Der 3.Februar 1945 war ein schwarzer Tag für Nieder Olm. Ein verheerender Luftangriff der US Air Force legte weite Teile der rheinhessischen Gemeinde in Schutt und Asche.
Auch das schöne Bahnhofsgebäude aus sandsteinfarbenen Backsteinen, wie sie für die gesamte Strecke Mainz-Alzey typisch waren, fiel komplett zusammen. Der Bahnbetrieb war unterbrochen.
Nach Ende der Kampfhandlungen errichtete die DB eine Holzbaracke als Ersatz für das Empfangsgebäude. Wie so oft ließ der Wiederaufbau auf sich warten. In Alzey dauerte das Barackenprovisorium ganze 14 Jahre, in Nieder Olm nicht ganz so lange, was unter anderem auch an dem politischen Druck der Gemeinde und am Einfluß der Firma Eckes, einem weltweit operierenden Fruchtsaft- und Spirituosenherstellers (hohes C, Chantré usw.) lag.
1957 entschloß sich die DB endlich zu einem Neubau. Ein Flachbau, wie er auch etwa in Gundersheim (Strecke Worms-Alzey-Bingen) oder Ockenheim (Strecke Gau-Algesheim - Bad Kreuznach) realisiert wurde, entstand. Rationalisierung und Funktionalität standen diesem Gebäudetyp Pate. Der Wartesaal war identisch mit der Schalterhalle und auch die Dienstwohnungen entfielen, gegenüber dem herrschaftlichen Gebäude von 1894 wurde der umbaute Raum um zwei Drittel reduziert.
Die Pflicht zum Wohnen am Dienstort (Residenzpflicht) wurde immer weiter gelockert, damit entfiel für die DB auch sukzessive das Bereitstellen von Wohnraum in Bahnhöfen.
Das mechanische Stellwerk wurde wieder eingebaut, zu Rationalisierungen in der Leit- und Sicherungstechnik etwa in gestalt eines Dr-Stellwerkes konnte man sich noch nicht durchringen. Bis zur Inbetriebnahme des ESTW Rheinhessen im Dezember 2007 blieb es in Betrieb.
Der Bahnhof Nieder Olm in den 1940er Jahren
Bis 1957 waren in dieser Holzbaracke Stellwerk, Fahrkartenverkauf, Güter- und Gepäckabfertigung sowie ein Warteraum untergebracht.
Der 1957 fertiggestellte Neubau, ein typischer Baustil in der BD Mainz, war bis 2007 in Betrieb.