Aktuelles von der Hunsrückbahn




Alles, was sich so in jüngster Vergangenheit ereignet hat oder sich ereignen wird

Re: Aktuelles von der Hunsrückbahn

Beitragvon Horst Heinrich » Di 28. Jul 2020, 09:36

Bei uns hier im Forum wird auch nicht jahrelang diskutiert, hier freuen wir uns auf TATEN! Also dann werde ich am 31.07. und 01.08. mal schauen, was sich an der Strecke tut und natürlich auch das Forum mit Bildern beliefern.

Der Skl 741 125 der Bm Kirn, der die Strecke ebenfalls an zwei Tagen in der vorletzten Aprilwoche befuhr, hatte es wegen der noch recht dünnen Vegetation nicht allzu schwer.
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Re: Aktuelles von der Hunsrückbahn

Beitragvon Horst Heinrich » Mi 29. Jul 2020, 09:54

eifelhero hat geschrieben:Frage an die Fachleute hier.

Melde ich mich einfach bei der DBAG, sage ich brauche eine Trasse Datum/Uhrzeit/Strecke und die müssen mich dann fahren lassen? :shock:


Hallo Heinz,

im Prinzip funktioniert das, vereinfacht ausgedrückt, genau so.

Voraussetzung ist natürlich, daß Du ein zugelassenes Eisenbahnverkehrsunternehmen (EVU) bist, ein für die Strecke zugelassenes Fahrzeug benutzt, einen streckenkundigen Triebfahrzeugführer (Tf) hast bzw. zusätzlich zum Tf einen streckenkundigen Lotsten. Dazu kommen noch mindestens zwei Sicherungsposten für Bahnübergänge (BÜ), die entweder mit dem Triebfahrzeug mitfahren und an jeder Straße aussteigen und den BÜ sichern oder mit dem Auto dem Zug vorausfahren und dann absichern.

Dann muß natürlich der bauliche Zustand eine gefahrlose Nutzung der Mietsache möglich machen, d.h. sollte die DB als Vermieterin hier kurzfristig gravierende Mängel feststellen, kann die Nutzung der Strecke untersagt werden. Da es aber schon einen Fahrplan gibt mit Zugnummern (Strecke Langenlonsheim -Stromberg einerseits und Stromberg-Büchenbeuren andererseits) hat ja im Vorfeld bereits alles geklappt und die Strecke ist von der Vermieterin (DB) als nutzbar eingestuft worden.

Du kannst Dich ja mal durch das System "klicken".

https://fahrweg.dbnetze.com/fahrweg-de/ ... en/trassen

Ja und dann die Frage: Was ist "bedingt befahrbar" im Klartext?: Die DB setzt bei baulich problematischen Strecken dann die Höchstgeschwindigkeit so weit "runter", daß das Risiko einer Beschädigung von Strecke und/oder Zug damit weitgehend minimiert wird. Im Hunsrück sind das 10/15 km/h.

Sollte es wirklich zu einer Wiederaufnahme regelmäßigen Güterverkehrs kommen, wird man mit dem jetzigen Streckenzustand, vor allem mit der Höchstgeschwindigkeit mittelfristig nicht weit kommen. Zumal ja jede Fahrt die Strecke weiter verschleißt.

Hier das 2007 ergangene Urteil des Bundesverwaltungsgerichts zur Hunsrückbahn.
Danach wurden größere bauliche Mängel (z.B. an Brücken im Guldenbachtal) behoben.

https://www.bverwg.de/251007U3C51.06.0

Nach diesem höchstinstanzlichen Urteil ist der Besitzer einer Strecke selbst bei geringstem und unwirtschaftlichen Betrieb verpflichtet, die Strecke betriebssicher vorzuhalten. Allerdings hat die DB dieser Forderung "betriebssicher" mit der 10 km/h - Beschränkung formal genügt.
Denn in dem Urteil wurde leider keine Aussage zu der Frage getroffen, ab welcher Geschwindigkeit eine Stecke diskriminierungsfrei nutzbar erscheint.
Wenn ich für 60 Streckenkilometer einfacher Weg einen ganzen Arbeitstag benötige (und dabei ist nicht einmal ein eventuelles Rangiergeschäft eingerechnet), würde ich das ganze nicht als diskriminierungsfrei bezeichnen. Aber eine Erhöhung der Höchstgeschwindigkeit müßte wahrscheinlich gesondert erstritten werden.

Das Ziel einer solchen, sich vermutlich Jahre hinziehenden und teuren Klage müßte sein, daß es eine Mindestgeschwindigkeit gibt, die der Streckenbesitzer zu gewährleisten hat, damit eine wirtschaftliche Nutzung möglich ist.
Besser als das ganze juristisch auszufechten wäre natürlich, wenn die Legislative die Sache über Gesetze und Verordnungen definiert, etwa mit einem Satz wie:
"Als wirtschaftlich nutzbar gilt eine Strecke, wenn eine durchschnittliche Mindestgeschwindigkeit von 40 km/h erreicht werden kann. Der Infrastukturbesitzer ist verpflichtet, den technischen Zustand herzustellen und zu erhalten, der diese Mindestgeschwindigkeit gewährleistet."

Mit einer solchen gesetzlichen Regelung etwa wäre die DB schon verpflichtet gewesen, die vielen intakten Lo-Anlagen an den BÜ's zwischen Langenlonsheim und Büchenbeuren weiter zu warten und zu betreiben und sie nicht -wie geschehen- ab 2014 zu demolieren.
Der DB-Güterverkehr, wie er bis 2001 noch betrieben wurde, war nämlich zeitlich und ökonomisch sinnvoll darstellbar. Die entsprechenden Übergaben konnten in sechs bis acht Stunden abgewickelt werden und es wurden oft immer noch bedeutende Zuglängen und Grenzlasten erreicht. An vielen Stellen konnte noch 50 km/h gefahren werden.
Hier zwei Videos vom hunsrücker Güterverkehr 1991 und 1994

https://rgebhard.de/seite814.htm

Jetzt beträgt die Grenzlast 300 Tonnen, d.h. je Zug könnten 6-7 Lkw-Ladungen befördert werden.
Schon vor ein paar Jahren hatte mir ein hunsrücker Unternehmer, der nicht nur viele Jahre treuer Bahnkunde war, sondern der sogar noch im Besitz eines Gleisanschlusses war, vorgerechnet, daß er 20 Tonnen Fracht per Lkw ab Hof bis auf den Hof des Empfängers im Süden Deutschlands für gut 600 Euro transportiert bekommt, bei der Bahn waren da schon 900 Euro fällig. Und der Lkw war schneller!
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Re: Aktuelles von der Hunsrückbahn

Beitragvon Horst Heinrich » Mi 29. Jul 2020, 21:56

Heute berichtet die Rhein-Zeitung:

Hunsrückquerbahn: Wenig konkrete Aussagen – Güterverkehr ab Dezember?

Das private Bahnunternehmen Widmer Rail AG plant, ab Dezember Güterverkehr auf der Strecke der Hunsrückquerbahn zwischen Langenlonsheim und Morbach zu betreiben (wir berichteten). Dazu hatte der CDU-Landtagsabgeordnete Hans-Josef Bracht eine Anfrage an die Landesregierung gestellt. Er wollte wissen, wie diese die Pläne von WRS hinsichtlich Ernsthaftigkeit, Realisierungschancen und -möglichkeiten auch auf den aktuellen Bauzustand bewertet und ob WRS einen Rechtsanspruch auf die Reaktivierung und Nutzung der Strecke habe.
Staatssekretärin Daniela Schmitt (FDP) vom Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau, antwortet: „Für den stillgelegten Streckenabschnitt zwischen Büchenbeuren bis Hermeskeil laufen derzeit Verhandlungen der WRS Deutschland GmbH mit der DB Netz AG als Eigentümerin der Strecke, um die Strecke zu pachten.
Ein Antrag auf Erteilung einer Genehmigung als Eisenbahninfrastrukturunternehmen liegt dem Land nicht vor.
Vor dem Hintergrund, dass dieser Streckenabschnitt seit Jahren unbefahren ist und Ertüchtigungsarbeiten erforderlich sind, kann zu einem möglichen Inbetriebnahme-zeitpunkt keine Aussage getroffen werden. Die Anforderungen an die Sicherheit des Betriebs, auch an den Bahnübergängen, werden durch die Landeseisenbahnaufsicht festgelegt.
Die Zulassung richtet sich nach den gesetzlichen Vorgaben. Da die genannten Verfahren noch nicht eingeleitet wurden, können hierzu keine Angaben gemacht werden. Die Kosten für Sicherungsmaßnahmen trägt der Betreiber des Schienenweges.“
Rechtlich bestehende Bahnstrecke
Schmitt führt aus, dass es sich bei dem Abschnitt zwischen Büchenbeuren und Hermeskeil rechtlich um eine bestehende Eisenbahnstrecke handele. Für eine Bestandsstrecke erfolge Lärmschutz auf Basis des freiwilligen Lärmsanierungsprogramms des Bundes. „Welche Maßnahmen hierbei im Einzelnen infrage kommen, wird durch ein Lärmgutachten geklärt werden“, sagt Schmitt.
Das gelte auch für den Abschnitt Langenlonsheim und Büchenbeuren.
Auf Brachts Frage, ob die Pläne von WRS in Einklang zu bringen seien mit den laufenden Planfeststellungsverfahren im Streckenabschnitt Langenlonsheim und Büchenbeuren sowie den Zielen der IG Nationalparkbahn zwischen Büchenbeuren und Hermeskeil, antwortet Schmitt, dass die WRSPläne unabhängig von einer eventuellen Reaktivierung der Strecke für den Personenverkehr zu sehen seien. Nach Kenntnis der Landesregierung werde die Hunsrückquerbahn für eine Geschwindigkeit von 30 km/h von Langenlonsheim bis Stromberg und für 10 km/h im weiteren Abschnitt bis Büchenbeuren betriebsbereit vorgehalten.
„Ein attraktiver Personenverkehr kann erst nach Ertüchtigung der Hunsrückquerbahn gefahren werden“, betont Daniela Schmitt.
Die Antworten der Staatssekretärin stellen Bracht nicht zufrieden: „Die Landesregierung agiert bei der Hunsrückbahn völlig planlos! Konkrete Aussagen zu Lärmschutz, Sicherheit und der Reaktivierung der Hunsrückbahn fehlen. Die Antworten auf meine konkreten Fragen sind sehr ausweichend. Offenbar wurde die Landesregierung von den WRS-Plänen kalt erwischt. Die Landesregierung weiß nichts obwohl seit Jahren viele Millionen an Steuergeldern in Planungen für eine Reaktivierung fließen“, ereifert sich Bracht.
Eine Nutzung der Hunsrückquerbahn für Gütertransport ab Dezember ohne die notwendigen Vorkehrungen berge große Probleme – wie Gefahrenstellen an einer Vielzahl von unbeschrankten Bahnübergängen sowie Lärmbelastungen durch laute Güterzüge und Pfeifsignale. „Für uns gilt daher:
Bahnverkehr nur mit Sicherheit und Lärmschutz“, sagt Bracht.
Dass die Bahnstrecke nach den Vorstellungen der damaligen SPD/ FDP-Landesregierung bereits 2002 reaktiviert an den Start gehen sollte und sich immer noch nichts getan habe, lässt Bracht schlussfolgern: „Die Menschen im Hunsrück fühlen sich für dumm verkauft.“ Die mangelhafte Ziel- und Umsetzungsorientierung der Landesregierung in Sachen Reaktivierung habe die Entwicklungschancen im Hunsrück, und offensichtlich auch die des Flughafens Hahn, massiv gehemmt. Die Landesregierung müsse endlich mehr Entschlusskraft zeigen und die Perspektive für eine Reaktivierung der Strecke und damit insbesondere für den Personenverkehr auf der Strecke schaffen. In der Landesregierung sei man sich nicht einig: Die SPD äußere sich seit Jahren kritisch, zurückhaltend oder gar nicht, die
Grünen forderten medienwirksam die Reaktivierung, und das zuständige FDP-Wirtschaftsministerium lasse jegliches Engagement vermissen und antworte jetzt sehr ausweichend.
Brücke in Nickweiler stabilisiert
Vor dem Hintergrund der geplanten Güterverkehre soll am Wochenende ein Testzug zwischen Langenlonsheim und Büchenbeuren verkehren. Am Freitag soll dieser um 10.18 Uhr in Langenlonsheim starten und gegen 18 Uhr in Büchenbeuren ankommen. Zurück geht es am Samstag um 10 Uhr. Ankunft in Langenlonsheim soll für 17.45 Uhr geplant sein. DB Netz hat in den vergangenen Tagen übrigens Maßnahmen zur Stabilitätssicherung an der Brücke über den Bieberbach in Nickweiler vornehmen lassen. tor
Thomas Torkler zu den Antworten zu den Antworten auf Brachts Anfrage
Landesregierung ungewollt unter Zugzwang gesetzt
Wischiwaschi. so könnte man die Antworten von Staatssekretärin Daniela Schmitt (FDP) auf die kleine Anfrage von Hans-Josef Bracht (CDU) vordergründig bezeichnen. Das klingt sehr abwertend und würde daher gern auch von jedem CDU-Politiker so unterschrieben. Allerdings muss man berücksichtigen, dass der Staatssekretärin auch gar nichts anderes übrig blieb, als auf Gesetze und Vorschriften zu verweisen. Zur Absicht des Bahnunternehmens WRS Widmer Rail, auf der Hunsrückquerbahn Güter zu transportieren, soll es nach Informationen unserer Zeitung Anfang August diesbezüglich auch ein Treffen mit Vertretern des zuständigen Ministeriums geben, in dem WRS seine Pläne erläutert wird. Es ist sicher sinnvoll, wenn konkretere Stellungnahmen seitens der Landesregierung erst danach erfolgen.
Gleichwohl liegt Hans-Josef Bracht nicht so falsch mit seiner deutlichen Kritik an der Landesregierung.
Die CDU im Rhein-Hunsrück-Kreis und im Land fordert schon lange – und ja, gern auch im Wahlkampf – eine definitive Entscheidung in Sachen Reaktivierung der Hunsrückquerbahn. Die Union will von der Landesregierung eine Entscheidung. Darüber, ob sie die Reaktivierung wirklich weiterverfolge oder ob sie nicht mehr mit der Bahn plane.
Es reicht nicht aus, wenn alle Politiker der Landesregierung auf den Koalitionsvertrag und das laufende Planfeststellungsverfahren verweisen. Dass es nun wie aus dem Nichts plötzlich konkret um Schienenverkehr auf der Strecke geht, auch wenn es sich nicht um Reaktivierung und
Personenverkehr handelt, sondern um Güterzüge, hat die Landesregierung kalt erwischt. Es langt
nicht, den Koalitionspartner in Verhandlungen mit der Reaktivierungsabsicht für die Bahn ruhig zu
stellen. WRS hat mit seinen Plänen den Bekenntnissen in Sonntagsreden vieler Politiker, in Zeiten des Klimaschutzes mehr Güterverkehr von der Straße auf die Schiene verlegen zu wollen, ungewollt Zugzwang auferlegt. Also: „Butter bei die Fische


Ich habe einen interessanten Abschnitt durch Fettdruck hervorgehoben.
Zwischen Büchenbeuren und Hermeskeil, der Abschnitt, der für die IG Nationalparkbahn interessant ist, ist weiterhin die Landeseisenbahnaufsicht zuständig und hier kann nicht so einfach im Handumdrehen ein Zugverkehr aufgenommen werden. Dazu kommt: Die Widmer AG ist kein EIU, sondern ein EVU.

Zwischen Langenlonsheim und Büchenbeuren kann Widmer als EVU fahren, das aber mit 30 bzw. 10 km/h.

Zwischen Langenlonsheim und Büchenbeuren ist keine Nachfrage erkennbar.
Zwischen Morbach und Hermeskeil gibt es weitgehend nicht mal mehr Andreaskreuze. Wie will man hier fahren? Auf einem Baugleis? Selbst hierfür fehlen die rechtlichen Rahmenbedingungen. Welcher Eisenbahnbetriebsleiter verantwortet das?

Wo liegt der Sinn?

Hat man sich diese Strecke einmal angesehen?
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Re: Aktuelles von der Hunsrückbahn

Beitragvon Dieselpower » Mi 29. Jul 2020, 22:10

Hallo Heinz,

Naja, in den letzten Jahren war es eigentlich auch ziemlich egal, was man gewählt hat - mit einer Ausnahme kann man den Parteienapparat eh nicht mehr auseinanderhalten. Machterhalt an Stelle von Zielen - um nichts anderes geht es denen...

Aber zu deinen Ausführungen:
Ich glaube, so wie dir ging es vielen Landbewohnern in den letzten 30 Jahren. Der Basalt wird ja bekanntlich heute auch noch aus dem Westerwald abgefahren, genauso wie Holz (aktuell dank des trockenen Sommers 2019 und der damit einhergehenden Käferplage ganz extrem sogar). Doch such einmal Lademöglichkeiten. Als ich vor 15 Jahren bei der WEBA angefangen habe, gab es Holverladung in Weitefeld, Scheuerfeld, Altenkirchen, Puderbach, Betzdorf usw., also schön geographisch sinnvoll über das waldreiche Gebiet verteilt. Über die verzweifelten Versuche der Spediteure, eine Möglichkeit der schienengebundenen Holzverladung im/am Westerwald zu finden, kann man derzeit im Nachbarforum schön verfolgen, noch wenige Jahre zuvor waren an 2/3 der Stationen Holzverladungen an der Ladestraße möglich...inzwischen packt man das Holz am Waldrand in Seecontainer - aber nicht nur das massiv angefallene Käferholz, auch Buche und Eiche gehen auf die (zunächst einmal gummibereifte) Reise nach....na? Genau, China! Erst gestern standen ganz umweltfreundlich in der Schneise G (!) zum Windpark 5 LKWs gleicher Farbe mit Seecontainern der selben Reederei, und warteten auf ihren Einsatz...auch die Landgewinnung in den Niederlanden mit tausenden Tonnen Westerwälder Basalt jede Woche läuft noch - aber nicht auf der Schiene. Immerhin noch mit deutschen Kennzeichen, aber - sehr zu meinem Erstaunen - nicht selten grünen (steuerbefreit).
Aber wir sollen unsere Ofenheizung der Umwelt zuliebe ebenso abschaffen, wie unsere modernen sauberen Dieselautos und neuen Ölheizungen....alles klar!
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Re: Aktuelles von der Hunsrückbahn

Beitragvon ETA 517 » Do 30. Jul 2020, 07:51

Dieselpower hat geschrieben: Immerhin noch mit deutschen Kennzeichen, aber - sehr zu meinem Erstaunen - nicht selten grünen (steuerbefreit).


Hallo Marko,

kleiner Einwand von mir:
Nur der Auflieger hat ein grünes Nummernschild, dafür muß für die Zugmaschine eine erhöhte KFZ-Steuer erhoben werden.

Gerne nutzen das Spediteure, die unterschiedliche Auflieger aber wenige Zugmaschinen besitzen. Im Endeffekt ist der Sparvorteil aber nur gering.


Gruß

Marcus
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Re: Aktuelles von der Hunsrückbahn

Beitragvon Dieselpower » Do 30. Jul 2020, 11:24

Ah, das wußte ich nicht - wieder was gelernt...Danke :-)
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Re: Aktuelles von der Hunsrückbahn

Beitragvon Horst Heinrich » Fr 31. Jul 2020, 20:06

Die Streckenbereisung am 31.07.2020

Um 10.18 Uhr hat sich heute 215-004-3 von Langenlonsheim aus mit einem dreiköpfigen Team (Tf, Lotse, SiPo) den Weg in den Hunsrück gebahnt.
Etwa 45 Minuten vor Plan war die Lok im Raum Kirchberg, wo ich sie dann auch fotographieren konnte. Ein per Straße und Feldweg mitreisender Troß Fotographen, von denen ich viele in die Rubrik "ferrosexuelle Spinner" einordnen muß, verfolgten die Fahrt. Fielen dabei durch Rücksichtslosigkeit (auch den anderen, disziplinierten Fotographen gegenüber) und Gesetzesübertretungen (wie widerrechtliches Befahren von Wald- und Wirtschaftswegen, Betreten der Gleise trotz herannahendem Zug teils mit Kindern an der Hand), aber auch durch wahnhafte Handlungen (Absägen von Ästen bzw. Abmähen von Grashalmen etwa für die optimale Bildachse Lok-Andreaskreuz-Signal BÜ 4) oder andere Merkwürdigkeiten auf, aber das nur nebenbei.

Hier die Bilder.
BÜ im Stadtbegiet von Kirchberg (Kreisstraße nach Metzenhausen).

Bild

Hier ist mir ein ehemaliger Mitarbeiter des früheren Fernmeldezeugamtes Simmern über den Weg gelaufen. Er berichtete, daß der Gleisanschluß dort in seiner aktiven Zeit vor etwa 25 Jahren mindestens zwei bis dreimal wöchentlich von der DB angefahren worden sei. Der Nachfolger Telekom hat jetzt Teile der Ladegleise überbaut, der Anschluß besteht aber noch.

Bei km 53,0 im Forstrevier Brauschied
Bild

Eine Auswahl Ferrosexueller am Bf Sohren. So ähnlich war es an nahezu jeder Fotostelle.

Bild

Innerörtlicher BÜ mit hoher Verkehrsdichte am Bf Sohren. Das Erstaunen der Straßenverkehrsteilnehmer war sichtlich groß.

Bild

Bahnhofseinfahrt Büchenbeuren. Für Vater und Sohn, sie wohnen seit 5 Jahren gleich nebenan, die "erste richtige Lok auf der Strecke", wie sie mir berichteten.

Bild

Leid hat mir an diesem Tag neben dem Sicherungsposten, der selbst an jedem menschenleeren Wald-BÜ von der Maschine sprang, die Maschine selbst getan, sieben Stunden untertouriger Dauerbetrieb bei sengenden Außentemperaturen...

Etwas gestört hat mich auch, daß der schöne klassische DB-Keks, der die gut restaurierte Lok sonst ziert, mit einen Phantasie-Logo überklebt wurde, das Elemente des Widmer Rail Service-Logos enthält. Na ja, es hatte wohl irgendeinen Sinn.

Sind wir gespannt, welche Erkenntnisse diese Fahrt den Veranstaltern gebracht hat.
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Re: Aktuelles von der Hunsrückbahn

Beitragvon Horst Heinrich » Sa 1. Aug 2020, 10:37

eifelhero hat geschrieben:Hallo HH,
vielen Dank für die Bilder.
Auffällig ist im Netz, wieviele Eisenbahnfuzzis zu für andere normalen Arbeitszeiten die Muße finden,sich 6 Stunden und länger irgendwo in die Pama zu stellen, um Ihrem Hobby zu frönen. Bei vielen Bildern sind aber auch noch die Arbeittrupps zu sehen, die wohl mit der "heißen Nadel" im letzten Moment die Strecke befahrbar gemacht haben. Es gibt aber wohl auch schon erste Bürgerinitativen,die hier und da eine Untertunnelung ihrer Dörfer aus Lärmschutzgründen fordern.

Mit dem Thema Untertunnelung hat die SPD Langenlonsheim (mit guten Beziehungen zur Landes- und Bundespolitik) schon vor 20 Jahren nicht nur eine kreisübergreifende Forderungshysterie angestoßen, sondern auch eine Verteuerung der Reaktivierung um mindestens 20 Millionen Euro zu verantworten, weil man durchgesetzt hat, daß die Trasse ab Bf Langenlonsheim bis zum Freibad in einen Trog verlegt wird. Man wollte damit die Bewohner zweier Neubaugebiete vom Bahnlärm entlasten und zugleich den zugegebenermaßen neuralgischen Bahnübergang "Kloningersmühle" im Zuge der B 48 auflassen.

In der Tat waren in den letzten Tagen Bautrupps an der Strecke. Wie ich schon schrieb, ist am baulichen Bestand der Strecke unterhaltungsmäßig mehr als 40 Jahre nichts mehr passiert. Von dem Neubau zweier Brücken bei Rheinböllerhütte abgesehen. Kleine Brücken und Durchlässe -gemauert oder aus Stahl- sind größtenteils noch aus der Entstehungszeit der Strecke (1880-1910).

Man muß das so sehen: Bis in die 1960er Jahre hinein, als hier noch ordentlich Verkehr rollte, waren diese Kunstbauten mit ihren 50 bis 80 Lebensjahren und dank der guten Ausführung top in Schuß, da brauchte man nichts machen.
Als man hätte etwas machen müssen, waren die Stillegungsprozesse schon imgang, also wurde immer nur notdürftig geflickt.
Große Ausnahme: Die Teilsanierung des Nieder-Kostenzer Viadukts 2009, was aber dem zuvor zitierten Urteil des BVerwG geschuldet war (Pflicht der DB zur Gewährleistung der Befahrbarkeit).
Auch jetzt haben die Trupps nur dort gearbeitet, wo die Befahrbarkeit gefährdet war, denn mit dem BVerwG-Urteil in der Hand hätte dann der Veranstalter der Fahrt auf Schadenersatz klagen können, wenn die Fahrt ausgefallen oder etwas passiert wäre.

Und was die Fuzzies betrifft: Da bin ich entspannt, wenn sie keinen großen Unfug machen. Es gibt viele Leute, die fleißig arbeiten gehen, sich aber Urlaubstage für solche "Events" aufsparen. Why not?
Mancher Arbeitgeber wäre freilich froh, sein Mitarbeiter würde soviel kreatives Engagement in seinen Hauptjob einbringen wie in sein Hobby, ob Feierabendpolitik, Schrebergarten oder Eisenbahn, aber das ist ein anderes Thema!

Allerdings beunruhigt mich eine Eilmeldung, die soeben über mein Online-Presse-Abo reingekommen ist:



Stillegung der beiden Rheinstrecken zum 31.01.2021 beschlossen.

BERLIN. (Eig.Bericht) Wie aus einer Eilpressemeldung des Bundesverkehrtministeriums hervorgeht wurde im Verkehrsausschuß des Deutschen Buntentages nach einer Anhörung von Experten aus der Reihen der Bahn, der Geoundlogischen Landesämter, des TÜV Meinland sowie des Bundes für Unwelt und Naturschmutz die sofortige Stillegung des beiden Rheinstrecken zwischen Mannheim und Köln zum 31.01.2021 beschlossen.
Hauptgrund ist die, vor allem durch den stark gewachsenen Personen- und Güterverkehr verursachte Beschädigung der Rheinuferhänge. Die von der Bahn ausgehenden Erschütterungen und Schallwellen, so der Sprecher des Ausschusses Dr.Heimfried Krach, verursachten eine zunehmende Zerstörung des Quarzitgesteins infolgedessen mit einer Zunahme von Erdrutschen zu rechnen sei. Messungen hätten ergeben, daß Schallwellen von Güterzügen noch in zahlreichen Kellern des Raumes Rheinböllen-Simmern zu Beschädigungen der Fundamente führten. Eine Anwohnerin in Dichtelbach bestätigte gar, sie könne durch einen Riß in der Kellerwand die Züge am Rhein pfeifen hören. Ein Hinweis, so der Landrat des Rhein-Hunsrück-Kreises, Manon Blöhr, daß die Höhenzüge des vorderen Hunsrückes bereits löcherig seien wie ein Schweizer Käse.
Forderungen von Rheinanliegern, diese Löcher für eine Verlegung der Rheinstrecke in Tunnel zu nutzen, erteilte Blöhr eine Absage: "Der Hunsrück ist nicht die Schweiz". Wie ein Sprecher der Bahn erläuterte, sollen die Güterzüge, die das Rheintal bisher genutzt hätten, auf die Neubaustrecke Köln-Frankfurt umgeleitet werden. Langfristig sei dort an eine Einstellung des Personenverkehrs gedacht. Die wegfallenden ICE-Relationen würden, so Bahnsprecher Doornimaug, auf eine neue Billigfluglinie Frankfurt-Köln verlagert. Die Bahn gründe hierzu eigens mit einer irischen Fluggesellschaft, deren Name man zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nicht verraten könne, eine neues Tochterunternehmen, die Deutsche Bahn Rein Air GmbH. Es sei nicht ausgeschlossen, so der Sprecher, daß die Bahn langfristig den Personenverkehr komplett aufgebe, wenn sich das Engagement des einstigen Staatsunternehmens im Luftverkehr positiv entwickele.

Ungeteilte Zustimung erfahren diese Pläne durch die zahlreichen Lärmschutzinitiativen am Mittelrhein. Da der komplette Schienenpersonennahverkehr auf Busse verlagert werde, erhoffen sich insbesondere die Gastronomen des Rheintales positive Impulse. So sollen Wartenden an den Bushaltestellen saisonal wechselnde kulinarische Angebote
unterbreitet werden. In jedem Ort entlang der Strecke wird es in der Zeit von 6 bis 22 Uhr Weinproben an den Haltepunkten des Rhein-Regio-Busses geben.
Für Pendler, die sich spontan nach Feierabend entschließen würden, bis zum anderen Morgen in einem der zahlreichen leerstehenden Hotels zu übernachten habe man zwischen Koblenz und Bingen die Initiative "Work-Sauf-Sleep and Work" gestartet mit attraktiven Pauschalangeboten, z.B. ein Fünf-Tage-Abo für nur 299 Euro.

Im Wahljahr 2021 komme diese Stillegung gerade recht, um das Vertrauen der Mittelrheinanlieger in die Politik wiederherzustellen, erklärte hierzu der Sprecher der RotArier am Mittelrhein, Sören Glaubs-Kaum. Auch der Repräsentant der BlauArier, Freiherr Hanns von Drüben, zugleich Vorsitzender der Rheinburgenvereinigung zollt dem schnellen Handeln der Berliner Regierung Beifall:

"Die Bahn ist ein Verkehrsmittel der Vergangenheit.Es wurde höchste Zeit, daß sie aus dem Rheintal verschwindet."
Die Gleise übrigens wird der Bund vorerst nicht entfernen. Bahn-Sprecher Eckhold Doornimaug: "Wir warten, bis der Schrottpreis wieder steigt."
Zuletzt geändert von Horst Heinrich am Sa 1. Aug 2020, 11:01, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Aktuelles von der Hunsrückbahn

Beitragvon Dieselpower » Sa 1. Aug 2020, 22:57

Ach Du heiliger August! :D
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Re: Aktuelles von der Hunsrückbahn

Beitragvon Heiner Neumann » So 2. Aug 2020, 09:30

Das ist mal wieder ein echter Horst Heinrich! :D :D :D

Man sollte diese geistigen Ergüsse mal langsam sammeln und in Buchform verewigen! Höchste Zeit!

Gruß

Heiner
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Vertraue nur Deinem eigenen Hintern - denn nur er steht immer hinter dir!
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