Mainz und Rheinhessen um 1862




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Mainz und Rheinhessen um 1862

Beitragvon Horst Heinrich » So 25. Dez 2022, 18:33

Die "soziale Frage" beantworteten in der Mitte des 19.Jahrhunderts die Regierenden Deutschlands unterschiedlich, Preußen schickte Kürassiere gegen die Arbeiterschaft, Hessen-Darmstadt hingegen sorgte für Wohlstand und Bildung für alle.

So entstand in Rheinhessen, das zum Großherzogtum Hessen-Darmstadt gehörte, außer einem vorbildlichen Schulwesen eines der dichtesten Eisenbahnnetze Europas. Um 1910 hatte es kaum ein "Landeskind" weiter als 5 km zum nächsten Bahnhof.

1862 wurde auch eine wichtige Eisenbahnbrücke eröffnet, die von Mainz nach Bischofsheim. Ein Bauwerk, das die damals bekannten technischen Erkenntnisse mit historischen Elementen der Baukunst vereinigte.

Das zeitgenössische Gemälde zeigt einen Zug auf der zunächst eingleisigen Strecke Darmstadt zueilend. Der Darmstädter Schriftsteller Ernst Elias Niebergall entwirft 1841 in seiner Posse "Der Datterich" einen interessanten Dialog zum Thema Fortschritt, auf die Frage, ob die Eisenbahn einen Nutzen bringt, läßt Niebergall den Drehermeister Dummbach antworten: "...is die Eisebahn e Nutze for Dammstadt odder net? E bedeidender Nutze, ohne Froog. Nemme-Se nor, wieviel reise dann an Dammstadt vabei, die wo sonst ihr Lebdaag net vabeigerahst wehrn?".

Sofort zog dieses, den Rhein überspannende Bauwerk Kunstschaffende an. Das Bild zeigt, daß vorerst nur der erste Brückenträger eingezogen war, der Verkehr lief aber bereits.

Bild

Hier darf ich noch mal die rheinhessischen Strecken um 1910 in Erinnerung rufen:

Bild

Übrigens: Einige Strecken wirken abgeschnitten, aber das lag daran, daß an Hessen-Darmstadt an die bayerische Rheinpfalz grenzte.
In Fürfeld und Wendelsheim hatten die Bayern kein Interesse an der Fortführung, hinter Wahlheim, Wachenheim, Hohen-Sülzen und Offstein ging es auf bayerischen Strecken weiter.
Sehenswert teils bis heute ist auch, wie die Bayern sich hier als bedeutsames Königreich vor den Toren der Nachbarn baulich in Szene setzte. In der ganzen Rheinpfalz entstanden selbst auf einfachen Bahnhöfen imposante, repräsentative Stationsgebäude.

Hier sehen wir den Bahnhof Marnheim zwischen Worms und Langmeil in jener Zeit.
Marnheim hatte damals kaum 1000 Einwohner.

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Die Gesellschaft im 21.Jahrhundert: Bei vielen nichts anderes als das Fortleben des prähistorischen Menschen unter der dünnen Schale der Zivilisation.
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