gut an Menschen wie Angela Merkel, Markus Lanz oder Dieter Bohlen ablesen kann. Deswegen bin ich auch gerne Psycho, denn wenn ich mir die Normalen dieser Welt ansehe, dann gehe ich lieber zu den ehrlich Abnormalen.
Das trifft auch auf meinen beruflichen Werdegang zu, denn aus dem Irrenhaus heraus wurde ich Lehrer, blieb das dann auch 20 Jahre, bis ich bemerkte, daß die Schule selbst ein großes Irrenhaus ist, nur eben nicht offiziell. Da ich auch Latein kann und mich immer gerne an das Wort des guten Seneca erinnert habe: "Errare humanum est - Gerade Irre sind Menschen" arbeite ich nun wieder in meinem alten Fach mit normalen echten Irren. Das ist so erfrischend ehrlich, daß ich mich hier auch sehr wohl fühle.
Neben meiner Gesundheit, den Menschen meines privaten Umfeldes und meinem Weinkeller liegt mir die Bahn am Herzen, daher meine Mitgliedschaft in der größten und bedeutendsten Arbeitsgemeinschaft historische Stellwerke des Westerwaldes und nicht zuletzt in diesem Forum, wo man -und das hätte ich gar nicht gedacht- auch abseits der Irrenhäuser normale Menschen trifft.
Was ich auch immer gerne erwähne: Für den Fall, daß mich einmal einer in meinem beruflichen Rahmen trifft, kann er ja so tun, als kenne er mich nicht, wenn es ihm peinlich ist, oder wir lösen das ganze mit einem kleinen Scherz auf, so wie neulich. Fragt mich ein Patient: "Na, ihr Gesicht habe ich auch schon einmal anderswo gesehen." "Das kann nicht sein", entgegnete ich, "ich trage es immer an derselben Stelle."
So, denn auf ein gutes Miteinander!