Zu Anfang des 20.Jahrhunderts "schielten" fast alle größeren Städte, die was auf sich hielten, auf eine repräsentative Straßenbahn, auch Bingen am Rhein, damals einer der äußersten westlichen "Zipfel" des eisenbahnfreundlichen Großherzogtums Hessen-Darmstadt (Bingerbrück war schon Preußen).
Nach vier ziemlich aufsehenerregenden Jahren der Vorplanung (hierzu später mehr) wurde die Realisierung am 29. April 1903 vertraglich "festgezurrt", am 25.August 1905 begannen die Bauarbeiten, am 24.Februar 1906 erfolgte die Eröffnungsfahrt der regelspurigen Bahn.
Diese Bauzeit ist, gerade unter heutigen Rahmenbedingungen eine Sensation. Da ich die Örtlichkeiten als früherer Binger kenne, gehe ich heute von einer Zeitspanne zwischen Vertragsabschluß und Eröffnung von mehr als 20 Jahren aus. Wenn es überhaupt zur Realisierung käme...
Die Binger jedenfalls hatten nach nur drei Jahren ihre Straßenbahn, die 49 Jahre ein Erfolgsmodell war, bis ihr der Autowahn der 1950er Jahre den Garaus machte. Am 22.Oktober 1955 fuhr die letzte "Elektrisch".
Der Güterverkehr lief dann noch zwei Jahre weiter, da es am Binger Bahnhof einen direkten Weichenanschluß ins DB-Netz gab, war er ja für die angeschlossenen Unternehmen sehr effektiv.
(Fortsetzung folgt)
Das Bild zeigt ein nachkolorierte Fotographie von 1906.