Re: Wilsenroth, Mai 1089
von Grauwacke » Do 26. Mär 2020, 13:11
Hallo Zusammen,
vielen Dank für dieses schöne Foto aus 1089. Da sieht man mal, wie lange die VT's aus dieser Zeit überlebt haben. Dieser Bahnhof war auch immer mein Lieblingsbahnhof im Westerwald, dicht gefolgt von den unnachahmlichen Bauten in Bad Marienberg, Rennerod, Fehl-Ritzhausen und Driedorf (alle gleich). Aber die waren uns eine Nummer zu groß. Wilsenroth wurde schon ganz schön verbastelt über die Jahrzehnte. Mit diesen komischen Rolläden hat man schwere Schäden an den Sandstein-Fensterstürzen angerichtet. Da wurde gebohrt und weggestemmt, was das Zeug hielt, um die Kästen da hineinzuquetschen. In alten Zeichnungen finden sich noch die alten Fensterläden aus kunstvoll gestaltetem Holz. Auch hatte das große Satteldach aufwändige Holzverzierungen in den Giebeln zur Gleisseite und nach Hinten. Die schmucklose Neonlampe über dem aus Stein gefertigten Bahnhofsschild bestand damals noch aus einer geschwungenen Lampe, die das Schild von vorne anleuchtete. Alles konnten wir natürlich nicht wiederherstellen, aber die alten Fenster und die Naturschiefereindeckung des Daches waren uns ein wichtiges Anliegen. Und was die Vegetation anbelangt, so habe ich leider kein Diuron mehr. Ich dünge sozusagen mit der Motosense. Man sehe es mir nach...
3 bange Jahre kämpften wir seinerzeit um das Gebäude und gegen die Windmühlen einer völlig außer Rand und Band geratenen Bahn. Meine Beharrlichkeit führte schlussendlich dazu, dass man uns den Bahnhof aus der Hand des Vorstandsvorsitzenden des damaligen Geschäftsbereiches "Personenbahnhöfe" direkt verkaufte, weil man sich dazu in der nachgeordneten Verwaltung außer Stande sah. Und selbst das gelang letztlich nur mit guten Beziehungen. Nun zittern wir allerdings um das Interieur und hier ganz besonders um das alte Stellwerk. Der hessische Denkmalschutz ist, wie alle öffentlichen Verwaltungen, zur Handlungsunfähigkeit mutiert und es gelingt uns seit Jahren nicht, unseren Bahnhof auch als technisches Denkmal anerkennen zu lassen. Und das, obwohl es gute Gründe dafür gibt und wir schon den Landrat persönlich eingeschaltet haben. Fehlanzeige! Entweder man reagiert verärgert auf unsere Eingaben oder man ignoriert sie. Die zuständige Dame (sie ist emanzipiert und trägt einen Bindestrich im Nachnamen), ist immer und ich meine wirklich immer mit folgenden Argumenten nicht erreichbar:
1. Fortbildung
2. Mutterschutz
3. Elternzeit
4. Krankenstand
5. Reha
6. Kur
7. Überstundenfrei
8. Auswärtstermine
9. Urlaub
10. Besprechung
Ein iterativer Prozess, der in seiner Reihenfolge beliebig kombinierbar ist und Jahr für Jahr fortschreitet. Im Büro trifft man diese Person nie an. So arbeitet der Landkreis Limburg/Weilburg, aber ich denke, andernorts ist es vergleichbar.
Nun denn, wir versuchen auch weiterhin, das Beste aus dem Bahnhof zu machen.
LG, Dirk
Zuletzt geändert von Grauwacke am Mo 6. Apr 2020, 13:31, insgesamt 1-mal geändert.
Rettet Leben, welches ohne den Rettungsdienst nie in Gefahr gewesen wäre!