Grauwacke hat geschrieben:Ja Horst, da gebe ich Dir Recht. Der Vater meiner damaligen Freundin hatte direkt neben dem Bahnübergang in Uhlerborn auf dem Campingplatz "Blauer See" (oder so ähnlich) von der Eigentümerin Heidi Haschke eine Parzelle mit Mobilheim gepachtet. Dort verbrachten wir im Sommer viele schöne Wochen am Strand des dortigen Sees. So manches "Schäferstündchen" führte uns in die weitläufigen Kieferwälder oberhalb des Bahndammes und oft standen wir dann vor verschlossener Schranke und beobachteten die mit 160 km/h vorbeirauschenden IC-Züge. Das alles war Mitte der 1980iger Jahre. Und es ist auch korrekt, dass der Brückenbauhof Heusenstamm in Uhlerborn eine Außenstelle mit vorgefertigten Eisenbahnbrücken unterhielt. Dort streunerten wir auch oft umher. An der Strecke nach Bad Kreuznach hinter Gau-Algesheim im Bahnhof Gensingen-Horrweiler befand sich übrigens Deutschlands einziges Großlager für mobil einsetzbare Stellwerke der Bauformen mechanisch Einheit und Siemens Spurplan 60. Alles war modular in Gitterboxen verladen und wenn der böse Russe uns angegriffen hätte, so hätte man dort alles in Sattelzüge verlasten und vor Ort jeden xbeliebigen Bahnhof im Handumdrehen wieder mit einem Behelfsstellwerk mit autarker Stromversorgung errichten können. Alles Relikte aus dem kalten Krieg. Alle Lagerbestände wurden Mitte der 1990iger Jahre aufgelöst und der Schrottpresse zugeführt. Ein paar nagelneu verpackte Signalhebel habe ich aus Gensingen retten können. Aber das war es dann leider auch. Wenn man überlegt, wie Viele Steuergelder seinerzeit dort vernichtet wurden. Unfassbar!
Dirk, erinnerst Du Dich noch an das ehemalige Bahnwärterhaus direkt am BÜ? Es stammte noch aus dem 19.Jahrhundert. Hier verkehrte ich in den 1980er Jahren öfters bei meinem Großonkel Reinhard Klumb, er war zwar "nur" Kraftfahrer bei der Sm Mainz, aber wir gingen oft zu ihm. Auch er hatte gute Eisenbahnergeschichten "parat", die wir gerne aufsogen. Er lebte hier im Haus mit seinen 6 Kindern, unglaublich, es war alles sehr beengt und auf einer Hausseite lag schon direkt ein Durchgangsgleis. Hier hat wirklich das Porzellan im Schrank geklirrt...
Trotzdem ist nie ein Kind überfahren worden.
Das Stellwerkslager Gensingen kenne ich auch noch, es war über Gleis 1 mit einem Nebengleis angeschlossen.
Ein einziges Mal habe ich hier Menschen gesehen, die meiste Zeit war es hier gespenstisch ruhig.
Bei DSO gibt es hierzu eine interessante Reportage
https://www.drehscheibe-online.de/foren ... 17,4838896Noch etwas zum Campingplatz Uhlerborn.
Direkt hinter der Schranke unweit des Brückenlagers befand sich ein Fahrzeugdepot der US-Armee, wo später ein gewisser Ernst H. Richartz ein brisantes Chemie-Abfall-Lager betrieb, das es zeitweise bundesweit in die Schlagzeilen schaffte.
Die Kosten der Sanierung blieben -wie so oft- an der öffentlichen Hand hängen, Herr Richartz war insolvent in Südamerika abgetaucht.
Und noch etwas "Brisantes":
1938 hat das deutsche Staatsoberhaupt mit seinem Sonderzug im Bahnhof Uhlerborn übernachtet:
https://www.regionalgeschichte.net/index.php?id=9240
Die Gesellschaft im 21.Jahrhundert: Bei vielen nichts anderes als das Fortleben des prähistorischen Menschen unter der dünnen Schale der Zivilisation.